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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Flügel: Pilanen, Prinzipes und Hastaten.*) Die Stärke des Mcmipels ist bei
20 Rotten in 10 Gliedern 200 Mann. Werden für jeden Manu in Linie 3
Fuß, auf das Intervall zwischen zwei Manipeln 4 Fuß gerechnet, so erhält
der Manipel eine Front von 62 Fuß. Der Frontraum von 3 Fuß genügt, um
in schnellem Laufe vorzurücken und das Plinn zu schleudern, wenn man an¬
nimmt, daß unter gewöhnlichen Umständen dieser Akt nur von 2 Gliedern zu¬
gleich vollzogen ward. Für den Gebrauch des Schwertes genügt ein Front¬
raum von 3 Fuß aber nicht; Polybios fordert 6 Fuß. War dieser Spiel¬
raum wirklich nöthig, so konnte er nur dadurch gewonnen werden, daß die
ungeraden Nummern des ersten Gliedes einige Schritte vorsprangen und die
geraden Nummer ihnen als Sekundanten folgten. Das scheint in der That
das normale Verfahren gewesen zu sein.

Die reglementsmäßige Rvttentiefe war, wie erwähnt, noch immer 10 Mann,
welche zusammen eine Zeltkameradschaft bildeten. Der Gliederabstand dürfte
4 Fuß gewesen sein, die Tiefe des Manipels also 40 Fuß. Anfangs scheint
Marius seine Legion nur in einem einzigen Treffen aufgestellt zu haben, später
in zweien, aber eng massire und ohne auf die frühere Anordnung Rücksicht zu
nehmen, welche das zweite Treffen ans die Intervalle des ersten disponirte.
Auch hier will er nicht durch organisches Zusammenwirken sondern mit der
Masse als solcher den Effekt hervorbringen.

Legionen, welche schwächer als 6000 Mann waren, scheint man doch in
der Front so lange nicht verkürzt zu haben, als man nicht genöthigt war, die
Tiefe bis auf weniger als 8 Mann zu reduziren.

Die Kolonne von 8 bis 10 Mann Tiefe war die normale Gefechtsauf¬
stellung; zum Angriff aber deployirten die Kohorten auf 4 Glieder Tiefe, um
möglichst viel Pilen zu unmittelbarer Wirksamkeit gelangen zu lassen.

Die alten Feldzeichen der einzelnen Legionstheile: Wolf, Stier, Roß und
Eber, konnten sich neben den neu eingeführten Kohorten-signer nicht halten;
sie verschwanden. Dagegen führte Marius nun als allgemeines si^muro. IsKionis
den Adler ein und erhob ihn zum heiligen Symbol der ganzen Truppe, das
als "QurQ6Q Ikg-louis" geradezu religiöse Verehrung genoß und im Lager in be¬
sonderer Kapelle aufbewahrt wurde, die sogar Asylrecht hatte. Diese Einfüh¬
rung eines Legionsabzeichens ist in dem Augenblicke, da die Legion zum ersten



Bestimmte Nachrichten fehlen hierüber allerdings und man ist auf Vermuthungen
angewiesen, die natürlich verschieden ausgefallen sind. Wir folgen hier der Ansicht des
Obersten Rüstow, deren näherer Begründung in seinein Werke "Heerwesen und Kriegführung
I. Cäsar's" S. 36 ff. nachzugehen ist.

Flügel: Pilanen, Prinzipes und Hastaten.*) Die Stärke des Mcmipels ist bei
20 Rotten in 10 Gliedern 200 Mann. Werden für jeden Manu in Linie 3
Fuß, auf das Intervall zwischen zwei Manipeln 4 Fuß gerechnet, so erhält
der Manipel eine Front von 62 Fuß. Der Frontraum von 3 Fuß genügt, um
in schnellem Laufe vorzurücken und das Plinn zu schleudern, wenn man an¬
nimmt, daß unter gewöhnlichen Umständen dieser Akt nur von 2 Gliedern zu¬
gleich vollzogen ward. Für den Gebrauch des Schwertes genügt ein Front¬
raum von 3 Fuß aber nicht; Polybios fordert 6 Fuß. War dieser Spiel¬
raum wirklich nöthig, so konnte er nur dadurch gewonnen werden, daß die
ungeraden Nummern des ersten Gliedes einige Schritte vorsprangen und die
geraden Nummer ihnen als Sekundanten folgten. Das scheint in der That
das normale Verfahren gewesen zu sein.

Die reglementsmäßige Rvttentiefe war, wie erwähnt, noch immer 10 Mann,
welche zusammen eine Zeltkameradschaft bildeten. Der Gliederabstand dürfte
4 Fuß gewesen sein, die Tiefe des Manipels also 40 Fuß. Anfangs scheint
Marius seine Legion nur in einem einzigen Treffen aufgestellt zu haben, später
in zweien, aber eng massire und ohne auf die frühere Anordnung Rücksicht zu
nehmen, welche das zweite Treffen ans die Intervalle des ersten disponirte.
Auch hier will er nicht durch organisches Zusammenwirken sondern mit der
Masse als solcher den Effekt hervorbringen.

Legionen, welche schwächer als 6000 Mann waren, scheint man doch in
der Front so lange nicht verkürzt zu haben, als man nicht genöthigt war, die
Tiefe bis auf weniger als 8 Mann zu reduziren.

Die Kolonne von 8 bis 10 Mann Tiefe war die normale Gefechtsauf¬
stellung; zum Angriff aber deployirten die Kohorten auf 4 Glieder Tiefe, um
möglichst viel Pilen zu unmittelbarer Wirksamkeit gelangen zu lassen.

Die alten Feldzeichen der einzelnen Legionstheile: Wolf, Stier, Roß und
Eber, konnten sich neben den neu eingeführten Kohorten-signer nicht halten;
sie verschwanden. Dagegen führte Marius nun als allgemeines si^muro. IsKionis
den Adler ein und erhob ihn zum heiligen Symbol der ganzen Truppe, das
als „QurQ6Q Ikg-louis" geradezu religiöse Verehrung genoß und im Lager in be¬
sonderer Kapelle aufbewahrt wurde, die sogar Asylrecht hatte. Diese Einfüh¬
rung eines Legionsabzeichens ist in dem Augenblicke, da die Legion zum ersten



Bestimmte Nachrichten fehlen hierüber allerdings und man ist auf Vermuthungen
angewiesen, die natürlich verschieden ausgefallen sind. Wir folgen hier der Ansicht des
Obersten Rüstow, deren näherer Begründung in seinein Werke „Heerwesen und Kriegführung
I. Cäsar's" S. 36 ff. nachzugehen ist.
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[0498] Flügel: Pilanen, Prinzipes und Hastaten.*) Die Stärke des Mcmipels ist bei 20 Rotten in 10 Gliedern 200 Mann. Werden für jeden Manu in Linie 3 Fuß, auf das Intervall zwischen zwei Manipeln 4 Fuß gerechnet, so erhält der Manipel eine Front von 62 Fuß. Der Frontraum von 3 Fuß genügt, um in schnellem Laufe vorzurücken und das Plinn zu schleudern, wenn man an¬ nimmt, daß unter gewöhnlichen Umständen dieser Akt nur von 2 Gliedern zu¬ gleich vollzogen ward. Für den Gebrauch des Schwertes genügt ein Front¬ raum von 3 Fuß aber nicht; Polybios fordert 6 Fuß. War dieser Spiel¬ raum wirklich nöthig, so konnte er nur dadurch gewonnen werden, daß die ungeraden Nummern des ersten Gliedes einige Schritte vorsprangen und die geraden Nummer ihnen als Sekundanten folgten. Das scheint in der That das normale Verfahren gewesen zu sein. Die reglementsmäßige Rvttentiefe war, wie erwähnt, noch immer 10 Mann, welche zusammen eine Zeltkameradschaft bildeten. Der Gliederabstand dürfte 4 Fuß gewesen sein, die Tiefe des Manipels also 40 Fuß. Anfangs scheint Marius seine Legion nur in einem einzigen Treffen aufgestellt zu haben, später in zweien, aber eng massire und ohne auf die frühere Anordnung Rücksicht zu nehmen, welche das zweite Treffen ans die Intervalle des ersten disponirte. Auch hier will er nicht durch organisches Zusammenwirken sondern mit der Masse als solcher den Effekt hervorbringen. Legionen, welche schwächer als 6000 Mann waren, scheint man doch in der Front so lange nicht verkürzt zu haben, als man nicht genöthigt war, die Tiefe bis auf weniger als 8 Mann zu reduziren. Die Kolonne von 8 bis 10 Mann Tiefe war die normale Gefechtsauf¬ stellung; zum Angriff aber deployirten die Kohorten auf 4 Glieder Tiefe, um möglichst viel Pilen zu unmittelbarer Wirksamkeit gelangen zu lassen. Die alten Feldzeichen der einzelnen Legionstheile: Wolf, Stier, Roß und Eber, konnten sich neben den neu eingeführten Kohorten-signer nicht halten; sie verschwanden. Dagegen führte Marius nun als allgemeines si^muro. IsKionis den Adler ein und erhob ihn zum heiligen Symbol der ganzen Truppe, das als „QurQ6Q Ikg-louis" geradezu religiöse Verehrung genoß und im Lager in be¬ sonderer Kapelle aufbewahrt wurde, die sogar Asylrecht hatte. Diese Einfüh¬ rung eines Legionsabzeichens ist in dem Augenblicke, da die Legion zum ersten Bestimmte Nachrichten fehlen hierüber allerdings und man ist auf Vermuthungen angewiesen, die natürlich verschieden ausgefallen sind. Wir folgen hier der Ansicht des Obersten Rüstow, deren näherer Begründung in seinein Werke „Heerwesen und Kriegführung I. Cäsar's" S. 36 ff. nachzugehen ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/498>, abgerufen am 22.07.2024.