Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. II. Band.Wir empfehlen den gebildeten Kreisen Deutschland's das Lichtenberger'sche Ale Leipziger Augustereignisse 1845. n. Die Folgen des zwölften August. Völlig gelähmt durch den Schrecken über das ungeheure Ereigniß, das Wir empfehlen den gebildeten Kreisen Deutschland's das Lichtenberger'sche Ale Leipziger Augustereignisse 1845. n. Die Folgen des zwölften August. Völlig gelähmt durch den Schrecken über das ungeheure Ereigniß, das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0107" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140986"/> <p xml:id="ID_342"> Wir empfehlen den gebildeten Kreisen Deutschland's das Lichtenberger'sche<lb/> Vues auf's wärmste. Es gewährt immer ein eigenthümliches Vergnügen, in<lb/> fremder Zunge so liebenswürdig, so verständig und zugleich so elegant über<lb/> einen deutscheu Dichter sprechen zu hören. Daß aber auch der spezifische „Goethe¬<lb/> forscher" das Buch nicht ganz wird umgehen können, ist gar kein Zweifel.<lb/> Wir haben absichtlich an einem einzelnen Beispiele ausführlicher gezeigt, daß<lb/> es ein ungerechtes Urtheil sein würde, wenn man an Lichtenberger's Kom¬<lb/> mentar nichts weiter rühmen wollte, als die sorgfältige und geschickte Benutzung<lb/> der deutschen Goetheliteratur, wenn man behaupten wollte, daß das Buch sür<lb/> uns „nichts Neues" enthalte. Und wenn es hie und da nur die Art der Be¬<lb/> handlung wäre, die wir uns zum Muster nehmen können! Aber neu oder<lb/> nicht neu, gleichviel; freuen wir uns, daß abermals eine tüchtige und berufene<lb/> Hand sich gefunden hat, die es unternommen, mit den friedlichen Waffen des<lb/> Geistes in dem wiedergewonnenen Elsaß nicht blos, sondern in ganz Frankreich<lb/> deutschem Geistesleben freie Bahn zu machen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Ale Leipziger Augustereignisse 1845.<lb/> n.<lb/> Die Folgen des zwölften August.</head><lb/> <p xml:id="ID_343" next="#ID_344"> Völlig gelähmt durch den Schrecken über das ungeheure Ereigniß, das<lb/> sich am Abend des 12. August in Leipzig zugetragen, waren der Rath, die<lb/> königlichen Behörden, selbst das Militärkommaudo. Der Rath, an dessen Spitze<lb/> der unsühige Bürgermeister Groß stand, erließ eine der wunderbarsten Offen¬<lb/> barungen feiner Weisheit. „Gewiß hat jeder wohlgesinnte Bürger und Ein¬<lb/> wohner unserer Stadt den größten Unwillen und tiefsten Schmerz über die<lb/> beklagenswerthen Ereignisse empfunden, welche in der vergangenen Nacht statt¬<lb/> gefunden haben." Und „zur Aufrechterhaltung der auf so traurige Weise ge¬<lb/> störten Ordnung" verordnete der Rath, „zu diesem Endzweck (!): „1) Alle<lb/> Lehrherren und Meister, sowie alle Eltern unerwachsener (!) Kinder werden<lb/> dringend aufgefordert, ihre Lehrlinge und Kinder von acht Uhr Abends an zu<lb/> Hause zu behalten und bei eigener Verantwortung ihnen das Ausgehen nicht<lb/> weiter zu gestatten. 2) Alle Hausthüren sind von 9 Uhr an geschlossen zu<lb/> halten. 3) Alle Personen, welche nach dieser Zeit in größeren Truppen (!) aus</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0107]
Wir empfehlen den gebildeten Kreisen Deutschland's das Lichtenberger'sche
Vues auf's wärmste. Es gewährt immer ein eigenthümliches Vergnügen, in
fremder Zunge so liebenswürdig, so verständig und zugleich so elegant über
einen deutscheu Dichter sprechen zu hören. Daß aber auch der spezifische „Goethe¬
forscher" das Buch nicht ganz wird umgehen können, ist gar kein Zweifel.
Wir haben absichtlich an einem einzelnen Beispiele ausführlicher gezeigt, daß
es ein ungerechtes Urtheil sein würde, wenn man an Lichtenberger's Kom¬
mentar nichts weiter rühmen wollte, als die sorgfältige und geschickte Benutzung
der deutschen Goetheliteratur, wenn man behaupten wollte, daß das Buch sür
uns „nichts Neues" enthalte. Und wenn es hie und da nur die Art der Be¬
handlung wäre, die wir uns zum Muster nehmen können! Aber neu oder
nicht neu, gleichviel; freuen wir uns, daß abermals eine tüchtige und berufene
Hand sich gefunden hat, die es unternommen, mit den friedlichen Waffen des
Geistes in dem wiedergewonnenen Elsaß nicht blos, sondern in ganz Frankreich
deutschem Geistesleben freie Bahn zu machen.
Ale Leipziger Augustereignisse 1845.
n.
Die Folgen des zwölften August.
Völlig gelähmt durch den Schrecken über das ungeheure Ereigniß, das
sich am Abend des 12. August in Leipzig zugetragen, waren der Rath, die
königlichen Behörden, selbst das Militärkommaudo. Der Rath, an dessen Spitze
der unsühige Bürgermeister Groß stand, erließ eine der wunderbarsten Offen¬
barungen feiner Weisheit. „Gewiß hat jeder wohlgesinnte Bürger und Ein¬
wohner unserer Stadt den größten Unwillen und tiefsten Schmerz über die
beklagenswerthen Ereignisse empfunden, welche in der vergangenen Nacht statt¬
gefunden haben." Und „zur Aufrechterhaltung der auf so traurige Weise ge¬
störten Ordnung" verordnete der Rath, „zu diesem Endzweck (!): „1) Alle
Lehrherren und Meister, sowie alle Eltern unerwachsener (!) Kinder werden
dringend aufgefordert, ihre Lehrlinge und Kinder von acht Uhr Abends an zu
Hause zu behalten und bei eigener Verantwortung ihnen das Ausgehen nicht
weiter zu gestatten. 2) Alle Hausthüren sind von 9 Uhr an geschlossen zu
halten. 3) Alle Personen, welche nach dieser Zeit in größeren Truppen (!) aus
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