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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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der mittelalterlichen Kunst die Deukmalsplastik in organischem Zusammenhange
mit der Architektur gestanden habe, erst im 17. Jahrhundert die Tendenz
aufgekommen sei, das Denkmal zu isoliren, bis man denn in unsrer Zeit ge¬
radezu mit der Idee eines Denkmals den Begriff der Isolirung als selbstver¬
ständliche Norm angenommen habe. Nur dadurch könne das moderne Denkmal
reformirt werden, daß man diesen aufgegebenen naturgemäße!: Zusammenhang
der Deukmalsskulptur mit der Architektur wieder herstelle. Der Verfasser
schlägt dazu deu doppelten Weg vor, daß einerseits bei der Errichtung monu¬
mentaler Bauten (Parlameutshäuser, Justizpaläste, Rathhüuser, Theater, Museen,
Akademien, Universitätsgebäude, Bibliotheken, Schulen) in der Disposition von
vornherein auf die Ausschmückung derselben durch Denkmäler Rücksicht genommen
werde -- was zugleich eine sehr heilsame Reorganisation unserer Monumental¬
architektur involviren würde --, andererseits für solche Denkmäler, für deren
Aufstellung es an geeigneten Bauwerken fehlen sollte, das Verhältniß der beiden
zusammengehörigen Künste umgekehrt, die Architektur als ornamentale Znthcit
zum plastischen Werke hiuzugeuommen, kurz, dem Denkmal eine angemessene
architektonische Umgebung geschaffen werde.

Dies die Ansichten und Vorschläge des Verfassers, die wir hier nur in
den äußersten Umrissen wiedergeben können, Ansichten und Vorschläge übrigens,
mit denen Schafter nur den Ueberzeugungen Ausdruck gegeben hat, die in den
Kreisen der verständigeren Künstler und aller kunstwissenschaftlich gebildeten
Sachverständigen sich längst befestigt haben und die nur leider der traurigen
Zusammensetzung unsrer meisten "Denkmalkvmite's" gegenüber bisher so gut
wie machtlos gewesen sind. Möchten doch überall da, wo man mit Denkmals-
ideen schwanger geht, die "leitenden Persönlichkeiten" sich zuvor recht gründlich
und unbefangen in das Schafter'sche Schriftchen vertiefen!*)





Verantwortlicher Redakteur: I>i. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. -- Druck von Hüthcl <!- Herrmaim in Leipzig.
Die Verlagshandlung thäte gut, für etwas bessere Korrektur zu sorgen; das Heft¬
chen wimmelt von Druckfehlern. S, 37 ist hinter den Worten: "Universitäten, Bibliotheken
u, s, f." die ganze zweite Hälfte des Nebensatzes ausgefallen. Und sollte die gänzlich un¬
deutsche Wendung ehb. "auf einen Zweck rücksichtigen" und der syntaktische Schnitzer S, 38.
"und in den dadurch gewonnenen Wandfeldcrn" anstatt "und in deren dadurch gewonnenen
Wandfeldern" aus der Feder des Verfassers stammen?

der mittelalterlichen Kunst die Deukmalsplastik in organischem Zusammenhange
mit der Architektur gestanden habe, erst im 17. Jahrhundert die Tendenz
aufgekommen sei, das Denkmal zu isoliren, bis man denn in unsrer Zeit ge¬
radezu mit der Idee eines Denkmals den Begriff der Isolirung als selbstver¬
ständliche Norm angenommen habe. Nur dadurch könne das moderne Denkmal
reformirt werden, daß man diesen aufgegebenen naturgemäße!: Zusammenhang
der Deukmalsskulptur mit der Architektur wieder herstelle. Der Verfasser
schlägt dazu deu doppelten Weg vor, daß einerseits bei der Errichtung monu¬
mentaler Bauten (Parlameutshäuser, Justizpaläste, Rathhüuser, Theater, Museen,
Akademien, Universitätsgebäude, Bibliotheken, Schulen) in der Disposition von
vornherein auf die Ausschmückung derselben durch Denkmäler Rücksicht genommen
werde — was zugleich eine sehr heilsame Reorganisation unserer Monumental¬
architektur involviren würde —, andererseits für solche Denkmäler, für deren
Aufstellung es an geeigneten Bauwerken fehlen sollte, das Verhältniß der beiden
zusammengehörigen Künste umgekehrt, die Architektur als ornamentale Znthcit
zum plastischen Werke hiuzugeuommen, kurz, dem Denkmal eine angemessene
architektonische Umgebung geschaffen werde.

Dies die Ansichten und Vorschläge des Verfassers, die wir hier nur in
den äußersten Umrissen wiedergeben können, Ansichten und Vorschläge übrigens,
mit denen Schafter nur den Ueberzeugungen Ausdruck gegeben hat, die in den
Kreisen der verständigeren Künstler und aller kunstwissenschaftlich gebildeten
Sachverständigen sich längst befestigt haben und die nur leider der traurigen
Zusammensetzung unsrer meisten „Denkmalkvmite's" gegenüber bisher so gut
wie machtlos gewesen sind. Möchten doch überall da, wo man mit Denkmals-
ideen schwanger geht, die „leitenden Persönlichkeiten" sich zuvor recht gründlich
und unbefangen in das Schafter'sche Schriftchen vertiefen!*)





Verantwortlicher Redakteur: I>i. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hüthcl <!- Herrmaim in Leipzig.
Die Verlagshandlung thäte gut, für etwas bessere Korrektur zu sorgen; das Heft¬
chen wimmelt von Druckfehlern. S, 37 ist hinter den Worten: „Universitäten, Bibliotheken
u, s, f." die ganze zweite Hälfte des Nebensatzes ausgefallen. Und sollte die gänzlich un¬
deutsche Wendung ehb. „auf einen Zweck rücksichtigen" und der syntaktische Schnitzer S, 38.
„und in den dadurch gewonnenen Wandfeldcrn" anstatt „und in deren dadurch gewonnenen
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[0448] der mittelalterlichen Kunst die Deukmalsplastik in organischem Zusammenhange mit der Architektur gestanden habe, erst im 17. Jahrhundert die Tendenz aufgekommen sei, das Denkmal zu isoliren, bis man denn in unsrer Zeit ge¬ radezu mit der Idee eines Denkmals den Begriff der Isolirung als selbstver¬ ständliche Norm angenommen habe. Nur dadurch könne das moderne Denkmal reformirt werden, daß man diesen aufgegebenen naturgemäße!: Zusammenhang der Deukmalsskulptur mit der Architektur wieder herstelle. Der Verfasser schlägt dazu deu doppelten Weg vor, daß einerseits bei der Errichtung monu¬ mentaler Bauten (Parlameutshäuser, Justizpaläste, Rathhüuser, Theater, Museen, Akademien, Universitätsgebäude, Bibliotheken, Schulen) in der Disposition von vornherein auf die Ausschmückung derselben durch Denkmäler Rücksicht genommen werde — was zugleich eine sehr heilsame Reorganisation unserer Monumental¬ architektur involviren würde —, andererseits für solche Denkmäler, für deren Aufstellung es an geeigneten Bauwerken fehlen sollte, das Verhältniß der beiden zusammengehörigen Künste umgekehrt, die Architektur als ornamentale Znthcit zum plastischen Werke hiuzugeuommen, kurz, dem Denkmal eine angemessene architektonische Umgebung geschaffen werde. Dies die Ansichten und Vorschläge des Verfassers, die wir hier nur in den äußersten Umrissen wiedergeben können, Ansichten und Vorschläge übrigens, mit denen Schafter nur den Ueberzeugungen Ausdruck gegeben hat, die in den Kreisen der verständigeren Künstler und aller kunstwissenschaftlich gebildeten Sachverständigen sich längst befestigt haben und die nur leider der traurigen Zusammensetzung unsrer meisten „Denkmalkvmite's" gegenüber bisher so gut wie machtlos gewesen sind. Möchten doch überall da, wo man mit Denkmals- ideen schwanger geht, die „leitenden Persönlichkeiten" sich zuvor recht gründlich und unbefangen in das Schafter'sche Schriftchen vertiefen!*) Verantwortlicher Redakteur: I>i. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hüthcl <!- Herrmaim in Leipzig. Die Verlagshandlung thäte gut, für etwas bessere Korrektur zu sorgen; das Heft¬ chen wimmelt von Druckfehlern. S, 37 ist hinter den Worten: „Universitäten, Bibliotheken u, s, f." die ganze zweite Hälfte des Nebensatzes ausgefallen. Und sollte die gänzlich un¬ deutsche Wendung ehb. „auf einen Zweck rücksichtigen" und der syntaktische Schnitzer S, 38. „und in den dadurch gewonnenen Wandfeldcrn" anstatt „und in deren dadurch gewonnenen Wandfeldern" aus der Feder des Verfassers stammen?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/448>, abgerufen am 05.02.2025.