Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.durfte, um seine eigene Position am Hofe nicht zu gefährden. So brach er Noch einmal, zum letzten Mal, zeigteer sich als gewaltigen Kriegsfiirsten, Die Wirkung war eine augenblickliche. Ein flehentliches Schreiben des Da zertrümmerte ein einziger Schlag seinen Plan. Um den Abfall der durfte, um seine eigene Position am Hofe nicht zu gefährden. So brach er Noch einmal, zum letzten Mal, zeigteer sich als gewaltigen Kriegsfiirsten, Die Wirkung war eine augenblickliche. Ein flehentliches Schreiben des Da zertrümmerte ein einziger Schlag seinen Plan. Um den Abfall der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0014" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140893"/> <p xml:id="ID_23" prev="#ID_22"> durfte, um seine eigene Position am Hofe nicht zu gefährden. So brach er<lb/> ab, griff wieder zum Schwert.</p><lb/> <p xml:id="ID_24"> Noch einmal, zum letzten Mal, zeigteer sich als gewaltigen Kriegsfiirsten,<lb/> So bedrohlich erschien die Lage Sachsen's einem etwaigen neuen Einfalle aus<lb/> Böhmen gegenüber, daß Arnim mit dem größten Theile seines Heeres (12<lb/> Regimentern Infanterie und 14 Reiterregimentern) dahin aufbrach und bei<lb/> Pirna an der Straße nach dem Gebirge ein festes Lager bezog. In Schlesien<lb/> blieb nur der alte Graf Matthias Thurn mit 5000 Schweden und ein Paar<lb/> sächsischen Regimentern an der untern Oder zurück. Dort bei Steiuau (nörd¬<lb/> lich Liegnitz) sah er sich am 11. Oktober von Wallenstein mit gewaltiger Ueber-<lb/> mncht auf beiden Seiten des Stromes angefallen. Seine Kavallerie zerstob<lb/> auf der Stelle vor den imposanten feindlichen Reitermassen von 8000 Pferden,<lb/> sein Fußvolk vermochte die Schanzen nicht zu halten, ergab sich mit Sack und<lb/> Pack, mit 16 Kanonen, 60 Fahnen, allen Vorräthen dem Sieger; nur die<lb/> Oberoffiziere erhielten freien Abzug, und auch den Grafen Thurn, den alten<lb/> „Erzketzer und Hauptrebeller", wie man ihn in Wien hieß, die „Fackel dieses un-<lb/> glücksel'gen Kriegs", wie ihn Schiller nennt, entließ vertragsmäßig Wallenstein<lb/> aus seinem Lager. Der rasche Sieg lieferte ganz Schlesien in seine Hände<lb/> — fast unmittelbar nachher kapitnlirten Liegnitz und Glogau —, er öffnete<lb/> ihm auch den Weg nach Sachsen und Brandenburg. Crossen und Frankfurt a/O.<lb/> fielen, die Kroaten streiften dnrch die Mark bis an die vommer'sche Grenze.<lb/> Der Feldherr selbst brach in die Lausitz ein, nahm am 3. November Görlitz<lb/> mit Sturm, am 6. Bautzen durch Uebergabe; drohend schickte er sich an gegen<lb/> das zitternde Dresden aufzubrechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_25"> Die Wirkung war eine augenblickliche. Ein flehentliches Schreiben des<lb/> geängsteten Kurfürsten, durch Herzog Franz Albert von Lauenburg überbracht,<lb/> betheuerte seinen dringenden Wunsch nach Frieden; der Herzog war zu Ver¬<lb/> handlungen bevollmächtigt. Nie konnte Friedlciud einen günstigeren Abschluß<lb/> erreichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_26" next="#ID_27"> Da zertrümmerte ein einziger Schlag seinen Plan. Um den Abfall der<lb/> norddeutschen Kurfürsten von dem schwedischen Bündniß zu verhüten, war<lb/> Bernhard von Weimar zu einer furchtbaren Diversion gegen die kaiserlichen<lb/> Erdtaube aufgebrochen. Unbemerkt von Aldriger und Feria, die ihm in<lb/> Schwaben gegenüberstanden, wandte er sich gegen Regensburg, zwang die<lb/> Festung durch überwältigenden Angriff zur Uebergabe (15. November), schob<lb/> seine Kolonnen unter furchtbaren Verheerungen die Donau abwärts bis dicht<lb/> an die österreichische Grenze vor. Unbeschreiblich war der Eindruck des Er¬<lb/> eignisses in Wien und München, und ein Eilbote nach dem andern flog nach<lb/> dem Norden, um Wallenstein herbeizurufen. Friedland zögerte nicht. Er dürfte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
durfte, um seine eigene Position am Hofe nicht zu gefährden. So brach er
ab, griff wieder zum Schwert.
Noch einmal, zum letzten Mal, zeigteer sich als gewaltigen Kriegsfiirsten,
So bedrohlich erschien die Lage Sachsen's einem etwaigen neuen Einfalle aus
Böhmen gegenüber, daß Arnim mit dem größten Theile seines Heeres (12
Regimentern Infanterie und 14 Reiterregimentern) dahin aufbrach und bei
Pirna an der Straße nach dem Gebirge ein festes Lager bezog. In Schlesien
blieb nur der alte Graf Matthias Thurn mit 5000 Schweden und ein Paar
sächsischen Regimentern an der untern Oder zurück. Dort bei Steiuau (nörd¬
lich Liegnitz) sah er sich am 11. Oktober von Wallenstein mit gewaltiger Ueber-
mncht auf beiden Seiten des Stromes angefallen. Seine Kavallerie zerstob
auf der Stelle vor den imposanten feindlichen Reitermassen von 8000 Pferden,
sein Fußvolk vermochte die Schanzen nicht zu halten, ergab sich mit Sack und
Pack, mit 16 Kanonen, 60 Fahnen, allen Vorräthen dem Sieger; nur die
Oberoffiziere erhielten freien Abzug, und auch den Grafen Thurn, den alten
„Erzketzer und Hauptrebeller", wie man ihn in Wien hieß, die „Fackel dieses un-
glücksel'gen Kriegs", wie ihn Schiller nennt, entließ vertragsmäßig Wallenstein
aus seinem Lager. Der rasche Sieg lieferte ganz Schlesien in seine Hände
— fast unmittelbar nachher kapitnlirten Liegnitz und Glogau —, er öffnete
ihm auch den Weg nach Sachsen und Brandenburg. Crossen und Frankfurt a/O.
fielen, die Kroaten streiften dnrch die Mark bis an die vommer'sche Grenze.
Der Feldherr selbst brach in die Lausitz ein, nahm am 3. November Görlitz
mit Sturm, am 6. Bautzen durch Uebergabe; drohend schickte er sich an gegen
das zitternde Dresden aufzubrechen.
Die Wirkung war eine augenblickliche. Ein flehentliches Schreiben des
geängsteten Kurfürsten, durch Herzog Franz Albert von Lauenburg überbracht,
betheuerte seinen dringenden Wunsch nach Frieden; der Herzog war zu Ver¬
handlungen bevollmächtigt. Nie konnte Friedlciud einen günstigeren Abschluß
erreichen.
Da zertrümmerte ein einziger Schlag seinen Plan. Um den Abfall der
norddeutschen Kurfürsten von dem schwedischen Bündniß zu verhüten, war
Bernhard von Weimar zu einer furchtbaren Diversion gegen die kaiserlichen
Erdtaube aufgebrochen. Unbemerkt von Aldriger und Feria, die ihm in
Schwaben gegenüberstanden, wandte er sich gegen Regensburg, zwang die
Festung durch überwältigenden Angriff zur Uebergabe (15. November), schob
seine Kolonnen unter furchtbaren Verheerungen die Donau abwärts bis dicht
an die österreichische Grenze vor. Unbeschreiblich war der Eindruck des Er¬
eignisses in Wien und München, und ein Eilbote nach dem andern flog nach
dem Norden, um Wallenstein herbeizurufen. Friedland zögerte nicht. Er dürfte
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