Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.Dresden bot. Aber während man dort trotz Arnim's Drängen jetzt so wenig Doch so genau kannten die Spanier die Sache nicht, ihnen war die sehr Aber wie war es möglich, ihm beizukommen, ohne den Gewaltigen zum Peinliche Tage vergingen. Noch war kein offner Schritt zum Abfall nach¬ Dresden bot. Aber während man dort trotz Arnim's Drängen jetzt so wenig Doch so genau kannten die Spanier die Sache nicht, ihnen war die sehr Aber wie war es möglich, ihm beizukommen, ohne den Gewaltigen zum Peinliche Tage vergingen. Noch war kein offner Schritt zum Abfall nach¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0018" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140897"/> <p xml:id="ID_41" prev="#ID_40"> Dresden bot. Aber während man dort trotz Arnim's Drängen jetzt so wenig<lb/> wie früher zu einem raschen Entschlüsse zu kommen vermochte, arbeiteten in<lb/> Wien die Spanier und Klerikalen um so eifriger. Sie wollten Wallenstein's<lb/> Sturz, noch ging der Kaiser nicht so weit. Da kam dem Grafen Orate von<lb/> den verschiedensten Seiten, aus Baiern, Savoyen, Böhmen die verhängnißvolle<lb/> Meldung: Friedland beabsichtige sich zum König von Böhmen zu machen, die<lb/> Macht also des Hauses Habsburg bis in ihre Grundfesten zu erschüttern. In<lb/> der That ist von einem solchen Plane mehrfach die Rede gewesen, aber nicht<lb/> Wallenstein's Gedanke war das, sondern der der Franzosen und der böhmi¬<lb/> schen Emigranten, wie des Grafen Kinsky, der damals mit vielen andern in<lb/> Dresden sich aushielt. Auf das erste Anerbieten derart ging der Feldherr gar<lb/> nicht näher ein, ja er hat sogar dem Kaiser Andentungen davon gemacht, so<lb/> daß die Franzosen die Verhandlungen ganz abbrachen. Erst als die Dinge<lb/> zur Entscheidung drängten, im Januar, wurden die Besprechungen wieder auf¬<lb/> genommen, doch ohne daß die Erwerbung Böhmen's dabei als Hauptsache er¬<lb/> scheint, und zu irgend welchem festen Entschlüsse ist Wallenstein nicht gelangt;<lb/> nur als einen äußersten Rückhalt scheint er dies Verhältniß zu Frankreich be¬<lb/> trachtet zu haben. Er spielte aber doch mit dem Gedanken des Abfalls: „Die<lb/> Freiheit reizte ihn und das Vermögen" und das war sein Verhängniß und<lb/> seine Schuld.</p><lb/> <p xml:id="ID_42"> Doch so genau kannten die Spanier die Sache nicht, ihnen war die sehr<lb/> unsichere Kunde, die sie davon hatten, eben erwünscht, um den letzten entschei¬<lb/> denden Druck auf die Entschlüsse des Kaisers zu üben. Er wie Fürst<lb/> Eggenberg wich jetzt den spanischen Vorstellungen und den klerikalen Einwir¬<lb/> kungen gegen Wallenstein's Friedenspläne, jetzt galt der Feldherr als Verräther.</p><lb/> <p xml:id="ID_43"> Aber wie war es möglich, ihm beizukommen, ohne den Gewaltigen zum<lb/> offnen Aufruhr zu treiben, eben das also herbeizuführen, was man verhüten<lb/> mußte? Im tiefsten Geheimniß geschah der erste Schritt: ein kaiserliches<lb/> Patent vom 24. Januar übertrug Gallas das provisorische Kommando, verbot<lb/> den Obersten, Wallenstein zu gehorchen, verkündete allgemeine Amnestie Allen,<lb/> außer dem Feldherrn und zwei Andern. Doch so gespannt war die Lage, daß<lb/> nur unter der Hand Gallas, Piccolomini, Aldringer und andere zuverlässige<lb/> Generale davon Gebrauch zu machen wagten, um eine Anzahl Offiziere und<lb/> Truppentheile für den Hof zu gewinnen; ein Versuch Piccolominis dagegen,<lb/> im Verein mit Gallas den gefährlichen Mann in Pilsen zu verhaften, mußte<lb/> aufgegeben werden, weil Friedland der Garnison des Platzes ganz sicher war.</p><lb/> <p xml:id="ID_44" next="#ID_45"> Peinliche Tage vergingen. Noch war kein offner Schritt zum Abfall nach¬<lb/> zuweisen, noch offen auch von Wien aus nichts geschehen. Entschlossen aber<lb/> ging Wallenstein auf sein Ziel. Aber jetzt dachte er auch daran, sich für den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
Dresden bot. Aber während man dort trotz Arnim's Drängen jetzt so wenig
wie früher zu einem raschen Entschlüsse zu kommen vermochte, arbeiteten in
Wien die Spanier und Klerikalen um so eifriger. Sie wollten Wallenstein's
Sturz, noch ging der Kaiser nicht so weit. Da kam dem Grafen Orate von
den verschiedensten Seiten, aus Baiern, Savoyen, Böhmen die verhängnißvolle
Meldung: Friedland beabsichtige sich zum König von Böhmen zu machen, die
Macht also des Hauses Habsburg bis in ihre Grundfesten zu erschüttern. In
der That ist von einem solchen Plane mehrfach die Rede gewesen, aber nicht
Wallenstein's Gedanke war das, sondern der der Franzosen und der böhmi¬
schen Emigranten, wie des Grafen Kinsky, der damals mit vielen andern in
Dresden sich aushielt. Auf das erste Anerbieten derart ging der Feldherr gar
nicht näher ein, ja er hat sogar dem Kaiser Andentungen davon gemacht, so
daß die Franzosen die Verhandlungen ganz abbrachen. Erst als die Dinge
zur Entscheidung drängten, im Januar, wurden die Besprechungen wieder auf¬
genommen, doch ohne daß die Erwerbung Böhmen's dabei als Hauptsache er¬
scheint, und zu irgend welchem festen Entschlüsse ist Wallenstein nicht gelangt;
nur als einen äußersten Rückhalt scheint er dies Verhältniß zu Frankreich be¬
trachtet zu haben. Er spielte aber doch mit dem Gedanken des Abfalls: „Die
Freiheit reizte ihn und das Vermögen" und das war sein Verhängniß und
seine Schuld.
Doch so genau kannten die Spanier die Sache nicht, ihnen war die sehr
unsichere Kunde, die sie davon hatten, eben erwünscht, um den letzten entschei¬
denden Druck auf die Entschlüsse des Kaisers zu üben. Er wie Fürst
Eggenberg wich jetzt den spanischen Vorstellungen und den klerikalen Einwir¬
kungen gegen Wallenstein's Friedenspläne, jetzt galt der Feldherr als Verräther.
Aber wie war es möglich, ihm beizukommen, ohne den Gewaltigen zum
offnen Aufruhr zu treiben, eben das also herbeizuführen, was man verhüten
mußte? Im tiefsten Geheimniß geschah der erste Schritt: ein kaiserliches
Patent vom 24. Januar übertrug Gallas das provisorische Kommando, verbot
den Obersten, Wallenstein zu gehorchen, verkündete allgemeine Amnestie Allen,
außer dem Feldherrn und zwei Andern. Doch so gespannt war die Lage, daß
nur unter der Hand Gallas, Piccolomini, Aldringer und andere zuverlässige
Generale davon Gebrauch zu machen wagten, um eine Anzahl Offiziere und
Truppentheile für den Hof zu gewinnen; ein Versuch Piccolominis dagegen,
im Verein mit Gallas den gefährlichen Mann in Pilsen zu verhaften, mußte
aufgegeben werden, weil Friedland der Garnison des Platzes ganz sicher war.
Peinliche Tage vergingen. Noch war kein offner Schritt zum Abfall nach¬
zuweisen, noch offen auch von Wien aus nichts geschehen. Entschlossen aber
ging Wallenstein auf sein Ziel. Aber jetzt dachte er auch daran, sich für den
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