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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Mit dem 27. Hefte begann diese Zeitschrift das III. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee¬
häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung.

Die Lniwicliel'ung des altrömischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. I.
Von den Anfängen bis zum Vcuschcu Kriege.

Unter den drei südlichen Halbinseln Europas ist Italien die rein europä¬
ische. Denn die Lage der Balkan-Halbinsel mit der reich entwickelten Ostküste
und ihrer Inselwelt deutet nach Asien; die der Pyrenäen-Halbinsel weist nach
Asrika und auf den Ozean; Italien dagegen nimmt zwischen den Gliedern
Europas im Becken des Mittelmeeres eine centrale Stellung ein, und dieser
entsprang seine völkerverbindende und völkerbeherrschende geschichtliche Sendung.
Keineswegs aber bietet die geographische Lage Italiens nur günstige Beding¬
ungen. Die Ostküste ist Hafen- und inselarm; sie hat daher immer nur zu
untergeordneter Bedeutung gelangen können, und ihre Bevölkerung ward stets
bevormundet von der des höher entwickelten westlichen Theils. Die sehr große
Ausdehnung des Litorales bei geringer kontinentaler Breite erwies sich einer
näheren Verbindung der italischen Stämme nicht günstig, zumal die Gebirgs-
struktur das Land in viele Thäler und abgeschlossene Gestadelandschaften zer¬
schneidet. Ein natürlicher Mittelpunkt sehlt, und der Verkehr uicht weniger
Gebiete vollzieht sich leichter zur See als zu Lande. -- Wohl hat man
Meer und Alpen als natürliche Befestigungen Italiens gepriesen; aber die See
schließt nicht nur ab, sondern öffnet auch, und fast alle Alpenpässe steigen vom
Auslande her weniger steil empor als von der italischen Seite, oder sie theilen
sich uach dieser in so viele Nebenarme, daß nnr überlegene Kräfte einem
Eindringlinge mit Erfolg entgegentreten können.'") -- Dieser Lage entspricht



*) Daniel: Handbuch der Geographie. Leipzig 1872.
Grenzboten III. 1v7L,11

Mit dem 27. Hefte begann diese Zeitschrift das III. Quartal ihres
37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan-
stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal
9 Mark.
Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee¬
häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben
freundlichst gebeten.
Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung.

Die Lniwicliel'ung des altrömischen Kriegswesens.
Von Max Jähns. I.
Von den Anfängen bis zum Vcuschcu Kriege.

Unter den drei südlichen Halbinseln Europas ist Italien die rein europä¬
ische. Denn die Lage der Balkan-Halbinsel mit der reich entwickelten Ostküste
und ihrer Inselwelt deutet nach Asien; die der Pyrenäen-Halbinsel weist nach
Asrika und auf den Ozean; Italien dagegen nimmt zwischen den Gliedern
Europas im Becken des Mittelmeeres eine centrale Stellung ein, und dieser
entsprang seine völkerverbindende und völkerbeherrschende geschichtliche Sendung.
Keineswegs aber bietet die geographische Lage Italiens nur günstige Beding¬
ungen. Die Ostküste ist Hafen- und inselarm; sie hat daher immer nur zu
untergeordneter Bedeutung gelangen können, und ihre Bevölkerung ward stets
bevormundet von der des höher entwickelten westlichen Theils. Die sehr große
Ausdehnung des Litorales bei geringer kontinentaler Breite erwies sich einer
näheren Verbindung der italischen Stämme nicht günstig, zumal die Gebirgs-
struktur das Land in viele Thäler und abgeschlossene Gestadelandschaften zer¬
schneidet. Ein natürlicher Mittelpunkt sehlt, und der Verkehr uicht weniger
Gebiete vollzieht sich leichter zur See als zu Lande. — Wohl hat man
Meer und Alpen als natürliche Befestigungen Italiens gepriesen; aber die See
schließt nicht nur ab, sondern öffnet auch, und fast alle Alpenpässe steigen vom
Auslande her weniger steil empor als von der italischen Seite, oder sie theilen
sich uach dieser in so viele Nebenarme, daß nnr überlegene Kräfte einem
Eindringlinge mit Erfolg entgegentreten können.'") — Dieser Lage entspricht



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[0089] Mit dem 27. Hefte begann diese Zeitschrift das III. Quartal ihres 37. Jahrgangs, welches durch alle Buchhandlungen und Postan- stalten des In- und Auslandes zu beziehen ist. Preis pro Quartal 9 Mark. Privatpersonen, gesellige Vereine, Lesegesellschaften, Kaffee¬ häuser und Konditoreien werden um gefällige Berücksichtigung derselben freundlichst gebeten. Leipzig, im Juni 1878. Die Verlagshandlung. Die Lniwicliel'ung des altrömischen Kriegswesens. Von Max Jähns. I. Von den Anfängen bis zum Vcuschcu Kriege. Unter den drei südlichen Halbinseln Europas ist Italien die rein europä¬ ische. Denn die Lage der Balkan-Halbinsel mit der reich entwickelten Ostküste und ihrer Inselwelt deutet nach Asien; die der Pyrenäen-Halbinsel weist nach Asrika und auf den Ozean; Italien dagegen nimmt zwischen den Gliedern Europas im Becken des Mittelmeeres eine centrale Stellung ein, und dieser entsprang seine völkerverbindende und völkerbeherrschende geschichtliche Sendung. Keineswegs aber bietet die geographische Lage Italiens nur günstige Beding¬ ungen. Die Ostküste ist Hafen- und inselarm; sie hat daher immer nur zu untergeordneter Bedeutung gelangen können, und ihre Bevölkerung ward stets bevormundet von der des höher entwickelten westlichen Theils. Die sehr große Ausdehnung des Litorales bei geringer kontinentaler Breite erwies sich einer näheren Verbindung der italischen Stämme nicht günstig, zumal die Gebirgs- struktur das Land in viele Thäler und abgeschlossene Gestadelandschaften zer¬ schneidet. Ein natürlicher Mittelpunkt sehlt, und der Verkehr uicht weniger Gebiete vollzieht sich leichter zur See als zu Lande. — Wohl hat man Meer und Alpen als natürliche Befestigungen Italiens gepriesen; aber die See schließt nicht nur ab, sondern öffnet auch, und fast alle Alpenpässe steigen vom Auslande her weniger steil empor als von der italischen Seite, oder sie theilen sich uach dieser in so viele Nebenarme, daß nnr überlegene Kräfte einem Eindringlinge mit Erfolg entgegentreten können.'") — Dieser Lage entspricht *) Daniel: Handbuch der Geographie. Leipzig 1872. Grenzboten III. 1v7L,11

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/89>, abgerufen am 22.07.2024.