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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Achtung vor der unabhängige" Meinung eines Gegners bezeugen mochten, wie
das Organ der Familie Cotta, das jahrelang an die deutschfeindliche reak¬
tionäre Politik des Hauses Habsburg verkuppelt war, jahrelang gleichzeitig
sich von Herrn Liebknecht Berichte schreiben ließ, und heute die traurige Stiru
besitzt zu reden von der "charakterlosen Selbstschändung, mit welcher Viele,
die bis zur jüngsten Wendung zur uatioualliberalen Partei zählten, heute ihre
liberalen Grundsätze verleugnen". Man braucht nur die Gelegenheitsartikel
Treitichke's in seiner Sammlung "Zehn Jahre deutscher Kämpfe" unchzuleseu,
um zu erkennen, wie hoch diese sturmgeboreuen Kinder eines Koryphäen der
deutschen Wissenschaft über dem Tagesgeschwätz stehen, wie oft und in welchem
Maße die Geschichte seinen erregten Warnungen Recht gegeben hat.

Wir sind hocherfreut, auch in der schweren Krisis, die gegenwärtig unser
Volk bewegt, die mannhafte Stimme Treitschke's zu vernehmen. Er hat
noch vor Auslosung des Reichstags im Juuiheft der "Preuß. Jahrb." seine
Meinung geäußert. Er hat im Verlag von G. Reimer in Berlin diesen Aus¬
druck seiner innersten Ueberzeugung in eiuer kleinen Broschüre: "Der Sozia-
lismus und der Meuchelmord" (30 Pfg.) erscheinen lassen. Keine an¬
dere Schrift unter all den Wahlaufrufen, den Programmen von Parteien, ein-
zelnen Abgeordneten u. f. w. kann unseres Erachtens der Beherzigung aller
autisvzialistischeu Parteien dringender empfohlen werden, als diese kleine Bro¬
schüre. Die Gefahren der Sozialdemokratie, die innere Fäulniß ihrer Lehre und
Bestrebungen, der nothwendige ursächliche Zusammenhang der fluchwürdigen
Thaten vom 11. Mai und 2. Juni, die dnugeude Pflicht aller Orduuugs-
parteien, vor Allem diesem Grundübel unserer nationalen Entwickelung zu
steuern, ist nirgendwo so klar und überzeugend dargethan, als hier. Vor Allem
mag die uatioualliberale Partei aus dieser Schrift die Bahn erkennen aus
,
H. B. welche ihre Geschichte und ihr Wesen sie nothgedrungen hinweist.




Soeben ist im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig der erste Band
der autorisirten dentschen Ausgabe von Henry M. Stanlev/s epvchemacheu-
der Asritareise uuter dem Titel "Durch deu dunkeln Welttyeil" er-
schienen, ein Werk, dessen Erscheinen von der ganzen gebildeten Welt mit
Spannung erwartet, mit größter Freude begrüßt wird. Wie töuiiten wellige
Zeilen versuchen, den Inhalt eiues Buches auch nur anzudeuten, welches die
Fahrten und Forschungen eiues Entdeckers erzählt, der nach dem maßgebenden
Urtheile unsres Petermann der hervorragendste aller Zeiten nach der bisherigen
menschlichen Erfahrung genannt zu werden verdient. Ihm dankt die Welt die
Losung voll Räthseln, an deuen Jahrhunderte hinabsanken, Tausende starben
und verdarben, ohne die Lösung zu finden. Dieses Buch bietet sie. Zahlreiche


Achtung vor der unabhängige» Meinung eines Gegners bezeugen mochten, wie
das Organ der Familie Cotta, das jahrelang an die deutschfeindliche reak¬
tionäre Politik des Hauses Habsburg verkuppelt war, jahrelang gleichzeitig
sich von Herrn Liebknecht Berichte schreiben ließ, und heute die traurige Stiru
besitzt zu reden von der „charakterlosen Selbstschändung, mit welcher Viele,
die bis zur jüngsten Wendung zur uatioualliberalen Partei zählten, heute ihre
liberalen Grundsätze verleugnen". Man braucht nur die Gelegenheitsartikel
Treitichke's in seiner Sammlung „Zehn Jahre deutscher Kämpfe" unchzuleseu,
um zu erkennen, wie hoch diese sturmgeboreuen Kinder eines Koryphäen der
deutschen Wissenschaft über dem Tagesgeschwätz stehen, wie oft und in welchem
Maße die Geschichte seinen erregten Warnungen Recht gegeben hat.

Wir sind hocherfreut, auch in der schweren Krisis, die gegenwärtig unser
Volk bewegt, die mannhafte Stimme Treitschke's zu vernehmen. Er hat
noch vor Auslosung des Reichstags im Juuiheft der „Preuß. Jahrb." seine
Meinung geäußert. Er hat im Verlag von G. Reimer in Berlin diesen Aus¬
druck seiner innersten Ueberzeugung in eiuer kleinen Broschüre: „Der Sozia-
lismus und der Meuchelmord" (30 Pfg.) erscheinen lassen. Keine an¬
dere Schrift unter all den Wahlaufrufen, den Programmen von Parteien, ein-
zelnen Abgeordneten u. f. w. kann unseres Erachtens der Beherzigung aller
autisvzialistischeu Parteien dringender empfohlen werden, als diese kleine Bro¬
schüre. Die Gefahren der Sozialdemokratie, die innere Fäulniß ihrer Lehre und
Bestrebungen, der nothwendige ursächliche Zusammenhang der fluchwürdigen
Thaten vom 11. Mai und 2. Juni, die dnugeude Pflicht aller Orduuugs-
parteien, vor Allem diesem Grundübel unserer nationalen Entwickelung zu
steuern, ist nirgendwo so klar und überzeugend dargethan, als hier. Vor Allem
mag die uatioualliberale Partei aus dieser Schrift die Bahn erkennen aus
,
H. B. welche ihre Geschichte und ihr Wesen sie nothgedrungen hinweist.




Soeben ist im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig der erste Band
der autorisirten dentschen Ausgabe von Henry M. Stanlev/s epvchemacheu-
der Asritareise uuter dem Titel „Durch deu dunkeln Welttyeil" er-
schienen, ein Werk, dessen Erscheinen von der ganzen gebildeten Welt mit
Spannung erwartet, mit größter Freude begrüßt wird. Wie töuiiten wellige
Zeilen versuchen, den Inhalt eiues Buches auch nur anzudeuten, welches die
Fahrten und Forschungen eiues Entdeckers erzählt, der nach dem maßgebenden
Urtheile unsres Petermann der hervorragendste aller Zeiten nach der bisherigen
menschlichen Erfahrung genannt zu werden verdient. Ihm dankt die Welt die
Losung voll Räthseln, an deuen Jahrhunderte hinabsanken, Tausende starben
und verdarben, ohne die Lösung zu finden. Dieses Buch bietet sie. Zahlreiche


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/87>, abgerufen am 22.07.2024.