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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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richtete sich nur zur Abwehr eines erwarteten neuen russischen Angriffs in Plewna
ein. General Zotow ließ deshalb das 4. Korps wieder auf die Höhen von
Pelischat und Skalewitza vorgehen, mit den Vorposten aber bis Tutschenitza
und Bogot sich ausdehnen, zur Beobachtung der Straße nach Lowatz. Das
9. Korps übernahm nördlich davon die Sicherung der Straßen auf Ruscht-
schuk. Die rumänische Division deckte im Anschluß daran den Raum von
Wrbiza über Tschalisewat bis Kasamnniza am Wid mit der Straße nach
Nikopoli.

Nachdem diese Aufstellung genommen, wurde das große Hauptquartier
am 9. August nach Gorni Stuben verlegt, wo es sich mehr im Mittelpunkt der
drei Armeen befand.

Zwei leichte Ausfälle Osman Pascha's in der Richtung auf Tutschenitza
wurden ohne Mühe zurückgewiesen, sonst herrschte bis zum letzten Augusttage
vor Plewua völlige Ruhe. Eine größere Unternehmung Osman Pascha's fand
nur von Lowatz aus gegen die Südarmee statt. Inzwischen wurde mit dem
Fürsten von Rumänien eine Vereinbarung getroffen, nach der zu der 4. auch
die 2. und 3. rumänische Division westlich des Wid über die Donau gehen
und die Verbindung von Plewna mit Widm unterbrechen sollten. Nachdem
am 24. August Kavallerie von Nikopoli aus bis an den Ister vorgegangen,
auch ein Infanterie-Regiment von Selischtoare aus mit Booten übergesetzt war,
erfolgte der Brückenschlag bei Korabia, und war am 30. August beendet.
Nach dem Uebergange der beiden rumänischen Divisionen übernahm am
31. August der Fürst Karl von Rumänien den Oberbefehl über alle gegen
Plewna operirenden Truppen. Ehe aber noch dieser Wechsel im Kommando
vollzogen war, erfolgte am 31. August der Ausfall Osman Pascha's gegen
Pelischat.

Russischerseits stand bei Pelischat, mit Vorposten in Bogot und Tutsche¬
nitza, die 16. Division, nördlich sich allschließend bei Poradim und Skalewitza,
Vorposten zwischen Tutschenitza und der Chaussee nach Schistowci, die 30. Divi¬
sion, beide zum 4. Korps gehörig; nördlich der genannten Chaussee stand die
31., an der Chaussee selbst in der Höhe von Poradim die 5. Division, letztere
beide das 9. Armeekorps bildend. Die Türken hatten um 6'/, die Vorposten-
Kavallerie südlich der Chaussee zurückgetrieben und um 8 Uhr eine Verschan-
zung vor Pelischat genommen, verloren sie aber wieder durch das Eingreifen
russischer Reserven. Osman entwickelte nun gegen 9 Uhr seine Truppen zum
Angriff auf die ganze Front des 4. russischen Korps, beschränkte sich aber bis
Mittag auf Artilleriefeuer und ließ erst nach 12 Uhr die Infanterie vorgehen.
General Zotow zog die Divisionen des 9. Korps heran, ließ namentlich eine
Brigade der 5. Division von der Chaussee aus gegen die Flanke des auf


richtete sich nur zur Abwehr eines erwarteten neuen russischen Angriffs in Plewna
ein. General Zotow ließ deshalb das 4. Korps wieder auf die Höhen von
Pelischat und Skalewitza vorgehen, mit den Vorposten aber bis Tutschenitza
und Bogot sich ausdehnen, zur Beobachtung der Straße nach Lowatz. Das
9. Korps übernahm nördlich davon die Sicherung der Straßen auf Ruscht-
schuk. Die rumänische Division deckte im Anschluß daran den Raum von
Wrbiza über Tschalisewat bis Kasamnniza am Wid mit der Straße nach
Nikopoli.

Nachdem diese Aufstellung genommen, wurde das große Hauptquartier
am 9. August nach Gorni Stuben verlegt, wo es sich mehr im Mittelpunkt der
drei Armeen befand.

Zwei leichte Ausfälle Osman Pascha's in der Richtung auf Tutschenitza
wurden ohne Mühe zurückgewiesen, sonst herrschte bis zum letzten Augusttage
vor Plewua völlige Ruhe. Eine größere Unternehmung Osman Pascha's fand
nur von Lowatz aus gegen die Südarmee statt. Inzwischen wurde mit dem
Fürsten von Rumänien eine Vereinbarung getroffen, nach der zu der 4. auch
die 2. und 3. rumänische Division westlich des Wid über die Donau gehen
und die Verbindung von Plewna mit Widm unterbrechen sollten. Nachdem
am 24. August Kavallerie von Nikopoli aus bis an den Ister vorgegangen,
auch ein Infanterie-Regiment von Selischtoare aus mit Booten übergesetzt war,
erfolgte der Brückenschlag bei Korabia, und war am 30. August beendet.
Nach dem Uebergange der beiden rumänischen Divisionen übernahm am
31. August der Fürst Karl von Rumänien den Oberbefehl über alle gegen
Plewna operirenden Truppen. Ehe aber noch dieser Wechsel im Kommando
vollzogen war, erfolgte am 31. August der Ausfall Osman Pascha's gegen
Pelischat.

Russischerseits stand bei Pelischat, mit Vorposten in Bogot und Tutsche¬
nitza, die 16. Division, nördlich sich allschließend bei Poradim und Skalewitza,
Vorposten zwischen Tutschenitza und der Chaussee nach Schistowci, die 30. Divi¬
sion, beide zum 4. Korps gehörig; nördlich der genannten Chaussee stand die
31., an der Chaussee selbst in der Höhe von Poradim die 5. Division, letztere
beide das 9. Armeekorps bildend. Die Türken hatten um 6'/, die Vorposten-
Kavallerie südlich der Chaussee zurückgetrieben und um 8 Uhr eine Verschan-
zung vor Pelischat genommen, verloren sie aber wieder durch das Eingreifen
russischer Reserven. Osman entwickelte nun gegen 9 Uhr seine Truppen zum
Angriff auf die ganze Front des 4. russischen Korps, beschränkte sich aber bis
Mittag auf Artilleriefeuer und ließ erst nach 12 Uhr die Infanterie vorgehen.
General Zotow zog die Divisionen des 9. Korps heran, ließ namentlich eine
Brigade der 5. Division von der Chaussee aus gegen die Flanke des auf


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[0247] richtete sich nur zur Abwehr eines erwarteten neuen russischen Angriffs in Plewna ein. General Zotow ließ deshalb das 4. Korps wieder auf die Höhen von Pelischat und Skalewitza vorgehen, mit den Vorposten aber bis Tutschenitza und Bogot sich ausdehnen, zur Beobachtung der Straße nach Lowatz. Das 9. Korps übernahm nördlich davon die Sicherung der Straßen auf Ruscht- schuk. Die rumänische Division deckte im Anschluß daran den Raum von Wrbiza über Tschalisewat bis Kasamnniza am Wid mit der Straße nach Nikopoli. Nachdem diese Aufstellung genommen, wurde das große Hauptquartier am 9. August nach Gorni Stuben verlegt, wo es sich mehr im Mittelpunkt der drei Armeen befand. Zwei leichte Ausfälle Osman Pascha's in der Richtung auf Tutschenitza wurden ohne Mühe zurückgewiesen, sonst herrschte bis zum letzten Augusttage vor Plewua völlige Ruhe. Eine größere Unternehmung Osman Pascha's fand nur von Lowatz aus gegen die Südarmee statt. Inzwischen wurde mit dem Fürsten von Rumänien eine Vereinbarung getroffen, nach der zu der 4. auch die 2. und 3. rumänische Division westlich des Wid über die Donau gehen und die Verbindung von Plewna mit Widm unterbrechen sollten. Nachdem am 24. August Kavallerie von Nikopoli aus bis an den Ister vorgegangen, auch ein Infanterie-Regiment von Selischtoare aus mit Booten übergesetzt war, erfolgte der Brückenschlag bei Korabia, und war am 30. August beendet. Nach dem Uebergange der beiden rumänischen Divisionen übernahm am 31. August der Fürst Karl von Rumänien den Oberbefehl über alle gegen Plewna operirenden Truppen. Ehe aber noch dieser Wechsel im Kommando vollzogen war, erfolgte am 31. August der Ausfall Osman Pascha's gegen Pelischat. Russischerseits stand bei Pelischat, mit Vorposten in Bogot und Tutsche¬ nitza, die 16. Division, nördlich sich allschließend bei Poradim und Skalewitza, Vorposten zwischen Tutschenitza und der Chaussee nach Schistowci, die 30. Divi¬ sion, beide zum 4. Korps gehörig; nördlich der genannten Chaussee stand die 31., an der Chaussee selbst in der Höhe von Poradim die 5. Division, letztere beide das 9. Armeekorps bildend. Die Türken hatten um 6'/, die Vorposten- Kavallerie südlich der Chaussee zurückgetrieben und um 8 Uhr eine Verschan- zung vor Pelischat genommen, verloren sie aber wieder durch das Eingreifen russischer Reserven. Osman entwickelte nun gegen 9 Uhr seine Truppen zum Angriff auf die ganze Front des 4. russischen Korps, beschränkte sich aber bis Mittag auf Artilleriefeuer und ließ erst nach 12 Uhr die Infanterie vorgehen. General Zotow zog die Divisionen des 9. Korps heran, ließ namentlich eine Brigade der 5. Division von der Chaussee aus gegen die Flanke des auf

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/247>, abgerufen am 05.02.2025.