Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.route Stanley's von Zanzibar bis zum atlantische Ozean nachweisen und die Im Kritik des gegenwärtigen Kunstgewerbes. ii. Die Mcerschmnnvlastik. Ein Zweig des Kunstgewerbes, der von den belebenden Säften, die doch route Stanley's von Zanzibar bis zum atlantische Ozean nachweisen und die Im Kritik des gegenwärtigen Kunstgewerbes. ii. Die Mcerschmnnvlastik. Ein Zweig des Kunstgewerbes, der von den belebenden Säften, die doch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0358" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141237"/> <p xml:id="ID_1230" prev="#ID_1229"> route Stanley's von Zanzibar bis zum atlantische Ozean nachweisen und die<lb/> geographischen Kenntnisse vom äquatorialen Afrika in ungeahnter Weise be¬<lb/> reichern.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Im Kritik des gegenwärtigen Kunstgewerbes.<lb/> ii.<lb/> Die Mcerschmnnvlastik.</head><lb/> <p xml:id="ID_1231" next="#ID_1232"> Ein Zweig des Kunstgewerbes, der von den belebenden Säften, die doch<lb/> jetzt in so vielen andern Zweigen desselben zirkuliren, leider noch nicht erreicht<lb/> worden ist und daher dem Auge einen wahrhaft kümmerlichen Anblick bietet,<lb/> ist die „Meerschaumplastik", wie ich ihn nennen möchte, um damit zugleich die<lb/> Krankheit zu bezeichnen, an der er laborirt. Was bietet uns heutzutage ein<lb/> Lager von Meerschaumfabrikaten? In den einfacheren, wohlfeileren Artikeln<lb/> völlig glatte, schmucklose Waare', in den kostbareren Prachtstücken fast durchweg<lb/> die ärgsten Geschmacklosigkeiten. Da die Tabakspfeife, die zu ihrer Abwartung<lb/> und Pflege eine gewisse Ruhe und Behäbigkeit voraussetzt, immer mehr durch<lb/> die rasch zu beschaffende und rasch zu genießende Cigarre verdrängt wird,<lb/> — nicht zum Segen für unsere politischen Zustände, denn man will beobachtet<lb/> haben, daß es in Gegenden, wo die Tabakspfeife noch herrscht, die wenigsten<lb/> Sozialdemokratin gibt — so beschränkt sich auch die Meerschaumwaaren-Jndustrie<lb/> mehr und mehr auf die Herstellung von Cigarrenspitzen. Nun wird hier in<lb/> den einfachsten Mustern manches Hübsche geleistet: es fehlt nicht an graziös<lb/> geschweiften Röhrchen von mannichfaltigster Form. Sowie aber der erste<lb/> Schritt zur Verzierung gethan wird, so beginnt auch schon die Geschmack¬<lb/> losigkeit. Am erträglichsten sind noch jene Stücke, bei denen die Röhre unten<lb/> in eine menschliche Hand oder eine Vogelkralle ausläuft, die den eigentlichen<lb/> Behälter der Cigarre in Gestalt eines Eies, einer Eichel oder tgi. gefaßt hält,<lb/> erträglich anch noch die, bei denen der Behälter dnrch einen Hundekopf, Pferde¬<lb/> kopf, allenfalls auch einen Mohren- oder Türkenkopf gebildet wird, der ja<lb/> namentlich dann, wenn er durch die Benutzung gebräunt ist, ergötzlich wirken<lb/> kann. Wenn aber nun weiter gegangen wird und jugendlich weibliche Köpfe<lb/> oder Porträtköpfe des Kaisers, des Kronprinzen, Bismarck's, Moltke's oder<lb/> gar Köpfe von berühmten Werken der antiken Plastik, z. B., wie wir es wirklich<lb/> gesehen haben, der Kopf des Aias aus der Pasquiuvgruppe, dazu benutzt werden,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0358]
route Stanley's von Zanzibar bis zum atlantische Ozean nachweisen und die
geographischen Kenntnisse vom äquatorialen Afrika in ungeahnter Weise be¬
reichern.
Im Kritik des gegenwärtigen Kunstgewerbes.
ii.
Die Mcerschmnnvlastik.
Ein Zweig des Kunstgewerbes, der von den belebenden Säften, die doch
jetzt in so vielen andern Zweigen desselben zirkuliren, leider noch nicht erreicht
worden ist und daher dem Auge einen wahrhaft kümmerlichen Anblick bietet,
ist die „Meerschaumplastik", wie ich ihn nennen möchte, um damit zugleich die
Krankheit zu bezeichnen, an der er laborirt. Was bietet uns heutzutage ein
Lager von Meerschaumfabrikaten? In den einfacheren, wohlfeileren Artikeln
völlig glatte, schmucklose Waare', in den kostbareren Prachtstücken fast durchweg
die ärgsten Geschmacklosigkeiten. Da die Tabakspfeife, die zu ihrer Abwartung
und Pflege eine gewisse Ruhe und Behäbigkeit voraussetzt, immer mehr durch
die rasch zu beschaffende und rasch zu genießende Cigarre verdrängt wird,
— nicht zum Segen für unsere politischen Zustände, denn man will beobachtet
haben, daß es in Gegenden, wo die Tabakspfeife noch herrscht, die wenigsten
Sozialdemokratin gibt — so beschränkt sich auch die Meerschaumwaaren-Jndustrie
mehr und mehr auf die Herstellung von Cigarrenspitzen. Nun wird hier in
den einfachsten Mustern manches Hübsche geleistet: es fehlt nicht an graziös
geschweiften Röhrchen von mannichfaltigster Form. Sowie aber der erste
Schritt zur Verzierung gethan wird, so beginnt auch schon die Geschmack¬
losigkeit. Am erträglichsten sind noch jene Stücke, bei denen die Röhre unten
in eine menschliche Hand oder eine Vogelkralle ausläuft, die den eigentlichen
Behälter der Cigarre in Gestalt eines Eies, einer Eichel oder tgi. gefaßt hält,
erträglich anch noch die, bei denen der Behälter dnrch einen Hundekopf, Pferde¬
kopf, allenfalls auch einen Mohren- oder Türkenkopf gebildet wird, der ja
namentlich dann, wenn er durch die Benutzung gebräunt ist, ergötzlich wirken
kann. Wenn aber nun weiter gegangen wird und jugendlich weibliche Köpfe
oder Porträtköpfe des Kaisers, des Kronprinzen, Bismarck's, Moltke's oder
gar Köpfe von berühmten Werken der antiken Plastik, z. B., wie wir es wirklich
gesehen haben, der Kopf des Aias aus der Pasquiuvgruppe, dazu benutzt werden,
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