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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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schrieb sie, als ob es eine persönliche Hilfe sei,*) sie habe nicht die Absicht,
die Unterthanen eines Fürsten zu ermuthigen, die Waffen gegen ihre Souveränin
zu ergreifen. Paul de Foix, dem französischen Gesandten, gegenüber leugnete sie
aber, den Rebellen 6000 Kronen geschickt zu habend) Maria Stuart befand
sich, nachdem die Rebellen auseinander gesprengt und ihre Häupter nach Eng¬
land geflüchtet waren, in einer höchst unternehmenden Stimmung. Den guten
Rath Katharina's de Medici, den ihr Castelnau de Manvissiere brachte, wies
sie unwillig zurück. Er lautete, sie möge sich mit den Jnsurgenten vertragen.
Sie antwortete damals, sie wolle lieber ihr Leben verlieren, als Vasallin ihrer
aufrührerischen Unterthanen werden.***) Alle Freunde Murray's wurden da¬
mals ans der Regierung entfernt, so der Kanzler Morton und vorübergehend
anch der Staatssekretär Lethington; Katholiken wurden an ihre Stellen gesetzt.^)

Katholische Liga. Ermordung Riccio's. Während die Heiraths-
verhandlungen mit Elisabeth hin und her gingen, hat Maria Stuart bekannt¬
lich dem Rathe ihres Bruders Murrcch folgend alle Aufforderungen Katharina's
de Medici zurückgewiesen, sich an Kämpfen gegen Elisabeth zu betheiligen,
weil sie Anerkennung ihres Erbrechtes in England zu erhalten hoffte. Ganthier
hat daraus eine Abneigung gegen die Hngenottenkriege gefolgert; die Siege der
Guises, behauptet er kühn, "hätten ihr Thränen ausgepreßt".ff) In gleicher
Weise sind in den neueren Schriften die Beziehungen Maria Stuart's zu
Philipp II. und dem Papste in dieser Zeit, die sich bekanntlich unter Riccio's
Einflüsse entwickelt haben, geleugnet worden. So ist bei Meline Maria an
keinem katholischen Plane betheiligt, Skelton behauptet sogar, daß Elisabeth im
Herzen eine halbe Katholikin, Maria Stuart hingegen eine halbe Protestantin
gewesen sei,f1'1') und führt die Worte, die Maria vor ihrer Abreise uach Schott¬
land zu Throgmorton gesprochen habe, dafür an, ans denen indessen nur der
Wunsch der Königin hervorgeht, ihre Regierung in liberaler, toleranter und
versöhnlicher Weise zu führen. Hosack gibt die Verbindung iB. I. S. H^)
Maria's mit Philipp II. in dieser Zeit zwar zu, doch versucht er dieselbe da¬
durch zu beschönigen, daß er annimmt, sie habe einer Hilfsleistung gegen die
Rebellen und nicht religiösen Zwecken gegolten und sei erst erfolgt, als
Elisabeth die schottischen Aufständischen unterstützt habe, während Maria in








*) "",8 trora liiwselk in tus wo"t sevret sort xossibls", bei Robertson, Appendix
Bericht de Foix, bei Teulet II. 22S. "eile nz^s. aveo herrührt."
***) Teulet II. 251.
f) Bericht Castelnau's, bei Teulet, II. 2SS.
ff) Gauthier, I. 163.
fff) Skelton, S. 146.

schrieb sie, als ob es eine persönliche Hilfe sei,*) sie habe nicht die Absicht,
die Unterthanen eines Fürsten zu ermuthigen, die Waffen gegen ihre Souveränin
zu ergreifen. Paul de Foix, dem französischen Gesandten, gegenüber leugnete sie
aber, den Rebellen 6000 Kronen geschickt zu habend) Maria Stuart befand
sich, nachdem die Rebellen auseinander gesprengt und ihre Häupter nach Eng¬
land geflüchtet waren, in einer höchst unternehmenden Stimmung. Den guten
Rath Katharina's de Medici, den ihr Castelnau de Manvissiere brachte, wies
sie unwillig zurück. Er lautete, sie möge sich mit den Jnsurgenten vertragen.
Sie antwortete damals, sie wolle lieber ihr Leben verlieren, als Vasallin ihrer
aufrührerischen Unterthanen werden.***) Alle Freunde Murray's wurden da¬
mals ans der Regierung entfernt, so der Kanzler Morton und vorübergehend
anch der Staatssekretär Lethington; Katholiken wurden an ihre Stellen gesetzt.^)

Katholische Liga. Ermordung Riccio's. Während die Heiraths-
verhandlungen mit Elisabeth hin und her gingen, hat Maria Stuart bekannt¬
lich dem Rathe ihres Bruders Murrcch folgend alle Aufforderungen Katharina's
de Medici zurückgewiesen, sich an Kämpfen gegen Elisabeth zu betheiligen,
weil sie Anerkennung ihres Erbrechtes in England zu erhalten hoffte. Ganthier
hat daraus eine Abneigung gegen die Hngenottenkriege gefolgert; die Siege der
Guises, behauptet er kühn, „hätten ihr Thränen ausgepreßt".ff) In gleicher
Weise sind in den neueren Schriften die Beziehungen Maria Stuart's zu
Philipp II. und dem Papste in dieser Zeit, die sich bekanntlich unter Riccio's
Einflüsse entwickelt haben, geleugnet worden. So ist bei Meline Maria an
keinem katholischen Plane betheiligt, Skelton behauptet sogar, daß Elisabeth im
Herzen eine halbe Katholikin, Maria Stuart hingegen eine halbe Protestantin
gewesen sei,f1'1') und führt die Worte, die Maria vor ihrer Abreise uach Schott¬
land zu Throgmorton gesprochen habe, dafür an, ans denen indessen nur der
Wunsch der Königin hervorgeht, ihre Regierung in liberaler, toleranter und
versöhnlicher Weise zu führen. Hosack gibt die Verbindung iB. I. S. H^)
Maria's mit Philipp II. in dieser Zeit zwar zu, doch versucht er dieselbe da¬
durch zu beschönigen, daß er annimmt, sie habe einer Hilfsleistung gegen die
Rebellen und nicht religiösen Zwecken gegolten und sei erst erfolgt, als
Elisabeth die schottischen Aufständischen unterstützt habe, während Maria in








*) „»,8 trora liiwselk in tus wo»t sevret sort xossibls", bei Robertson, Appendix
Bericht de Foix, bei Teulet II. 22S. „eile nz^s. aveo herrührt.«
***) Teulet II. 251.
f) Bericht Castelnau's, bei Teulet, II. 2SS.
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[0376] schrieb sie, als ob es eine persönliche Hilfe sei,*) sie habe nicht die Absicht, die Unterthanen eines Fürsten zu ermuthigen, die Waffen gegen ihre Souveränin zu ergreifen. Paul de Foix, dem französischen Gesandten, gegenüber leugnete sie aber, den Rebellen 6000 Kronen geschickt zu habend) Maria Stuart befand sich, nachdem die Rebellen auseinander gesprengt und ihre Häupter nach Eng¬ land geflüchtet waren, in einer höchst unternehmenden Stimmung. Den guten Rath Katharina's de Medici, den ihr Castelnau de Manvissiere brachte, wies sie unwillig zurück. Er lautete, sie möge sich mit den Jnsurgenten vertragen. Sie antwortete damals, sie wolle lieber ihr Leben verlieren, als Vasallin ihrer aufrührerischen Unterthanen werden.***) Alle Freunde Murray's wurden da¬ mals ans der Regierung entfernt, so der Kanzler Morton und vorübergehend anch der Staatssekretär Lethington; Katholiken wurden an ihre Stellen gesetzt.^) Katholische Liga. Ermordung Riccio's. Während die Heiraths- verhandlungen mit Elisabeth hin und her gingen, hat Maria Stuart bekannt¬ lich dem Rathe ihres Bruders Murrcch folgend alle Aufforderungen Katharina's de Medici zurückgewiesen, sich an Kämpfen gegen Elisabeth zu betheiligen, weil sie Anerkennung ihres Erbrechtes in England zu erhalten hoffte. Ganthier hat daraus eine Abneigung gegen die Hngenottenkriege gefolgert; die Siege der Guises, behauptet er kühn, „hätten ihr Thränen ausgepreßt".ff) In gleicher Weise sind in den neueren Schriften die Beziehungen Maria Stuart's zu Philipp II. und dem Papste in dieser Zeit, die sich bekanntlich unter Riccio's Einflüsse entwickelt haben, geleugnet worden. So ist bei Meline Maria an keinem katholischen Plane betheiligt, Skelton behauptet sogar, daß Elisabeth im Herzen eine halbe Katholikin, Maria Stuart hingegen eine halbe Protestantin gewesen sei,f1'1') und führt die Worte, die Maria vor ihrer Abreise uach Schott¬ land zu Throgmorton gesprochen habe, dafür an, ans denen indessen nur der Wunsch der Königin hervorgeht, ihre Regierung in liberaler, toleranter und versöhnlicher Weise zu führen. Hosack gibt die Verbindung iB. I. S. H^) Maria's mit Philipp II. in dieser Zeit zwar zu, doch versucht er dieselbe da¬ durch zu beschönigen, daß er annimmt, sie habe einer Hilfsleistung gegen die Rebellen und nicht religiösen Zwecken gegolten und sei erst erfolgt, als Elisabeth die schottischen Aufständischen unterstützt habe, während Maria in *) „»,8 trora liiwselk in tus wo»t sevret sort xossibls", bei Robertson, Appendix Bericht de Foix, bei Teulet II. 22S. „eile nz^s. aveo herrührt.« ***) Teulet II. 251. f) Bericht Castelnau's, bei Teulet, II. 2SS. ff) Gauthier, I. 163. fff) Skelton, S. 146.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/376>, abgerufen am 05.02.2025.