Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.gangen ist, mag ihnen als willkommenes Baumaterial gedient haben. Ver¬ Indessen sind die deutschen Schatzgräber im Großen und Ganzen derart Die andere Seite entspricht genau der eben beschriebenen. Neben dem Diese Anordnung, wie sie in der Berliner Ausstellung versucht worden ist, gangen ist, mag ihnen als willkommenes Baumaterial gedient haben. Ver¬ Indessen sind die deutschen Schatzgräber im Großen und Ganzen derart Die andere Seite entspricht genau der eben beschriebenen. Neben dem Diese Anordnung, wie sie in der Berliner Ausstellung versucht worden ist, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0264" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141143"/> <p xml:id="ID_930" prev="#ID_929"> gangen ist, mag ihnen als willkommenes Baumaterial gedient haben. Ver¬<lb/> brannter Marmor gibt einen vortrefflichen Mörtel.</p><lb/> <p xml:id="ID_931"> Indessen sind die deutschen Schatzgräber im Großen und Ganzen derart<lb/> vom Glücke begünstigt worden, daß wir über die Komposition der beiden<lb/> Giebelgruppen, welche Pausanias als die Werke des Paionios von Meute<lb/> und des Alkcunenes von Athen bezeichnet, vollständig im Klaren sind. Schon<lb/> diese Thatsache ist ein unberechenbarer Gewinn für die archäologische Wissen¬<lb/> schaft. Außer den beiden Giebelfeldern des cieginetischen Athenatempels ist<lb/> uns bisher keine Giebelkomposition der griechischen Kunst so genau bekannt<lb/> geworden wie gerade diejenige des berühmtesten Tempels der alten Welt.<lb/> Wohl sind uns imposante Reste von den herrlichen Skulpturen erhalten, mit welchen<lb/> Phidias die Giebeldreiecke des Parthenon schmückte. Aber die Stürme der Zeit,<lb/> Erdbeben, Belagerungen und Feuersbrünste, haben aus beiden Giebelgruppen<lb/> die bedeutsamsten Stücke, die Zentren, herausgerissen oder bis zur Unkenntlich¬<lb/> keit zerstört. Und gerade diese Mittelgruppen sind uns in Olympia so gut<lb/> erhalten worden, daß uns nicht mehr der leiseste Zweifel über ihre Anordnung<lb/> übrig bleibt. Wir sehen im vorderen, dem Ostgiebel, einen mächtigen Torso,<lb/> dessen Gewandung ihn als Zeus charakterisirt. Zeus als Eideshüter steht<lb/> inmitten der zum Wettkampf sich Rüstenden. Wie wir auf unteritalischen<lb/> Vasenbildern den König Oinomaos und seinen zukünftigen Eidam um den<lb/> Altar des Zeus zu feierlichem Opfer vereinigt sehen, so steht hier die Majestät<lb/> des Gottes selber, der in seinem Tempel als Kampfrichter verehrt wird, statt<lb/> seines Altars. Zu seiner Rechten steht Oinomaos; sein Gesicht ist abgeschlagen,<lb/> aber der Helm auf seinem Haupte, dessen Pausanias ausdrücklich erwähnt, sichert<lb/> seine Identität. Die Fran zu seiner Rechten ist seine Gattin Sterope. Dann<lb/> folgt das Viergespann des Oinomaos mit seinem Wagenlenker Myrtilos und<lb/> zwei hockende Knaben, welche Pausanias zwar als Männer, aber sonst richtig<lb/> als Pferdeknechte des Oinomaos bezeichnet. Wo der Giebel sich zum spitzen<lb/> Winkel schließt, liegt endlich der Flußgott Alpheios.</p><lb/> <p xml:id="ID_932"> Die andere Seite entspricht genau der eben beschriebenen. Neben dem<lb/> Pelops steht Hippodamici, der Preis des Sieges, vor seinem Viergespann sitzt<lb/> ein Mann und hinter demselben ein zweiter. Dann folgt aber statt des Knaben<lb/> der andern Seite ein Mädchen, das sich durch sein Gewand als solches charak¬<lb/> terisirt. Den Abschluß bildet auch hier ein gelagerter Flußgott, der Kladeos.</p><lb/> <p xml:id="ID_933" next="#ID_934"> Diese Anordnung, wie sie in der Berliner Ausstellung versucht worden ist,<lb/> entspricht ziemlich genau der Beschreibung des Pausanias; nur daß die Flu߬<lb/> götter vertauscht worden sind. Indessen hat man geltend gemacht, daß der<lb/> Körper des behelmten Maunes, deu Pausanias ausdrücklich als Oinomaos<lb/> bezeichnet, eine jugendlichere Bildung verrathe, als der von ihm Pelops</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0264]
gangen ist, mag ihnen als willkommenes Baumaterial gedient haben. Ver¬
brannter Marmor gibt einen vortrefflichen Mörtel.
Indessen sind die deutschen Schatzgräber im Großen und Ganzen derart
vom Glücke begünstigt worden, daß wir über die Komposition der beiden
Giebelgruppen, welche Pausanias als die Werke des Paionios von Meute
und des Alkcunenes von Athen bezeichnet, vollständig im Klaren sind. Schon
diese Thatsache ist ein unberechenbarer Gewinn für die archäologische Wissen¬
schaft. Außer den beiden Giebelfeldern des cieginetischen Athenatempels ist
uns bisher keine Giebelkomposition der griechischen Kunst so genau bekannt
geworden wie gerade diejenige des berühmtesten Tempels der alten Welt.
Wohl sind uns imposante Reste von den herrlichen Skulpturen erhalten, mit welchen
Phidias die Giebeldreiecke des Parthenon schmückte. Aber die Stürme der Zeit,
Erdbeben, Belagerungen und Feuersbrünste, haben aus beiden Giebelgruppen
die bedeutsamsten Stücke, die Zentren, herausgerissen oder bis zur Unkenntlich¬
keit zerstört. Und gerade diese Mittelgruppen sind uns in Olympia so gut
erhalten worden, daß uns nicht mehr der leiseste Zweifel über ihre Anordnung
übrig bleibt. Wir sehen im vorderen, dem Ostgiebel, einen mächtigen Torso,
dessen Gewandung ihn als Zeus charakterisirt. Zeus als Eideshüter steht
inmitten der zum Wettkampf sich Rüstenden. Wie wir auf unteritalischen
Vasenbildern den König Oinomaos und seinen zukünftigen Eidam um den
Altar des Zeus zu feierlichem Opfer vereinigt sehen, so steht hier die Majestät
des Gottes selber, der in seinem Tempel als Kampfrichter verehrt wird, statt
seines Altars. Zu seiner Rechten steht Oinomaos; sein Gesicht ist abgeschlagen,
aber der Helm auf seinem Haupte, dessen Pausanias ausdrücklich erwähnt, sichert
seine Identität. Die Fran zu seiner Rechten ist seine Gattin Sterope. Dann
folgt das Viergespann des Oinomaos mit seinem Wagenlenker Myrtilos und
zwei hockende Knaben, welche Pausanias zwar als Männer, aber sonst richtig
als Pferdeknechte des Oinomaos bezeichnet. Wo der Giebel sich zum spitzen
Winkel schließt, liegt endlich der Flußgott Alpheios.
Die andere Seite entspricht genau der eben beschriebenen. Neben dem
Pelops steht Hippodamici, der Preis des Sieges, vor seinem Viergespann sitzt
ein Mann und hinter demselben ein zweiter. Dann folgt aber statt des Knaben
der andern Seite ein Mädchen, das sich durch sein Gewand als solches charak¬
terisirt. Den Abschluß bildet auch hier ein gelagerter Flußgott, der Kladeos.
Diese Anordnung, wie sie in der Berliner Ausstellung versucht worden ist,
entspricht ziemlich genau der Beschreibung des Pausanias; nur daß die Flu߬
götter vertauscht worden sind. Indessen hat man geltend gemacht, daß der
Körper des behelmten Maunes, deu Pausanias ausdrücklich als Oinomaos
bezeichnet, eine jugendlichere Bildung verrathe, als der von ihm Pelops
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