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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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Russen hatten 117 Offiziere, 3195 Mann verloren. Vor Telisch kostete ein abge¬
schlagener Angriff dem Garde-Jäger-Regiment weitere 26 Offiziere, 907 Mann. Im
Norden wurde nur demonstrirt/ Die Garde verlor also an ihrem ersten Ge¬
fechtstage im orientalischen Kriege 143 Offiziere, 4102 Mann.

Ismail Pascha hatte das Zurückweichen des Garde-Jäger-Regiments von
Telisch uicht zu einem Eingreifen in das Gefecht bei Gorni Dabnik benutzt,
dafür wurde er am 28. Oktober vollständig eingeschlossen und ergab sich nach
vierstündiger Beschießung mit 100 Offizieren und 5500 Mann. Die Besatzung
von Radomirze zog sich am 29. ans Orchanie zurück, die von Dolnje Dabnik
nahm Osman Pascha am 31. Oktober nach Plewna hinein. Am 1. November
begann die Schließung des Zernirungsringes um Plewna.

Gurko gab nach diesen Erfolgen einen Theil seiner Kräfte, die 1. Brigade
der 3. Garde-Division zur Einschließung von Plewna ab, mit dein übrigen
drang er in Gemeinschaft mit der 3. Division, General Karzow, weiter nach
Süden vor, um den Türken das Heraustreten aus den Balkan-Pässen von
Baba Konak, Slatitza, Trojan und Rosalita endgiltig zu verwehren, ferner
um im Westen dieselben durch Einnahme von Wratza und Berkowitza bis über
den obern Ogust zurückzudrängen. Wir werden auf dieses Vorgehen an anderer
Stelle zurückkommen.

Auch an der Donau wurde das besetzte Gebiet weiter nach Westen aus¬
gedehnt, namentlich durch die Einnahme von Rahowa am 20. November, bei
der ein ans Rumänen und Russen gemischtes Detachement 308 Köpfe verlor,
und die am 30. November ohne Kampf erfolgte Besetzung von Lom Palanka.

Die Einschließungslinie um Plewna wurde auf dem linken Wid-
Ufer durch Schützengräben, Batterie-Einschnitte und Feldwerke in der vordersten
Linie wie in der Linie der Reserven verstärkt. Jeder neue Angriffsversuch
wurde den Truppen untersagt. Die Truppen, zu denen im Laufe des Oktober
uoch die 3. Garde-Division und das Grenadierkorps hinzukamen, waren so
vertheilt, daß von Nord nach Süd 3 Divisionen Rumänen, das 9. Korps, die
mit 2. Division, 1. Schützen-Bataillon, das 4. Korps mit der 3. Schützen¬
brigade und die 3. Garde-Jnfanterie-Diviston die Stellungen auf dem rechten
Wid-Ufer besetzt hielten, während auf dem linken Ufer das Grenadierkorps
und 1 Brigade der 5. Division aufgestellt war. Auch die Stellung der
2. rumänischen Division auf dem rechten Wid-Ufer war mit dem Oberbefehl
des Generals Ganetzki Kommandeur des Grenadier-Korps unterstellt.

Ein Gefecht entstand im Laufe des November nur dadurch, daß General
Skobelew am 9. sich der ersten verschanzten Linie der Türken auf der Höhe
westlich Brestowatz, des grünen Hügels, bemächtigte und sie befestigte; gleich¬
zeitig besetzte er Dorf Brestowatz. Die Türken versuchten am 10. November ver-


Russen hatten 117 Offiziere, 3195 Mann verloren. Vor Telisch kostete ein abge¬
schlagener Angriff dem Garde-Jäger-Regiment weitere 26 Offiziere, 907 Mann. Im
Norden wurde nur demonstrirt/ Die Garde verlor also an ihrem ersten Ge¬
fechtstage im orientalischen Kriege 143 Offiziere, 4102 Mann.

Ismail Pascha hatte das Zurückweichen des Garde-Jäger-Regiments von
Telisch uicht zu einem Eingreifen in das Gefecht bei Gorni Dabnik benutzt,
dafür wurde er am 28. Oktober vollständig eingeschlossen und ergab sich nach
vierstündiger Beschießung mit 100 Offizieren und 5500 Mann. Die Besatzung
von Radomirze zog sich am 29. ans Orchanie zurück, die von Dolnje Dabnik
nahm Osman Pascha am 31. Oktober nach Plewna hinein. Am 1. November
begann die Schließung des Zernirungsringes um Plewna.

Gurko gab nach diesen Erfolgen einen Theil seiner Kräfte, die 1. Brigade
der 3. Garde-Division zur Einschließung von Plewna ab, mit dein übrigen
drang er in Gemeinschaft mit der 3. Division, General Karzow, weiter nach
Süden vor, um den Türken das Heraustreten aus den Balkan-Pässen von
Baba Konak, Slatitza, Trojan und Rosalita endgiltig zu verwehren, ferner
um im Westen dieselben durch Einnahme von Wratza und Berkowitza bis über
den obern Ogust zurückzudrängen. Wir werden auf dieses Vorgehen an anderer
Stelle zurückkommen.

Auch an der Donau wurde das besetzte Gebiet weiter nach Westen aus¬
gedehnt, namentlich durch die Einnahme von Rahowa am 20. November, bei
der ein ans Rumänen und Russen gemischtes Detachement 308 Köpfe verlor,
und die am 30. November ohne Kampf erfolgte Besetzung von Lom Palanka.

Die Einschließungslinie um Plewna wurde auf dem linken Wid-
Ufer durch Schützengräben, Batterie-Einschnitte und Feldwerke in der vordersten
Linie wie in der Linie der Reserven verstärkt. Jeder neue Angriffsversuch
wurde den Truppen untersagt. Die Truppen, zu denen im Laufe des Oktober
uoch die 3. Garde-Division und das Grenadierkorps hinzukamen, waren so
vertheilt, daß von Nord nach Süd 3 Divisionen Rumänen, das 9. Korps, die
mit 2. Division, 1. Schützen-Bataillon, das 4. Korps mit der 3. Schützen¬
brigade und die 3. Garde-Jnfanterie-Diviston die Stellungen auf dem rechten
Wid-Ufer besetzt hielten, während auf dem linken Ufer das Grenadierkorps
und 1 Brigade der 5. Division aufgestellt war. Auch die Stellung der
2. rumänischen Division auf dem rechten Wid-Ufer war mit dem Oberbefehl
des Generals Ganetzki Kommandeur des Grenadier-Korps unterstellt.

Ein Gefecht entstand im Laufe des November nur dadurch, daß General
Skobelew am 9. sich der ersten verschanzten Linie der Türken auf der Höhe
westlich Brestowatz, des grünen Hügels, bemächtigte und sie befestigte; gleich¬
zeitig besetzte er Dorf Brestowatz. Die Türken versuchten am 10. November ver-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/260>, abgerufen am 05.02.2025.