Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.gebildeten jungen Mannes verziert. Es ist entschieden eine hochgradig ent¬ Damit kein Mißverständniß entstehe: ich rede nur gegen das Monogramm, Was beim Monogramm, klar oder unklar, für ein Zweck vorschwebt, ist leicht Alle unsere Monogramme werden aus lateinischen Buchstaben hergestellt. gebildeten jungen Mannes verziert. Es ist entschieden eine hochgradig ent¬ Damit kein Mißverständniß entstehe: ich rede nur gegen das Monogramm, Was beim Monogramm, klar oder unklar, für ein Zweck vorschwebt, ist leicht Alle unsere Monogramme werden aus lateinischen Buchstaben hergestellt. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0281" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141160"/> <p xml:id="ID_989" prev="#ID_988"> gebildeten jungen Mannes verziert. Es ist entschieden eine hochgradig ent¬<lb/> wickelte Krankheit.</p><lb/> <p xml:id="ID_990"> Damit kein Mißverständniß entstehe: ich rede nur gegen das Monogramm,<lb/> nicht gegen die Besitzanzeige durch den Namen. Wer wollte es dem Glücklichen<lb/> verdenken, der sich Garten und Hans, Wagen und Pferd erschwungen, daß<lb/> er mit Stolz und Freude sich den Vorübergehenden als den Besitzer nennt?<lb/> Aber auch in den übrigen Fällen hat das Anbringen des Namens meist seinen<lb/> guten Sinn. Entweder sind es Gegenstände, die oft verloren gehen oder ver¬<lb/> gessen werden, wie Uhr, Brosche, Portemonnaie und Stock, oder solche, die viel<lb/> durch andere Hände als die des Besitzers gehen, wie Wäschstllcke und Wirth¬<lb/> schaftsgeschirr, vor deren Verlust man sich durch Anbringen des Namens zu<lb/> schützen sucht. Auf Briefbogen und Kouverts übernimmt der gedruckte Name<lb/> gleichsam die Bürgschaft dafür, daß der Brief auch wirklich aus der Feder<lb/> stamme, die sich am Fuße des Briefes unterschreibt, und wenn dies auch natür¬<lb/> lich vor allem im geschäftlichen Verkehr von Wichtigkeit ist, so ist es doch auch<lb/> im Privatverkehr mitunter nicht bedeutungslos. Aber wozu in aller Welt<lb/> nur immer und ewig das Monogramm?</p><lb/> <p xml:id="ID_991"> Was beim Monogramm, klar oder unklar, für ein Zweck vorschwebt, ist leicht<lb/> ersichtlich. Des Monogramms bedienten sich früher ausschließlich adliche Kreise<lb/> und Künstler. Der Ladenjüngling also, der sich sein Monogramm, womöglich<lb/> mit der Grafenkrone darüber — warum nicht? wer hindert ihn an dem Ver¬<lb/> gnügen? — auf seine Briefbogen drucken läßt, fühlt sich aristokratisch und künst¬<lb/> lerisch zugleich angehaucht. Dazu kommt ein anderes Moment. Zwei simple,<lb/> neben einander gestellte Anfangsbuchstaben oder gar ein voll ausgeschriebener Name<lb/> können nimmermehr als Zierrat dienen. Ans einen Zierrat aber ist es, wenn<lb/> auch nicht ausschließlich, so doch gleichzeitig mit abgesehen. Das Monogramm<lb/> soll einen doppelten Zweck erfüllen: es soll den Namen bezeichnen, und es<lb/> soll als Ornament dienen. In dieser Verbindung aber von zwei absolut un¬<lb/> vereinbarer Zwecken liegt eben die schwache Seite des Monogramms.</p><lb/> <p xml:id="ID_992" next="#ID_993"> Alle unsere Monogramme werden aus lateinischen Buchstaben hergestellt.<lb/> Nun sind unter den 25 Buchstaben des großen lateinischen Alphabets kaum<lb/> fünf oder sechs, die sich mit Mühe und Noth dazu eignen, als ornamentales<lb/> Element verwendet zu werden. Alle übrigen sind und bleiben Buchstaben,<lb/> nichts als Buchstaben, und als solche für das Ornament gänzlich unfruchtbar.<lb/> Dazu kommt, daß von den 25 mal 25, d. i. 625 Kombinationen von je zwei<lb/> Buchstaben zu einem Monogramm — nur an diese einfachsten, aus zwei<lb/> Buchstaben zusammengesetzten wollen wir uns einmal halten — kaum 50 ein<lb/> einigermaßen erträgliches Bild für das Auge abgeben, ein Bild, das, natürlich<lb/> immer nur auf den unklaren Geschmack der großen Masse, den oberflächlichen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0281]
gebildeten jungen Mannes verziert. Es ist entschieden eine hochgradig ent¬
wickelte Krankheit.
Damit kein Mißverständniß entstehe: ich rede nur gegen das Monogramm,
nicht gegen die Besitzanzeige durch den Namen. Wer wollte es dem Glücklichen
verdenken, der sich Garten und Hans, Wagen und Pferd erschwungen, daß
er mit Stolz und Freude sich den Vorübergehenden als den Besitzer nennt?
Aber auch in den übrigen Fällen hat das Anbringen des Namens meist seinen
guten Sinn. Entweder sind es Gegenstände, die oft verloren gehen oder ver¬
gessen werden, wie Uhr, Brosche, Portemonnaie und Stock, oder solche, die viel
durch andere Hände als die des Besitzers gehen, wie Wäschstllcke und Wirth¬
schaftsgeschirr, vor deren Verlust man sich durch Anbringen des Namens zu
schützen sucht. Auf Briefbogen und Kouverts übernimmt der gedruckte Name
gleichsam die Bürgschaft dafür, daß der Brief auch wirklich aus der Feder
stamme, die sich am Fuße des Briefes unterschreibt, und wenn dies auch natür¬
lich vor allem im geschäftlichen Verkehr von Wichtigkeit ist, so ist es doch auch
im Privatverkehr mitunter nicht bedeutungslos. Aber wozu in aller Welt
nur immer und ewig das Monogramm?
Was beim Monogramm, klar oder unklar, für ein Zweck vorschwebt, ist leicht
ersichtlich. Des Monogramms bedienten sich früher ausschließlich adliche Kreise
und Künstler. Der Ladenjüngling also, der sich sein Monogramm, womöglich
mit der Grafenkrone darüber — warum nicht? wer hindert ihn an dem Ver¬
gnügen? — auf seine Briefbogen drucken läßt, fühlt sich aristokratisch und künst¬
lerisch zugleich angehaucht. Dazu kommt ein anderes Moment. Zwei simple,
neben einander gestellte Anfangsbuchstaben oder gar ein voll ausgeschriebener Name
können nimmermehr als Zierrat dienen. Ans einen Zierrat aber ist es, wenn
auch nicht ausschließlich, so doch gleichzeitig mit abgesehen. Das Monogramm
soll einen doppelten Zweck erfüllen: es soll den Namen bezeichnen, und es
soll als Ornament dienen. In dieser Verbindung aber von zwei absolut un¬
vereinbarer Zwecken liegt eben die schwache Seite des Monogramms.
Alle unsere Monogramme werden aus lateinischen Buchstaben hergestellt.
Nun sind unter den 25 Buchstaben des großen lateinischen Alphabets kaum
fünf oder sechs, die sich mit Mühe und Noth dazu eignen, als ornamentales
Element verwendet zu werden. Alle übrigen sind und bleiben Buchstaben,
nichts als Buchstaben, und als solche für das Ornament gänzlich unfruchtbar.
Dazu kommt, daß von den 25 mal 25, d. i. 625 Kombinationen von je zwei
Buchstaben zu einem Monogramm — nur an diese einfachsten, aus zwei
Buchstaben zusammengesetzten wollen wir uns einmal halten — kaum 50 ein
einigermaßen erträgliches Bild für das Auge abgeben, ein Bild, das, natürlich
immer nur auf den unklaren Geschmack der großen Masse, den oberflächlichen
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