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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.

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gegen Schistowa vor, das sie bereits geräumt fand. Die 4. Schützenbrigade ging
von 10^" Uhr ab in direkt südlicher Richtung vor, wo die Türken erst gegen
3 Uhr den Widerstand aufgaben und gegen Bjela abzogen. In Erwartung eines
ernsten türkischen Angriffs ließ man der 14. Division zunächst ihre Artillerie
folgen, dann begann das Uebersetzen der 9. Division. So brach die Dunkel¬
heit herein ehe das 8. Korps südlich der Donau wieder vereinigt war. Der
erneute türkische Angriff blieb aber aus. Die türkischen Heerführer hatten sich
zum zweiten Male überraschen lassen, und mit einem Gesammtverluste von 29
Offizieren, 715 Mann, davon 6 Offiziere, 327 Mann todt, war die schwierige
Operation des Donau-Ueberganges glänzend gelungen. !

Das Uebersetzen der Russen dauerte während der Nacht fort. Am 28.
früh stand das 8. Korps, allerdings ohne Kavallerie, und ein Theil der 35. Divi¬
sion des 13. Korps, zusammen etwa 40,000 Mann, kampfbereit südlich der
Donau, doch erfolgte auch nicht ein Versuch der Türken, den weiteren Ueber¬
gang und das Vorrücken der Russen aufzuhalten.

Der Brückenbau begann am 28. Juni früh und war bis zum Abend beendet.
Nachdem die Infanterie und Artillerie des 13. Korps im Laufe des 28. mit
Booten völlig übergesetzt waren, passirte am 29. früh zuerst die Kavallerie-Divi¬
sion des 8. Korps die Brücke. In der Nacht vom 29. zum 30. Juni zerstörte
aber der Sturm einen Theil der Brücke und erst am 2. Juli ward sie völlig
wieder hergestellt. Am 3. Juli konnten die Russen weiter vorrücken. Am
5. ward nach leichtem Kavalleriegefecht Bjela an der Jcmtra, Uebergang der
Hauptstraße nach Ruschtschnk, besetzt, und wenige Tage später war die ganze
Jantra-Linie unbestritten im russischen Besitz. Schon im Laufe des 28. hatte
der Kaiser Alexander mit dem Großfürsten Nikolas die übergegangenen Truppen
begrüßt.

Das weitere Vorgehen sollte nun in der Art erfolgen, daß unter General
Gurko ein besonderes Avantgardenkorps gebildet wurde, zum Vorgehen gegen
den Balkan, diesem sollte das 8. und eventuell später das 11. Korps folgen;
dem 12. und 13. Korps unter dem Großfürsten Thronfolger wurde die Sicherung
dieses Vorgehens gegen die bei Ruschtschuk und Schumla gesuchten Hauptkräfte
des türkischen Heeres übertragen, gegen welche sich ja auch das Dobrudscha-
Korps fühlbar machen mußte. Dem 9. Armeekorps fiel die Sicherung gegen
Westen zu, wo ohnedies die Operationen der Rumänen von Kalafat aus be¬
deutende Streitkräfte bei Widdin festzuhalten bestimmt waren, soweit diese nicht
zum Schutze von Adrianopel hinter den Balkan zurückgenommen wurden.

Das Korps des General Gurko wurde gebildet aus der 4. Schützenbrigade
und der Bulgarischen Legion, 2 Ssotnien Plastuny nebst 2 Gebirgsbatterien,
dazu in 3 Kavallerie-Brigaden 3 Linien-Kavallerie- und 3 Kasaken-Regimenter


gegen Schistowa vor, das sie bereits geräumt fand. Die 4. Schützenbrigade ging
von 10^» Uhr ab in direkt südlicher Richtung vor, wo die Türken erst gegen
3 Uhr den Widerstand aufgaben und gegen Bjela abzogen. In Erwartung eines
ernsten türkischen Angriffs ließ man der 14. Division zunächst ihre Artillerie
folgen, dann begann das Uebersetzen der 9. Division. So brach die Dunkel¬
heit herein ehe das 8. Korps südlich der Donau wieder vereinigt war. Der
erneute türkische Angriff blieb aber aus. Die türkischen Heerführer hatten sich
zum zweiten Male überraschen lassen, und mit einem Gesammtverluste von 29
Offizieren, 715 Mann, davon 6 Offiziere, 327 Mann todt, war die schwierige
Operation des Donau-Ueberganges glänzend gelungen. !

Das Uebersetzen der Russen dauerte während der Nacht fort. Am 28.
früh stand das 8. Korps, allerdings ohne Kavallerie, und ein Theil der 35. Divi¬
sion des 13. Korps, zusammen etwa 40,000 Mann, kampfbereit südlich der
Donau, doch erfolgte auch nicht ein Versuch der Türken, den weiteren Ueber¬
gang und das Vorrücken der Russen aufzuhalten.

Der Brückenbau begann am 28. Juni früh und war bis zum Abend beendet.
Nachdem die Infanterie und Artillerie des 13. Korps im Laufe des 28. mit
Booten völlig übergesetzt waren, passirte am 29. früh zuerst die Kavallerie-Divi¬
sion des 8. Korps die Brücke. In der Nacht vom 29. zum 30. Juni zerstörte
aber der Sturm einen Theil der Brücke und erst am 2. Juli ward sie völlig
wieder hergestellt. Am 3. Juli konnten die Russen weiter vorrücken. Am
5. ward nach leichtem Kavalleriegefecht Bjela an der Jcmtra, Uebergang der
Hauptstraße nach Ruschtschnk, besetzt, und wenige Tage später war die ganze
Jantra-Linie unbestritten im russischen Besitz. Schon im Laufe des 28. hatte
der Kaiser Alexander mit dem Großfürsten Nikolas die übergegangenen Truppen
begrüßt.

Das weitere Vorgehen sollte nun in der Art erfolgen, daß unter General
Gurko ein besonderes Avantgardenkorps gebildet wurde, zum Vorgehen gegen
den Balkan, diesem sollte das 8. und eventuell später das 11. Korps folgen;
dem 12. und 13. Korps unter dem Großfürsten Thronfolger wurde die Sicherung
dieses Vorgehens gegen die bei Ruschtschuk und Schumla gesuchten Hauptkräfte
des türkischen Heeres übertragen, gegen welche sich ja auch das Dobrudscha-
Korps fühlbar machen mußte. Dem 9. Armeekorps fiel die Sicherung gegen
Westen zu, wo ohnedies die Operationen der Rumänen von Kalafat aus be¬
deutende Streitkräfte bei Widdin festzuhalten bestimmt waren, soweit diese nicht
zum Schutze von Adrianopel hinter den Balkan zurückgenommen wurden.

Das Korps des General Gurko wurde gebildet aus der 4. Schützenbrigade
und der Bulgarischen Legion, 2 Ssotnien Plastuny nebst 2 Gebirgsbatterien,
dazu in 3 Kavallerie-Brigaden 3 Linien-Kavallerie- und 3 Kasaken-Regimenter


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157670/131>, abgerufen am 05.02.2025.