Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.Grundstrich, da mache ich den Haarstrich." Man sieht: ein offenbarer schlechter Jammerschade um die Zeit, die Mühe und die jedenfalls bedeutenden Verantwortlicher Redakteur: or. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. -- Druck von Hiithel 6- He",manu in Leipzig. Grundstrich, da mache ich den Haarstrich." Man sieht: ein offenbarer schlechter Jammerschade um die Zeit, die Mühe und die jedenfalls bedeutenden Verantwortlicher Redakteur: or. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hiithel 6- He»,manu in Leipzig. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0284" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141163"/> <p xml:id="ID_998" prev="#ID_997"> Grundstrich, da mache ich den Haarstrich." Man sieht: ein offenbarer schlechter<lb/> Witz. Der Betreffende konstrnirte sich zur Ausführung seines Einfalls eine<lb/> besondere Feder, sogar in verschiedenen Größen und Breiten, er schrieb in<lb/> vollen? Ernste eine Gebrauchsanweisung zu seinem Späßchen — und siehe da,<lb/> die „Sönnecken'sche Rundschrift" war in die Welt gesetzt, eine der absurdesten<lb/> Geschmacklosigkeiten, trotz Neulaux's Empfehlung, die je ersonnen worden ist,<lb/> und sofort waren tausende von wunderlichen Käuzen bei der Hand, die die<lb/> Sache allerliebst fanden und nachmachten. Auch der Herausgeber des „Gewerbe-<lb/> monogramins" hat System in seine Sache gebracht und behandelt sie mit Ernst<lb/> und Feierlichkeit. Er spricht von dem „in Kunst und Industrie fühlbar ge¬<lb/> wordenen Bedürfniß uach einem Wegweiser, der auf der Basis der elementaren<lb/> Alphabete ruhend (!) alle jene künstlerischen Wendungen und Verzierungen<lb/> zur Darstellung bringen soll, die im Laufe der Zeit die Monogramm-Anwen¬<lb/> dung auf allen möglichen Erzeugnissen der Industrie hervorgebracht"; er betont,<lb/> daß das Monogramm „in unsern Tagen in Kunst und Gewerbe eine Verbrei¬<lb/> tung gefunden, die früher kaum geahnt worden (!)". Dann redet er von den<lb/> „Grundsätzen, welche die Zusammensetzung eines Monogramms bedingen". Zu<lb/> diesen „Grundsätzen" scheint es z. B. zu gehören, daß man jeden Buchstaben ohne<lb/> Weiteres doppelt im Monogramm verwenden darf, einmal in seiner wirklichen<lb/> Form, das andremal im Spiegelbilde, wenn sich aus gar keine andere Weise<lb/> eine leidliche Kombination erzielen lassen will. Es hat etwas Rührendes, den<lb/> Mann mit solcher Wichtigkeit von seiner Spielerei reden zu hören. Offenbar<lb/> hält er sein Werk für eine künstlerische That. Wenn er freilich dann auch das<lb/> Gesetz aufstellt, daß „die Konturen der Buchstaben auch bei der reichsten Orna-<lb/> mentirung klar durchleuchten" müssen, so weiß man nicht, was man dazu sagen<lb/> soll. Denn gegen dieses Gesetz verstößt ja, wie gesagt, der größte Theil seiner<lb/> eignen Muster.</p><lb/> <p xml:id="ID_999"> Jammerschade um die Zeit, die Mühe und die jedenfalls bedeutenden<lb/> materiellen Mittel, die an die Herstellung dieses Buches gewendet worden sind.<lb/> Damit der Herausgeber keinen Schaden erleide, sollten alle Kunstgewerbe¬<lb/> schulen und Kunstgewerbemuseen das Buch kaufen und anstatt der Ornament¬<lb/> stiche der alten Meister zur Abwechselung dann und wann die Gerlach'schen<lb/> Mvnogrammtafeln ausstellen. Ich glaube, daß das Publikum am raschesten<lb/> von seiner Monogrammenmanie geheilt werden würde, wenn es die Verrauntheit<lb/> sähe, mit der hier die äußersten und verschrobensten Konsequenzen dieser Manie<lb/><note type="byline"> H. A. Lucas.</note> gezogen sind. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <note type="byline"> Verantwortlicher Redakteur: or. Hans Blum in Leipzig.<lb/> Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hiithel 6- He»,manu in Leipzig.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0284]
Grundstrich, da mache ich den Haarstrich." Man sieht: ein offenbarer schlechter
Witz. Der Betreffende konstrnirte sich zur Ausführung seines Einfalls eine
besondere Feder, sogar in verschiedenen Größen und Breiten, er schrieb in
vollen? Ernste eine Gebrauchsanweisung zu seinem Späßchen — und siehe da,
die „Sönnecken'sche Rundschrift" war in die Welt gesetzt, eine der absurdesten
Geschmacklosigkeiten, trotz Neulaux's Empfehlung, die je ersonnen worden ist,
und sofort waren tausende von wunderlichen Käuzen bei der Hand, die die
Sache allerliebst fanden und nachmachten. Auch der Herausgeber des „Gewerbe-
monogramins" hat System in seine Sache gebracht und behandelt sie mit Ernst
und Feierlichkeit. Er spricht von dem „in Kunst und Industrie fühlbar ge¬
wordenen Bedürfniß uach einem Wegweiser, der auf der Basis der elementaren
Alphabete ruhend (!) alle jene künstlerischen Wendungen und Verzierungen
zur Darstellung bringen soll, die im Laufe der Zeit die Monogramm-Anwen¬
dung auf allen möglichen Erzeugnissen der Industrie hervorgebracht"; er betont,
daß das Monogramm „in unsern Tagen in Kunst und Gewerbe eine Verbrei¬
tung gefunden, die früher kaum geahnt worden (!)". Dann redet er von den
„Grundsätzen, welche die Zusammensetzung eines Monogramms bedingen". Zu
diesen „Grundsätzen" scheint es z. B. zu gehören, daß man jeden Buchstaben ohne
Weiteres doppelt im Monogramm verwenden darf, einmal in seiner wirklichen
Form, das andremal im Spiegelbilde, wenn sich aus gar keine andere Weise
eine leidliche Kombination erzielen lassen will. Es hat etwas Rührendes, den
Mann mit solcher Wichtigkeit von seiner Spielerei reden zu hören. Offenbar
hält er sein Werk für eine künstlerische That. Wenn er freilich dann auch das
Gesetz aufstellt, daß „die Konturen der Buchstaben auch bei der reichsten Orna-
mentirung klar durchleuchten" müssen, so weiß man nicht, was man dazu sagen
soll. Denn gegen dieses Gesetz verstößt ja, wie gesagt, der größte Theil seiner
eignen Muster.
Jammerschade um die Zeit, die Mühe und die jedenfalls bedeutenden
materiellen Mittel, die an die Herstellung dieses Buches gewendet worden sind.
Damit der Herausgeber keinen Schaden erleide, sollten alle Kunstgewerbe¬
schulen und Kunstgewerbemuseen das Buch kaufen und anstatt der Ornament¬
stiche der alten Meister zur Abwechselung dann und wann die Gerlach'schen
Mvnogrammtafeln ausstellen. Ich glaube, daß das Publikum am raschesten
von seiner Monogrammenmanie geheilt werden würde, wenn es die Verrauntheit
sähe, mit der hier die äußersten und verschrobensten Konsequenzen dieser Manie
H. A. Lucas. gezogen sind.
Verantwortlicher Redakteur: or. Hans Blum in Leipzig.
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