Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.stellen des Feuers zu bringen, aber vergebens. Es folgte ein fürchterlicher Strauszenzucht und Straußenfedern. Die Frage nach der Herkunft unserer Hausthiere ist meist noch eine un¬ In historischer Zeit sind nur sehr wenige Thiere dvmestizirt worden, so Wie leicht der Strauß zu zähmen ist, dafür finden wir ein Beispiel in stellen des Feuers zu bringen, aber vergebens. Es folgte ein fürchterlicher Strauszenzucht und Straußenfedern. Die Frage nach der Herkunft unserer Hausthiere ist meist noch eine un¬ In historischer Zeit sind nur sehr wenige Thiere dvmestizirt worden, so Wie leicht der Strauß zu zähmen ist, dafür finden wir ein Beispiel in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0390" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141269"/> <p xml:id="ID_1305" prev="#ID_1304"> stellen des Feuers zu bringen, aber vergebens. Es folgte ein fürchterlicher<lb/> Austritt, indem die Geschosse mitten in die dichteste Menge gerichtet wurden.<lb/> In einer aller Beschreibung spottenden Verwirrung stürzten die von Angst<lb/> und Verzweiflung Ergriffenen, Europäer und Jndier, in toller Flucht vorwärts<lb/> und ließen Alles, Geschütz, Munition, Gepäck, ja auch die noch nicht voraus¬<lb/> geeilten Frauen und Kinder im Stiche, indem jeder Einzelne nur auf seine<lb/> eigene persönliche Rettung bedacht war. Dennoch fehlte es bei diesem Zu¬<lb/> stande allgemeiner Auflösung nicht an einzelnen Zügen von Selbstbeherrschung<lb/> und Besonnenheit. Der tödtlich verwundete Lieutenant Sturt war niederge¬<lb/> stürzt und lag hilflos am Boden, als Lieutenant Mein seiner ansichtig wurde,<lb/> sofort umkehrte, den Kameraden anf ein kleines Pferd hob und, während die<lb/> Kugeln rings um ihn einschlugen, nach dem Lager zurückführte, wo Sturt am<lb/> folgenden Morgen verschied. Er war der einzige Brite, dem ein christliches<lb/> Begräbniß zu Theil ward.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Strauszenzucht und Straußenfedern.</head><lb/> <p xml:id="ID_1306"> Die Frage nach der Herkunft unserer Hausthiere ist meist noch eine un¬<lb/> gelöste. Woher das Pferd eigentlich stammt, ob etwa aus Junernsien, ist noch<lb/> nicht mit Sicherheit dargethan worden. Was das Rind betrifft, so hat kürzlich<lb/> der verstorbene Professor vou Frantzins zu beweisen gesucht, daß wir seine<lb/> Zähmung den Negern Afrika's zu verdanken haben, und daß diese, die wir so<lb/> sehr über die Achsel anblicken, uns mit einer der größten Wohlthaten beschenkten.<lb/> Fast alle unsere Hausthiere kommen schon auf den egyptischen und assyrischen<lb/> Monumenten vor oder ihre Reste werden in den Pfahlbauten und Hünen¬<lb/> gräbern gefunden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1307"> In historischer Zeit sind nur sehr wenige Thiere dvmestizirt worden, so<lb/> daß wir in dieser Beziehung von der Kunst der Vorfahren zehren. Bekannt<lb/> ist, daß der Truthahn, ein Amerikaner, erst seit kurzer Zeit zu unseren Haus-<lb/> thieren gehört, und jetzt stellt sich ihm ein anderer sehr nützlicher Vogel als<lb/> Hausthier an die Seite, nämlich der Strauß.</p><lb/> <p xml:id="ID_1308" next="#ID_1309"> Wie leicht der Strauß zu zähmen ist, dafür finden wir ein Beispiel in<lb/> Eduard Mohr's südafrikanischen Reisen. Ihm wurden acht junge Strauße<lb/> übergeben, die erst vor sechs Tagen aus dem El gekrochen waren. Sie sahen<lb/> komisch genug aus, etwa wie Igel, die auf langen Hühnerbeinen stehen, ver¬<lb/> sehen mit einem schlanken, dünnen, gefleckten Miniaturgiraffeuhals. „Die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0390]
stellen des Feuers zu bringen, aber vergebens. Es folgte ein fürchterlicher
Austritt, indem die Geschosse mitten in die dichteste Menge gerichtet wurden.
In einer aller Beschreibung spottenden Verwirrung stürzten die von Angst
und Verzweiflung Ergriffenen, Europäer und Jndier, in toller Flucht vorwärts
und ließen Alles, Geschütz, Munition, Gepäck, ja auch die noch nicht voraus¬
geeilten Frauen und Kinder im Stiche, indem jeder Einzelne nur auf seine
eigene persönliche Rettung bedacht war. Dennoch fehlte es bei diesem Zu¬
stande allgemeiner Auflösung nicht an einzelnen Zügen von Selbstbeherrschung
und Besonnenheit. Der tödtlich verwundete Lieutenant Sturt war niederge¬
stürzt und lag hilflos am Boden, als Lieutenant Mein seiner ansichtig wurde,
sofort umkehrte, den Kameraden anf ein kleines Pferd hob und, während die
Kugeln rings um ihn einschlugen, nach dem Lager zurückführte, wo Sturt am
folgenden Morgen verschied. Er war der einzige Brite, dem ein christliches
Begräbniß zu Theil ward.
Strauszenzucht und Straußenfedern.
Die Frage nach der Herkunft unserer Hausthiere ist meist noch eine un¬
gelöste. Woher das Pferd eigentlich stammt, ob etwa aus Junernsien, ist noch
nicht mit Sicherheit dargethan worden. Was das Rind betrifft, so hat kürzlich
der verstorbene Professor vou Frantzins zu beweisen gesucht, daß wir seine
Zähmung den Negern Afrika's zu verdanken haben, und daß diese, die wir so
sehr über die Achsel anblicken, uns mit einer der größten Wohlthaten beschenkten.
Fast alle unsere Hausthiere kommen schon auf den egyptischen und assyrischen
Monumenten vor oder ihre Reste werden in den Pfahlbauten und Hünen¬
gräbern gefunden.
In historischer Zeit sind nur sehr wenige Thiere dvmestizirt worden, so
daß wir in dieser Beziehung von der Kunst der Vorfahren zehren. Bekannt
ist, daß der Truthahn, ein Amerikaner, erst seit kurzer Zeit zu unseren Haus-
thieren gehört, und jetzt stellt sich ihm ein anderer sehr nützlicher Vogel als
Hausthier an die Seite, nämlich der Strauß.
Wie leicht der Strauß zu zähmen ist, dafür finden wir ein Beispiel in
Eduard Mohr's südafrikanischen Reisen. Ihm wurden acht junge Strauße
übergeben, die erst vor sechs Tagen aus dem El gekrochen waren. Sie sahen
komisch genug aus, etwa wie Igel, die auf langen Hühnerbeinen stehen, ver¬
sehen mit einem schlanken, dünnen, gefleckten Miniaturgiraffeuhals. „Die
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