Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.25. Mai, also genau einen Monat nach Eröffnung der Feindseligkeiten, begann Bald aber drohte dem Einschließungskorps eine neue Gefahr durch die Auf Grund der während dieser Zeit vorgenommenen Rekognoszirungen Die Stadt Kars liegt im Thale des Kars-Flusses, eingeschlossen von 25. Mai, also genau einen Monat nach Eröffnung der Feindseligkeiten, begann Bald aber drohte dem Einschließungskorps eine neue Gefahr durch die Auf Grund der während dieser Zeit vorgenommenen Rekognoszirungen Die Stadt Kars liegt im Thale des Kars-Flusses, eingeschlossen von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0187" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141066"/> <p xml:id="ID_654" prev="#ID_653"> 25. Mai, also genau einen Monat nach Eröffnung der Feindseligkeiten, begann<lb/> die Ausführung der Maßregeln zur Einschließung und Beschießung von<lb/> Kars. Zur Angriffsfront war die Nordfront ausersehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_655"> Bald aber drohte dem Einschließungskorps eine neue Gefahr durch die<lb/> Annäherung der türkischen Kavallerie. Loris Melikow rückte deshalb, nachdem<lb/> noch am 25. ein neuer türkischer Ausfall zurückgewiesen war, am 29. Mai<lb/> mit der Grenadier-Division und einem großen Theile der Kavallerie nach<lb/> Hadschi-Chain, 15 Kra östlich Kars, und schob die Kavallerie nach Ardost am<lb/> Karsflnsse (ebensoweit von Kars, aber 10 Kra westlicher, nahe der Sraße nach Er¬<lb/> zerum) vor. Von dort aus überfiel die Reiterei in der Nacht vom 30. zum<lb/> 31. Mai ein Korps von etwa 4000 türkischen Reitern im Bivak bei Begli-<lb/> Achmet, an der Straße nach Erzerum, 8 Ku westlich Ardvst, und zersprengte<lb/> dasselbe vollständig. Die Kavallerie ward dann gegen Midschingert auf<lb/> derselben Straße zur Beobachtung weiter vorgeschoben, und eine Grenadier-<lb/> Brigade zur Unterstützung bei Ardost aufgestellt, der Rest der Division kehrte<lb/> zum Belagernugskorps zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_656"> Auf Grund der während dieser Zeit vorgenommenen Rekognoszirungen<lb/> wurde das Gros der Truppen aus dem Lager vou Zaun auf die Höhen<lb/> westlich Kars, nach Arawartcin, Bozgana und Kogaly verlegt. Vou hier wurden<lb/> Vorposten gegen die West- und Nordseite der Festung vorgeschoben, aber erst<lb/> am 8. Juni war Kars vollständig eingeschlossen.</p><lb/> <p xml:id="ID_657"> Die Stadt Kars liegt im Thale des Kars-Flusses, eingeschlossen von<lb/> einer alten Stadtumwcillung und beherrscht von der, auf einem Felskegel, in<lb/> einer Biegung des Flusses, dicht an der Stadt gelegenen Zitadelle. Durch<lb/> einen Kreuz selbständiger Werke, welche in einer Entfernung von 2 — 3 Ka<lb/> von der Zitadelle, und in einem Bogen von 15 —16 Kri Länge, die umliegenden<lb/> Höhen krönen, ist Kars in ein großes verschanztes Lager verwandelt, die de-<lb/> tachirten Forts hießen, der Reihe nach, im Norden und auf dem rechten Ufer<lb/> des Flusses angefangen: 1. Fort Arad, 2. Karadag, 3. Hafiz-pascha, 4. Karly,<lb/> 5. Ssuwari, dieses wieder dicht am Flusse südlich der Stadt gelegen. Ans dem<lb/> linken User lagen in einer inneren Linie, nahe über dem Thalrand des Flusses,<lb/> die Forts 6. Tschin, 7. Weli-Pascha, 8. Inglis; in der äußern Linie aber:<lb/> 9. Techmaß, 10. Ties-tepessi, 11. Las-tepessi und 12. Mundus; dieses wieder<lb/> nördlich, nahe dem Flusse und 1100 in westlich von dem zuerst genannten<lb/> Fort Arad. Zum Angriff war die Nvrdfront ausersehen. Ehe die Erdarbeiten<lb/> beginnen konnten, gelang es den Türken noch einmal, in einem Ausfall am<lb/> 15. Juni bis auf die Höhen von Tschiftlik, 6 Ka von den Forts, 4 Ka<lb/> von Arawartan, vorzudringen, und erst nach längeren Kampfe wurden sie end-<lb/> giltig in die Festung zurückgeworfen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0187]
25. Mai, also genau einen Monat nach Eröffnung der Feindseligkeiten, begann
die Ausführung der Maßregeln zur Einschließung und Beschießung von
Kars. Zur Angriffsfront war die Nordfront ausersehen.
Bald aber drohte dem Einschließungskorps eine neue Gefahr durch die
Annäherung der türkischen Kavallerie. Loris Melikow rückte deshalb, nachdem
noch am 25. ein neuer türkischer Ausfall zurückgewiesen war, am 29. Mai
mit der Grenadier-Division und einem großen Theile der Kavallerie nach
Hadschi-Chain, 15 Kra östlich Kars, und schob die Kavallerie nach Ardost am
Karsflnsse (ebensoweit von Kars, aber 10 Kra westlicher, nahe der Sraße nach Er¬
zerum) vor. Von dort aus überfiel die Reiterei in der Nacht vom 30. zum
31. Mai ein Korps von etwa 4000 türkischen Reitern im Bivak bei Begli-
Achmet, an der Straße nach Erzerum, 8 Ku westlich Ardvst, und zersprengte
dasselbe vollständig. Die Kavallerie ward dann gegen Midschingert auf
derselben Straße zur Beobachtung weiter vorgeschoben, und eine Grenadier-
Brigade zur Unterstützung bei Ardost aufgestellt, der Rest der Division kehrte
zum Belagernugskorps zurück.
Auf Grund der während dieser Zeit vorgenommenen Rekognoszirungen
wurde das Gros der Truppen aus dem Lager vou Zaun auf die Höhen
westlich Kars, nach Arawartcin, Bozgana und Kogaly verlegt. Vou hier wurden
Vorposten gegen die West- und Nordseite der Festung vorgeschoben, aber erst
am 8. Juni war Kars vollständig eingeschlossen.
Die Stadt Kars liegt im Thale des Kars-Flusses, eingeschlossen von
einer alten Stadtumwcillung und beherrscht von der, auf einem Felskegel, in
einer Biegung des Flusses, dicht an der Stadt gelegenen Zitadelle. Durch
einen Kreuz selbständiger Werke, welche in einer Entfernung von 2 — 3 Ka
von der Zitadelle, und in einem Bogen von 15 —16 Kri Länge, die umliegenden
Höhen krönen, ist Kars in ein großes verschanztes Lager verwandelt, die de-
tachirten Forts hießen, der Reihe nach, im Norden und auf dem rechten Ufer
des Flusses angefangen: 1. Fort Arad, 2. Karadag, 3. Hafiz-pascha, 4. Karly,
5. Ssuwari, dieses wieder dicht am Flusse südlich der Stadt gelegen. Ans dem
linken User lagen in einer inneren Linie, nahe über dem Thalrand des Flusses,
die Forts 6. Tschin, 7. Weli-Pascha, 8. Inglis; in der äußern Linie aber:
9. Techmaß, 10. Ties-tepessi, 11. Las-tepessi und 12. Mundus; dieses wieder
nördlich, nahe dem Flusse und 1100 in westlich von dem zuerst genannten
Fort Arad. Zum Angriff war die Nvrdfront ausersehen. Ehe die Erdarbeiten
beginnen konnten, gelang es den Türken noch einmal, in einem Ausfall am
15. Juni bis auf die Höhen von Tschiftlik, 6 Ka von den Forts, 4 Ka
von Arawartan, vorzudringen, und erst nach längeren Kampfe wurden sie end-
giltig in die Festung zurückgeworfen.
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