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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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xrimi se ssormäi, deren jede ihren eigenen Tribun hatte.

Die Kampfweise der ritterlichen Geschlechterlegion dürfte mit
der der hellenischen Heroenzeit nahezu übereingestimmt haben. Denn wenn
auch die römischen Ritter nicht zu Wagen fochten, so thaten sie sich doch ganz
so wie die 7rx)o/iKX",. ?des griechischen Epos im Einzelkampfe hervor und
führten zwei Rosse mit sich, um, sobald sie den einen Gegner abgethan, zum
zweiten Umritt das frische Pferd besteigen zu können.^) Mannigfache An¬
deutungen bei Livius lassen darauf schließen, daß gleich den homerischen Wagen¬
kämpfern, auch die römischen Ritter das erste Treffen der Schlachtordnung,
die nMtos dagegen das zweite Treffen bildeten. Zuweilen auch formirter
die Ritter ein Elitekorps, welches bei höchster Gefahr, von den Pferden absitzend,
in die Front trat nud durch persönliche Tapferkeit den Ausschlag gab.s) --
Eine schwergerüstete Reiterei mit ausschließlich patrinschem Charakter
machte demzufolge den eigentlichen Kern des ältesten Nömerheeres aus, und
solche Kampfweise scheint die allgemeine der Altitalier gewesen zu sein. Sie er¬
scheint bei den Capuanern noch im zweiten punischen Kriege, und dieser Verbreitung
des Neiterwesens in Italien dürfte es zu danken sein, daß Rom später in
der Lage war, den Haupttheil seiner Kavallerie ans Bundesgenossen zu bilden.
Aber auch bei den Römern selbst erhielt sich der Gebrauch des ritterlichen
Einzelkampfes von den Urzeiten bis in das zweite Jahrhundert vor Christus;
deun wie Romulus gegen König Akron von Caenina, wie die Horatier gegen
die Curiatier, so beweist u. a. noch Publ. Scipio Aemilianus (151 v. Chr.) seine
Tapferkeit im Zweikampf, so rühmt sich M. servil. Pulex Geminus (202), daß
er 23 Zweikämpfe in Folge von Herausforderungen bestanden habe, und die
Münzen der Servilier stellen ihn dar, wie er zu Roß, mit der Lanze anrennend,
seinen Gegner niederstößt, ff) Aus einzelnen Stellen römischer Schriften erkennt
man überdies, daß in der Frühzeit zuweilen sogar solche Kämpfe selbständig von den
Rittern aufgenommen wurden, zu welchen an und für sich schwere Reiterei nicht
als geeignet erachtet werden kann,f1"f) und auch für die Folgezeit siud Nachrichten








*) Diese Uebungen bestanden als Festlichkeiten der römischen Ritterschaft bis in die
späteste Zeit.
Marqnnrd: Römische Staatsverwaltung. 1876. II. S. 312.
*'^
> Jene Andeutungen dürften, trotz des phantastischen Charakters der Schlachtschilde¬
rungen des Livius Wahrscheinlichkeit haben, weil eine solche Aufstellung von allen späte
üblichen Schlachtordnungen in der entschiedensten Weise abweicht. -- Vergl. die Einleitun
zu Köchly und Riistow Eiriech. Kricgsschriftstcller. II. Taktiker 1.
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f) Marquard a, a. O. S. 313.
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ff) ZZorAlissi l Oeuvre" I., 441 ff.
fff) ?s.r>1i viao. exeerxts, ex lib. ?omx. ?oski as siguitioationo vsrliorura I^ib. XVIII.

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xrimi se ssormäi, deren jede ihren eigenen Tribun hatte.

Die Kampfweise der ritterlichen Geschlechterlegion dürfte mit
der der hellenischen Heroenzeit nahezu übereingestimmt haben. Denn wenn
auch die römischen Ritter nicht zu Wagen fochten, so thaten sie sich doch ganz
so wie die 7rx)o/iKX",. ?des griechischen Epos im Einzelkampfe hervor und
führten zwei Rosse mit sich, um, sobald sie den einen Gegner abgethan, zum
zweiten Umritt das frische Pferd besteigen zu können.^) Mannigfache An¬
deutungen bei Livius lassen darauf schließen, daß gleich den homerischen Wagen¬
kämpfern, auch die römischen Ritter das erste Treffen der Schlachtordnung,
die nMtos dagegen das zweite Treffen bildeten. Zuweilen auch formirter
die Ritter ein Elitekorps, welches bei höchster Gefahr, von den Pferden absitzend,
in die Front trat nud durch persönliche Tapferkeit den Ausschlag gab.s) —
Eine schwergerüstete Reiterei mit ausschließlich patrinschem Charakter
machte demzufolge den eigentlichen Kern des ältesten Nömerheeres aus, und
solche Kampfweise scheint die allgemeine der Altitalier gewesen zu sein. Sie er¬
scheint bei den Capuanern noch im zweiten punischen Kriege, und dieser Verbreitung
des Neiterwesens in Italien dürfte es zu danken sein, daß Rom später in
der Lage war, den Haupttheil seiner Kavallerie ans Bundesgenossen zu bilden.
Aber auch bei den Römern selbst erhielt sich der Gebrauch des ritterlichen
Einzelkampfes von den Urzeiten bis in das zweite Jahrhundert vor Christus;
deun wie Romulus gegen König Akron von Caenina, wie die Horatier gegen
die Curiatier, so beweist u. a. noch Publ. Scipio Aemilianus (151 v. Chr.) seine
Tapferkeit im Zweikampf, so rühmt sich M. servil. Pulex Geminus (202), daß
er 23 Zweikämpfe in Folge von Herausforderungen bestanden habe, und die
Münzen der Servilier stellen ihn dar, wie er zu Roß, mit der Lanze anrennend,
seinen Gegner niederstößt, ff) Aus einzelnen Stellen römischer Schriften erkennt
man überdies, daß in der Frühzeit zuweilen sogar solche Kämpfe selbständig von den
Rittern aufgenommen wurden, zu welchen an und für sich schwere Reiterei nicht
als geeignet erachtet werden kann,f1"f) und auch für die Folgezeit siud Nachrichten








*) Diese Uebungen bestanden als Festlichkeiten der römischen Ritterschaft bis in die
späteste Zeit.
Marqnnrd: Römische Staatsverwaltung. 1876. II. S. 312.
*'^
> Jene Andeutungen dürften, trotz des phantastischen Charakters der Schlachtschilde¬
rungen des Livius Wahrscheinlichkeit haben, weil eine solche Aufstellung von allen späte
üblichen Schlachtordnungen in der entschiedensten Weise abweicht. — Vergl. die Einleitun
zu Köchly und Riistow Eiriech. Kricgsschriftstcller. II. Taktiker 1.
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f) Marquard a, a. O. S. 313.
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ff) ZZorAlissi l Oeuvre» I., 441 ff.
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[0093] Ueliüugen hielt/) wurde auf 6 Centurien erhöht: ?ni<ZK, liamiisg, I^iosrgs xrimi se ssormäi, deren jede ihren eigenen Tribun hatte. Die Kampfweise der ritterlichen Geschlechterlegion dürfte mit der der hellenischen Heroenzeit nahezu übereingestimmt haben. Denn wenn auch die römischen Ritter nicht zu Wagen fochten, so thaten sie sich doch ganz so wie die 7rx)o/iKX",. ?des griechischen Epos im Einzelkampfe hervor und führten zwei Rosse mit sich, um, sobald sie den einen Gegner abgethan, zum zweiten Umritt das frische Pferd besteigen zu können.^) Mannigfache An¬ deutungen bei Livius lassen darauf schließen, daß gleich den homerischen Wagen¬ kämpfern, auch die römischen Ritter das erste Treffen der Schlachtordnung, die nMtos dagegen das zweite Treffen bildeten. Zuweilen auch formirter die Ritter ein Elitekorps, welches bei höchster Gefahr, von den Pferden absitzend, in die Front trat nud durch persönliche Tapferkeit den Ausschlag gab.s) — Eine schwergerüstete Reiterei mit ausschließlich patrinschem Charakter machte demzufolge den eigentlichen Kern des ältesten Nömerheeres aus, und solche Kampfweise scheint die allgemeine der Altitalier gewesen zu sein. Sie er¬ scheint bei den Capuanern noch im zweiten punischen Kriege, und dieser Verbreitung des Neiterwesens in Italien dürfte es zu danken sein, daß Rom später in der Lage war, den Haupttheil seiner Kavallerie ans Bundesgenossen zu bilden. Aber auch bei den Römern selbst erhielt sich der Gebrauch des ritterlichen Einzelkampfes von den Urzeiten bis in das zweite Jahrhundert vor Christus; deun wie Romulus gegen König Akron von Caenina, wie die Horatier gegen die Curiatier, so beweist u. a. noch Publ. Scipio Aemilianus (151 v. Chr.) seine Tapferkeit im Zweikampf, so rühmt sich M. servil. Pulex Geminus (202), daß er 23 Zweikämpfe in Folge von Herausforderungen bestanden habe, und die Münzen der Servilier stellen ihn dar, wie er zu Roß, mit der Lanze anrennend, seinen Gegner niederstößt, ff) Aus einzelnen Stellen römischer Schriften erkennt man überdies, daß in der Frühzeit zuweilen sogar solche Kämpfe selbständig von den Rittern aufgenommen wurden, zu welchen an und für sich schwere Reiterei nicht als geeignet erachtet werden kann,f1"f) und auch für die Folgezeit siud Nachrichten *) Diese Uebungen bestanden als Festlichkeiten der römischen Ritterschaft bis in die späteste Zeit. Marqnnrd: Römische Staatsverwaltung. 1876. II. S. 312. *'^ > Jene Andeutungen dürften, trotz des phantastischen Charakters der Schlachtschilde¬ rungen des Livius Wahrscheinlichkeit haben, weil eine solche Aufstellung von allen späte üblichen Schlachtordnungen in der entschiedensten Weise abweicht. — Vergl. die Einleitun zu Köchly und Riistow Eiriech. Kricgsschriftstcller. II. Taktiker 1. - f) Marquard a, a. O. S. 313. ' ff) ZZorAlissi l Oeuvre» I., 441 ff. fff) ?s.r>1i viao. exeerxts, ex lib. ?omx. ?oski as siguitioationo vsrliorura I^ib. XVIII.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/93>, abgerufen am 22.07.2024.