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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Aeußerungen desselben aus dessen Handschriften, welche sich im Besitze Löper's
befinden.

Sind wir nun auch Kalischer für seine Gabe zu größtem Danke verpflichtet,
so können wir doch nicht unterlassen, dabei noch einige Wünsche zu äußern,
die er uns vielleicht noch irgendwie, am liebsten in einem kleinen Nachtrage
zu seiner Arbeit, erfüllt. Vor Allem hätten wir gewünscht, daß er uns die
Aeußerungen Goethe's über die Grenzen der menschlichen Naturforschung, das
"Zugängliche und Unzugängliche in der Natur", übersichtlich zusammengestellt
hätte, wonach wir, wenn wir auch in der Naturforschung die Dinge "mehr als
im Aesthetischen und Sittlichen in die Enge treiben können", doch schließlich
uns hierin ebenfalls begnügen müssen, "durch eine geregelte Erfahrung zu eiuer
Art von bedingter Znverlässtkeit zu gelangen". Im botanischen Kapitel hätten
wir sodann noch den Wunsch, daß die merkwürdigen Unterhaltungen Goethe's
mit Schelver über die auch auf das GeschlechterverlMtuiß auszudehnende
Metamorphose der Pflanzen (Werke, Bd. 36 d. Ausg. in 40 Bdn. von 1840)
berücksichtigt wären. Im mineralogischen Kapitel hätten wir den von Bieder¬
mann kürzlich in der Schrift: "Goethe und das sächsische Erzgebirge" gegebenen
Nachweis berücksichtigt gewünscht, daß Goethe in dieser Hinsicht von den mit
Blindheit geschlagenen fach wissenschaftlichen Zeitgenossen wo möglich noch ärger
gemißhandelt worden sei, als von den zeitgenössischen Anatomen und Botanikern
bezüglich seiner tiefsinnigen osteologischen und botanischen Entdeckungen. Endlich
Hütten wir ein näheres Eingehen ans Goethe's noch immer so sehr angefeindete
Farbenlehre gewünscht: vor Allem, daß seine bezüglichen Ansichten längst vor
ihm gehegt und daß namentlich, wie er nachweist (Geschichte der Farbenlehre
Werke, Bd. 39, S. 203 ff. d. zit. Ausg.) die dazu veranlassenden Experi¬
mente von einem gewissen Nügnet in überaus einfacher Weise beschrieben sind.
Kalischer würde uns sehr verpflichtet haben, hätte er uns die Einwände dar¬
gelegt, welche auch die heutigen Fachgelehrten noch dawider glauben erheben
zu müssen. Wir hätten auf diese Weise auch hierüber eine Art abschließende
Darstellung erhalten.

Unangenehm berührt es, daß die Schrift nur-einen Separatabdruck der
Einleitung zu den naturwissenschaftlichen Werken Goethe's der Hempel'schen
Goetheausgabe bildet und daher oft bei wichtigen Belegstellen nur durch Zitat
auf diese verwiesen wird. Die Verlagshandlung hätte dem Sepnratabdruck
W. O. diese Belegstellen nochmals mit abgedruckt beifügen können.




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. -- Druck von Hiithel Herrmann in Leipzig.

Aeußerungen desselben aus dessen Handschriften, welche sich im Besitze Löper's
befinden.

Sind wir nun auch Kalischer für seine Gabe zu größtem Danke verpflichtet,
so können wir doch nicht unterlassen, dabei noch einige Wünsche zu äußern,
die er uns vielleicht noch irgendwie, am liebsten in einem kleinen Nachtrage
zu seiner Arbeit, erfüllt. Vor Allem hätten wir gewünscht, daß er uns die
Aeußerungen Goethe's über die Grenzen der menschlichen Naturforschung, das
„Zugängliche und Unzugängliche in der Natur", übersichtlich zusammengestellt
hätte, wonach wir, wenn wir auch in der Naturforschung die Dinge „mehr als
im Aesthetischen und Sittlichen in die Enge treiben können", doch schließlich
uns hierin ebenfalls begnügen müssen, „durch eine geregelte Erfahrung zu eiuer
Art von bedingter Znverlässtkeit zu gelangen". Im botanischen Kapitel hätten
wir sodann noch den Wunsch, daß die merkwürdigen Unterhaltungen Goethe's
mit Schelver über die auch auf das GeschlechterverlMtuiß auszudehnende
Metamorphose der Pflanzen (Werke, Bd. 36 d. Ausg. in 40 Bdn. von 1840)
berücksichtigt wären. Im mineralogischen Kapitel hätten wir den von Bieder¬
mann kürzlich in der Schrift: „Goethe und das sächsische Erzgebirge" gegebenen
Nachweis berücksichtigt gewünscht, daß Goethe in dieser Hinsicht von den mit
Blindheit geschlagenen fach wissenschaftlichen Zeitgenossen wo möglich noch ärger
gemißhandelt worden sei, als von den zeitgenössischen Anatomen und Botanikern
bezüglich seiner tiefsinnigen osteologischen und botanischen Entdeckungen. Endlich
Hütten wir ein näheres Eingehen ans Goethe's noch immer so sehr angefeindete
Farbenlehre gewünscht: vor Allem, daß seine bezüglichen Ansichten längst vor
ihm gehegt und daß namentlich, wie er nachweist (Geschichte der Farbenlehre
Werke, Bd. 39, S. 203 ff. d. zit. Ausg.) die dazu veranlassenden Experi¬
mente von einem gewissen Nügnet in überaus einfacher Weise beschrieben sind.
Kalischer würde uns sehr verpflichtet haben, hätte er uns die Einwände dar¬
gelegt, welche auch die heutigen Fachgelehrten noch dawider glauben erheben
zu müssen. Wir hätten auf diese Weise auch hierüber eine Art abschließende
Darstellung erhalten.

Unangenehm berührt es, daß die Schrift nur-einen Separatabdruck der
Einleitung zu den naturwissenschaftlichen Werken Goethe's der Hempel'schen
Goetheausgabe bildet und daher oft bei wichtigen Belegstellen nur durch Zitat
auf diese verwiesen wird. Die Verlagshandlung hätte dem Sepnratabdruck
W. O. diese Belegstellen nochmals mit abgedruckt beifügen können.




Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig.
Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hiithel Herrmann in Leipzig.
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[0408] Aeußerungen desselben aus dessen Handschriften, welche sich im Besitze Löper's befinden. Sind wir nun auch Kalischer für seine Gabe zu größtem Danke verpflichtet, so können wir doch nicht unterlassen, dabei noch einige Wünsche zu äußern, die er uns vielleicht noch irgendwie, am liebsten in einem kleinen Nachtrage zu seiner Arbeit, erfüllt. Vor Allem hätten wir gewünscht, daß er uns die Aeußerungen Goethe's über die Grenzen der menschlichen Naturforschung, das „Zugängliche und Unzugängliche in der Natur", übersichtlich zusammengestellt hätte, wonach wir, wenn wir auch in der Naturforschung die Dinge „mehr als im Aesthetischen und Sittlichen in die Enge treiben können", doch schließlich uns hierin ebenfalls begnügen müssen, „durch eine geregelte Erfahrung zu eiuer Art von bedingter Znverlässtkeit zu gelangen". Im botanischen Kapitel hätten wir sodann noch den Wunsch, daß die merkwürdigen Unterhaltungen Goethe's mit Schelver über die auch auf das GeschlechterverlMtuiß auszudehnende Metamorphose der Pflanzen (Werke, Bd. 36 d. Ausg. in 40 Bdn. von 1840) berücksichtigt wären. Im mineralogischen Kapitel hätten wir den von Bieder¬ mann kürzlich in der Schrift: „Goethe und das sächsische Erzgebirge" gegebenen Nachweis berücksichtigt gewünscht, daß Goethe in dieser Hinsicht von den mit Blindheit geschlagenen fach wissenschaftlichen Zeitgenossen wo möglich noch ärger gemißhandelt worden sei, als von den zeitgenössischen Anatomen und Botanikern bezüglich seiner tiefsinnigen osteologischen und botanischen Entdeckungen. Endlich Hütten wir ein näheres Eingehen ans Goethe's noch immer so sehr angefeindete Farbenlehre gewünscht: vor Allem, daß seine bezüglichen Ansichten längst vor ihm gehegt und daß namentlich, wie er nachweist (Geschichte der Farbenlehre Werke, Bd. 39, S. 203 ff. d. zit. Ausg.) die dazu veranlassenden Experi¬ mente von einem gewissen Nügnet in überaus einfacher Weise beschrieben sind. Kalischer würde uns sehr verpflichtet haben, hätte er uns die Einwände dar¬ gelegt, welche auch die heutigen Fachgelehrten noch dawider glauben erheben zu müssen. Wir hätten auf diese Weise auch hierüber eine Art abschließende Darstellung erhalten. Unangenehm berührt es, daß die Schrift nur-einen Separatabdruck der Einleitung zu den naturwissenschaftlichen Werken Goethe's der Hempel'schen Goetheausgabe bildet und daher oft bei wichtigen Belegstellen nur durch Zitat auf diese verwiesen wird. Die Verlagshandlung hätte dem Sepnratabdruck W. O. diese Belegstellen nochmals mit abgedruckt beifügen können. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Hans Blum in Leipzig. Verlag von F. L. Hervig in Leipzig. — Druck von Hiithel Herrmann in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/408>, abgerufen am 22.07.2024.