Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.Soliman, der dabei sein Leben einbüßte, gründlich. Dann rückte es 1876 gegen Dicht vor diesem stand aber nun die siegreiche chinesische Armee, nur durch Das ist die neue "Knldsche-Frage" zwischen Rußland und China, und um Hat nun Rußland auch in Peking eine Summe genannt, für welche es Dagegen ist in der amtlichen Pekinger Zeitung -- die Overland China Schließlich würden auch diese europäischen Waffen den Chinesen gegen Soliman, der dabei sein Leben einbüßte, gründlich. Dann rückte es 1876 gegen Dicht vor diesem stand aber nun die siegreiche chinesische Armee, nur durch Das ist die neue „Knldsche-Frage" zwischen Rußland und China, und um Hat nun Rußland auch in Peking eine Summe genannt, für welche es Dagegen ist in der amtlichen Pekinger Zeitung — die Overland China Schließlich würden auch diese europäischen Waffen den Chinesen gegen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0144" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/141023"/> <p xml:id="ID_459" prev="#ID_458"> Soliman, der dabei sein Leben einbüßte, gründlich. Dann rückte es 1876 gegen<lb/> die Dnnganen vor; ihre Städte Hann, Barkul, Kutschen, Urumtschä und Mamas<lb/> wurden nach einander unterworfen und die Einwohner ausgemordet. Darauf<lb/> kam im Frühjahr 1877 der kühne Abenteurer Jakub Kuschbegi an die Reihe;<lb/> auch sein Reich fiel unter den Streichen der Chinesen, und die Hauptstadt<lb/> Kaschgar ergab sich im Dezember 1877 dem chinesischen Generale Tso Tsung<lb/> Tang. In Peking jubelte man, denn nun war die Einheit des Reiches wieder¬<lb/> hergestellt, alles verlorene Land zurückerobert bis auf den einen Distrikt Kuldsche.</p><lb/> <p xml:id="ID_460"> Dicht vor diesem stand aber nun die siegreiche chinesische Armee, nur durch<lb/> einige Pässe des Tian-Shan-Gebirges von den Russen getrennt. Der ganze<lb/> Feldzug war einzig zu dem Zwecke unternommen worden, die Integrität des<lb/> Reiches wieder herzustellen; so lange aber Rußland im Besitz von Kuldsche<lb/> blieb, war jedoch diese Aufgabe unvollendet. Hier konnte natürlich nicht gleich<lb/> Waffengewalt angewandt werden, wie gegen die Dnnganen, wie gegen Kaschgar,<lb/> hier mußte zunächst die Diplomatie sprechen. „Knldsche war die Perle unserer<lb/> zentralasiatischen Besitzungen", sagen die Chinesen, „und erhalten wir es nicht<lb/> gutwillig von den Russen zurück, so werden wir es mit Waffeugewcilt nehmen."<lb/> Bisher waren die Verhandlungen wegen der Ansprüche Rußland's ans Kuldfche<lb/> dnrch die russische Gesandtschaft in Peking geführt worden, und Rußland soll<lb/> sich auch zur Rückgabe verstanden haben, indessen war die Gegenrechnnng,<lb/> welche es für die gehabten Auslagen der Besetzung und Verwaltung des<lb/> Distriktes vou 1871 bis 1878 beanspruchte, so ungeheuer groß, daß China<lb/> erklärte, dieselbe nicht bezahlen zu können.</p><lb/> <p xml:id="ID_461"> Das ist die neue „Knldsche-Frage" zwischen Rußland und China, und um<lb/> sie zu lösen, hat China nun einen Gesandten in Se. Petersburg ernannt.</p><lb/> <p xml:id="ID_462"> Hat nun Rußland auch in Peking eine Summe genannt, für welche es<lb/> Kuldsche an China herausgeben will — die Bestätigung bleibt abzuwarten —<lb/> so ist deu Russen doch dieses Zugeständniß schon leid geworden, denn das<lb/> Journal de Se. Petersbourg hat bereits erklärt, daß die russische Herrschaft in<lb/> Zentralasien einen argen Stoß erhalten würde, wenn Kuldsche herausgegeben<lb/> würde. Auch würde durch Rückgabe dieses wichtigen Platzes die Tian-Schan-<lb/> Greuze geschwächt.</p><lb/> <p xml:id="ID_463"> Dagegen ist in der amtlichen Pekinger Zeitung — die Overland China<lb/> Mail bringt regelmäßig Auszüge aus derselben — zu lesen, daß China eine<lb/> wohldiszivlinirte Armee von 50,000 Mann nicht ferne von Kuldsche stehen<lb/> habe, eine Armee, die durch die Siege gegen Kaschgar und die Duugcmen ge¬<lb/> stählt und mit Hinterladern und Krupp'schen Kanonen versehen sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_464" next="#ID_465"> Schließlich würden auch diese europäischen Waffen den Chinesen gegen<lb/> die Russen nichts helfen. Aber Rußland, das in der Türkei noch nicht freie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
Soliman, der dabei sein Leben einbüßte, gründlich. Dann rückte es 1876 gegen
die Dnnganen vor; ihre Städte Hann, Barkul, Kutschen, Urumtschä und Mamas
wurden nach einander unterworfen und die Einwohner ausgemordet. Darauf
kam im Frühjahr 1877 der kühne Abenteurer Jakub Kuschbegi an die Reihe;
auch sein Reich fiel unter den Streichen der Chinesen, und die Hauptstadt
Kaschgar ergab sich im Dezember 1877 dem chinesischen Generale Tso Tsung
Tang. In Peking jubelte man, denn nun war die Einheit des Reiches wieder¬
hergestellt, alles verlorene Land zurückerobert bis auf den einen Distrikt Kuldsche.
Dicht vor diesem stand aber nun die siegreiche chinesische Armee, nur durch
einige Pässe des Tian-Shan-Gebirges von den Russen getrennt. Der ganze
Feldzug war einzig zu dem Zwecke unternommen worden, die Integrität des
Reiches wieder herzustellen; so lange aber Rußland im Besitz von Kuldsche
blieb, war jedoch diese Aufgabe unvollendet. Hier konnte natürlich nicht gleich
Waffengewalt angewandt werden, wie gegen die Dnnganen, wie gegen Kaschgar,
hier mußte zunächst die Diplomatie sprechen. „Knldsche war die Perle unserer
zentralasiatischen Besitzungen", sagen die Chinesen, „und erhalten wir es nicht
gutwillig von den Russen zurück, so werden wir es mit Waffeugewcilt nehmen."
Bisher waren die Verhandlungen wegen der Ansprüche Rußland's ans Kuldfche
dnrch die russische Gesandtschaft in Peking geführt worden, und Rußland soll
sich auch zur Rückgabe verstanden haben, indessen war die Gegenrechnnng,
welche es für die gehabten Auslagen der Besetzung und Verwaltung des
Distriktes vou 1871 bis 1878 beanspruchte, so ungeheuer groß, daß China
erklärte, dieselbe nicht bezahlen zu können.
Das ist die neue „Knldsche-Frage" zwischen Rußland und China, und um
sie zu lösen, hat China nun einen Gesandten in Se. Petersburg ernannt.
Hat nun Rußland auch in Peking eine Summe genannt, für welche es
Kuldsche an China herausgeben will — die Bestätigung bleibt abzuwarten —
so ist deu Russen doch dieses Zugeständniß schon leid geworden, denn das
Journal de Se. Petersbourg hat bereits erklärt, daß die russische Herrschaft in
Zentralasien einen argen Stoß erhalten würde, wenn Kuldsche herausgegeben
würde. Auch würde durch Rückgabe dieses wichtigen Platzes die Tian-Schan-
Greuze geschwächt.
Dagegen ist in der amtlichen Pekinger Zeitung — die Overland China
Mail bringt regelmäßig Auszüge aus derselben — zu lesen, daß China eine
wohldiszivlinirte Armee von 50,000 Mann nicht ferne von Kuldsche stehen
habe, eine Armee, die durch die Siege gegen Kaschgar und die Duugcmen ge¬
stählt und mit Hinterladern und Krupp'schen Kanonen versehen sei.
Schließlich würden auch diese europäischen Waffen den Chinesen gegen
die Russen nichts helfen. Aber Rußland, das in der Türkei noch nicht freie
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