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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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sich sämmtliche iuniorss auf dem Capitol einzufinden. Ueber Nichterscheinens
verhängte der König Strafen: Vermögensbußen, Gefängniß, körperliche Züchti¬
gung, ja Verkauf in die Sklaverei.*)

Bevor man das ausgehobene Heer im Felde verwendete, ward es nach
uralter Sitte durch das s^erg-illöntum verpflichtet, dem Feldherrn, dem das
ünM-wiu übertragen worden, zu gehorchen.

Die militärische Organisation blieb beim Fußvolke die Legion und zwar
als eine in altdorischer Art gereihte und gerüstete Phalanx von 8 Gliedern
Tiefe. Die schwergewaffneten Vollhufner stellten deren vier erste Glieder her; in
den beiden folgenden standen die minder gerüsteten Bauern der 2. und 3.
Klasse, während die der beiden letzten Klassen das 7. und 8. Glied bildeten
oder gelegentlich neben der Phalanx als rM^rii, d. h. als leichtbewaffnete
"Sprenkler" kämpften.**) ^ Wahrscheinlich waren für die verschiedenen Theile
der phalangitischen Legion bereits die Namen der xi-me-ixes, triarü und dö-Stall
üblich, die in späterer Zeit mit allerdings ganz und gar veränderter Bedeutung
so viel gebraucht werden. Der Ausdruck xrinoixos oder xrool erinnert an die
Promachoi, die Vorkämpfer der Griechen, und bezeichnete gewiß die bestbe¬
waffneten Krieger der ersten Klasse; unter den tria-rii wird man entweder die
Leute der 3. Klasse zu verstehen haben, oder die der drei ersten, stets in ge¬
schlossener Phalanx fechtenden Klassen überhaupt***), während sich die Bezeich¬
nung dastati jedenfalls auf das gesammte Linienfußvolk bezog im Gegensatze
zu den Leichtbewaffneten, den tsrsutMÜ (Wurfschlltzen) oder rorsrü, welche
nicht wie jene mit der tmstg,, dem Spieße bewaffnet waren. 1')

Die Verleihung der basta, welche noch später als Auszeichnung vorkommt
(Kasta, xura), dürfte ursprünglich mit der Aufnahme in die höheren Census¬
klassen verbunden gelvesen sein, sodaß die Führung der Kasta als ein Ehren¬
recht erscheint, ff) Jede Klasse scheint überdies ein besonderes Feldzeichen ge¬
habt zu haben: die erste den Adler, die zweite den Wolf, die dritte den Mino-
taur, die vierte das Roß und die fünfte einen Eber.fff)

In jeder Legion dienten 42 Centurien, d. h. 4200 Mann.*) Von diesen
waren 3000 mit Spießen bewehrt (nämlich 2000 der ersten und je 500 der









*) Lange: Römische Alterthümer, Berlin 1876.
**) Mommsen: Römische Geschichte I. (rors-re -- beträufeln, besprengen).
***) Lange a, a, O-
f) Köchly und Rüstow: Einleitung zu den Griech. Kriegsschriftstellcrn II. 1.
ff) Marquard II. S, 313.
fff) Plinius ". u. 10, 6, 16.
*) Für das Jahr 494 noch giebt Dionysios von Halikarnassos (VI. 42) die Zahl
4000 an.

sich sämmtliche iuniorss auf dem Capitol einzufinden. Ueber Nichterscheinens
verhängte der König Strafen: Vermögensbußen, Gefängniß, körperliche Züchti¬
gung, ja Verkauf in die Sklaverei.*)

Bevor man das ausgehobene Heer im Felde verwendete, ward es nach
uralter Sitte durch das s^erg-illöntum verpflichtet, dem Feldherrn, dem das
ünM-wiu übertragen worden, zu gehorchen.

Die militärische Organisation blieb beim Fußvolke die Legion und zwar
als eine in altdorischer Art gereihte und gerüstete Phalanx von 8 Gliedern
Tiefe. Die schwergewaffneten Vollhufner stellten deren vier erste Glieder her; in
den beiden folgenden standen die minder gerüsteten Bauern der 2. und 3.
Klasse, während die der beiden letzten Klassen das 7. und 8. Glied bildeten
oder gelegentlich neben der Phalanx als rM^rii, d. h. als leichtbewaffnete
„Sprenkler" kämpften.**) ^ Wahrscheinlich waren für die verschiedenen Theile
der phalangitischen Legion bereits die Namen der xi-me-ixes, triarü und dö-Stall
üblich, die in späterer Zeit mit allerdings ganz und gar veränderter Bedeutung
so viel gebraucht werden. Der Ausdruck xrinoixos oder xrool erinnert an die
Promachoi, die Vorkämpfer der Griechen, und bezeichnete gewiß die bestbe¬
waffneten Krieger der ersten Klasse; unter den tria-rii wird man entweder die
Leute der 3. Klasse zu verstehen haben, oder die der drei ersten, stets in ge¬
schlossener Phalanx fechtenden Klassen überhaupt***), während sich die Bezeich¬
nung dastati jedenfalls auf das gesammte Linienfußvolk bezog im Gegensatze
zu den Leichtbewaffneten, den tsrsutMÜ (Wurfschlltzen) oder rorsrü, welche
nicht wie jene mit der tmstg,, dem Spieße bewaffnet waren. 1')

Die Verleihung der basta, welche noch später als Auszeichnung vorkommt
(Kasta, xura), dürfte ursprünglich mit der Aufnahme in die höheren Census¬
klassen verbunden gelvesen sein, sodaß die Führung der Kasta als ein Ehren¬
recht erscheint, ff) Jede Klasse scheint überdies ein besonderes Feldzeichen ge¬
habt zu haben: die erste den Adler, die zweite den Wolf, die dritte den Mino-
taur, die vierte das Roß und die fünfte einen Eber.fff)

In jeder Legion dienten 42 Centurien, d. h. 4200 Mann.*) Von diesen
waren 3000 mit Spießen bewehrt (nämlich 2000 der ersten und je 500 der









*) Lange: Römische Alterthümer, Berlin 1876.
**) Mommsen: Römische Geschichte I. (rors-re — beträufeln, besprengen).
***) Lange a, a, O-
f) Köchly und Rüstow: Einleitung zu den Griech. Kriegsschriftstellcrn II. 1.
ff) Marquard II. S, 313.
fff) Plinius ». u. 10, 6, 16.
*) Für das Jahr 494 noch giebt Dionysios von Halikarnassos (VI. 42) die Zahl
4000 an.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/98>, abgerufen am 25.08.2024.