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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Castellari nach wie vor die erste Stelle ein. Ihre Nachbildungen etruskischer
Schmucksachen sind in Wien zur Herrschaft gelangt und haben ihren Platz bis
aus den heutigen Tag unbestritten behauptet. Die etruskischen, römischen und
griechischen Halsketten, Diademe und Brochen, die in ihren Ateliers nach klassi-
schen Mustern gefertigt werden, zeichnen sich durch eine vornehme Schönheit
und Formenreinheit aus, die jetzt für die ganze italienische Gold- und Silber-
waareufabrikation, besonders für die Filigranarbeiten, maßgebend geworden ist.

Der italienische Schmuck: die Muschelkameen, die Korallen, in deren
Bearbeitung eine erstaunliche Kunstfertigkeit erreicht ist, die Quinkaillerien aus
Lava, die mit farbigen Blumen, Vögeln u. s. w. bemalt sind, als: Ohrringe,
Brochen, Mauschettenkuöpfe, Berloques, Photographierahmen, Portrait-Albums,
sind durch massenhaften Export und durch die Einwanderung italienischer
Kunsthändler auch in Deutschland so bekannt und beliebt geworden, daß ich
auf ihre Schilderung und Wertschätzung nicht näher einzugehen brauche. Ich
will nur noch erwähnen, daß Castellari jetzt auch russisch-byzantinische Motive
verwerthet und daß er eine Sammlung von Schmucksachen angelegt hat, die
er deu volksthümlichen, beim italienischen Landvolke gebräuchlichen nachbildet.
Endlich hat er sich auch neuerdings auf die Emailfabrikation gelegt, wie es
scheint, nach russischen Mustern, und hat auch auf diesem Gebiete bereits schöne
Erfolge erzielt.

Als eine Novität der italienischen Kunstindustrie haben wir schwarz lackirte,
mit farbigen Malereien dekorirte Ofenschirme und Tischplatten zu verzeichnen,
die hie und da mit Perlmutter iukrustirt sind, und zwar so, daß das roth und
grttnschillernde Perlmutter das Licht in dem Gemälde bildet. Diese originellen
Ofenschirme sind theils Mailänder, theils venetianisches Fabrikat. Wir finden
daher die bekanntesten Partieen aus jenen Städten auf ihnen dargestellt: deu
Rialto, den Dogenpalast, den Areo ti Triompho, den Dom und den Skala¬
platz. Wie das Perlmutter verwendet ist, mag die Darstellung des letzteren
zeigen. In seiner Mitte erhebt sich die Marmorstatue Leonardo da Vinci's,
auf die ein Sonnenstrahl fällt, dessen Glanz durch ein Stück rothschillernden
Perlmutters nachgebildet ist. Ebenso leuchten die Fenster der Galeria Vittore
Emanuele, deren Portal sich zur Linken des Denkmals öffnet, in grünem und
rothem Lichte, das seinen Glanz dem originellen Gedanken der Perlmutterin-
krustation verdankt. --

Zu dem Trifolium, welches auf dem weiten Felde der Kunstindustrie die
ersten Plätze einnimmt, tritt Oesterreich, Belgien und Japan hinzu. In zweiter
Linie sind dann noch Rußland, die Schweiz und Dänemark zu nennen, die für
gewisse Zweige des Kunstgewerbes auf dem Weltmarkte tonangebend sind: Ru߬
land für Emaillearbeiten, Goldmosaik, Malachitsachen und Lackmalereien ans


Castellari nach wie vor die erste Stelle ein. Ihre Nachbildungen etruskischer
Schmucksachen sind in Wien zur Herrschaft gelangt und haben ihren Platz bis
aus den heutigen Tag unbestritten behauptet. Die etruskischen, römischen und
griechischen Halsketten, Diademe und Brochen, die in ihren Ateliers nach klassi-
schen Mustern gefertigt werden, zeichnen sich durch eine vornehme Schönheit
und Formenreinheit aus, die jetzt für die ganze italienische Gold- und Silber-
waareufabrikation, besonders für die Filigranarbeiten, maßgebend geworden ist.

Der italienische Schmuck: die Muschelkameen, die Korallen, in deren
Bearbeitung eine erstaunliche Kunstfertigkeit erreicht ist, die Quinkaillerien aus
Lava, die mit farbigen Blumen, Vögeln u. s. w. bemalt sind, als: Ohrringe,
Brochen, Mauschettenkuöpfe, Berloques, Photographierahmen, Portrait-Albums,
sind durch massenhaften Export und durch die Einwanderung italienischer
Kunsthändler auch in Deutschland so bekannt und beliebt geworden, daß ich
auf ihre Schilderung und Wertschätzung nicht näher einzugehen brauche. Ich
will nur noch erwähnen, daß Castellari jetzt auch russisch-byzantinische Motive
verwerthet und daß er eine Sammlung von Schmucksachen angelegt hat, die
er deu volksthümlichen, beim italienischen Landvolke gebräuchlichen nachbildet.
Endlich hat er sich auch neuerdings auf die Emailfabrikation gelegt, wie es
scheint, nach russischen Mustern, und hat auch auf diesem Gebiete bereits schöne
Erfolge erzielt.

Als eine Novität der italienischen Kunstindustrie haben wir schwarz lackirte,
mit farbigen Malereien dekorirte Ofenschirme und Tischplatten zu verzeichnen,
die hie und da mit Perlmutter iukrustirt sind, und zwar so, daß das roth und
grttnschillernde Perlmutter das Licht in dem Gemälde bildet. Diese originellen
Ofenschirme sind theils Mailänder, theils venetianisches Fabrikat. Wir finden
daher die bekanntesten Partieen aus jenen Städten auf ihnen dargestellt: deu
Rialto, den Dogenpalast, den Areo ti Triompho, den Dom und den Skala¬
platz. Wie das Perlmutter verwendet ist, mag die Darstellung des letzteren
zeigen. In seiner Mitte erhebt sich die Marmorstatue Leonardo da Vinci's,
auf die ein Sonnenstrahl fällt, dessen Glanz durch ein Stück rothschillernden
Perlmutters nachgebildet ist. Ebenso leuchten die Fenster der Galeria Vittore
Emanuele, deren Portal sich zur Linken des Denkmals öffnet, in grünem und
rothem Lichte, das seinen Glanz dem originellen Gedanken der Perlmutterin-
krustation verdankt. —

Zu dem Trifolium, welches auf dem weiten Felde der Kunstindustrie die
ersten Plätze einnimmt, tritt Oesterreich, Belgien und Japan hinzu. In zweiter
Linie sind dann noch Rußland, die Schweiz und Dänemark zu nennen, die für
gewisse Zweige des Kunstgewerbes auf dem Weltmarkte tonangebend sind: Ru߬
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[0378] Castellari nach wie vor die erste Stelle ein. Ihre Nachbildungen etruskischer Schmucksachen sind in Wien zur Herrschaft gelangt und haben ihren Platz bis aus den heutigen Tag unbestritten behauptet. Die etruskischen, römischen und griechischen Halsketten, Diademe und Brochen, die in ihren Ateliers nach klassi- schen Mustern gefertigt werden, zeichnen sich durch eine vornehme Schönheit und Formenreinheit aus, die jetzt für die ganze italienische Gold- und Silber- waareufabrikation, besonders für die Filigranarbeiten, maßgebend geworden ist. Der italienische Schmuck: die Muschelkameen, die Korallen, in deren Bearbeitung eine erstaunliche Kunstfertigkeit erreicht ist, die Quinkaillerien aus Lava, die mit farbigen Blumen, Vögeln u. s. w. bemalt sind, als: Ohrringe, Brochen, Mauschettenkuöpfe, Berloques, Photographierahmen, Portrait-Albums, sind durch massenhaften Export und durch die Einwanderung italienischer Kunsthändler auch in Deutschland so bekannt und beliebt geworden, daß ich auf ihre Schilderung und Wertschätzung nicht näher einzugehen brauche. Ich will nur noch erwähnen, daß Castellari jetzt auch russisch-byzantinische Motive verwerthet und daß er eine Sammlung von Schmucksachen angelegt hat, die er deu volksthümlichen, beim italienischen Landvolke gebräuchlichen nachbildet. Endlich hat er sich auch neuerdings auf die Emailfabrikation gelegt, wie es scheint, nach russischen Mustern, und hat auch auf diesem Gebiete bereits schöne Erfolge erzielt. Als eine Novität der italienischen Kunstindustrie haben wir schwarz lackirte, mit farbigen Malereien dekorirte Ofenschirme und Tischplatten zu verzeichnen, die hie und da mit Perlmutter iukrustirt sind, und zwar so, daß das roth und grttnschillernde Perlmutter das Licht in dem Gemälde bildet. Diese originellen Ofenschirme sind theils Mailänder, theils venetianisches Fabrikat. Wir finden daher die bekanntesten Partieen aus jenen Städten auf ihnen dargestellt: deu Rialto, den Dogenpalast, den Areo ti Triompho, den Dom und den Skala¬ platz. Wie das Perlmutter verwendet ist, mag die Darstellung des letzteren zeigen. In seiner Mitte erhebt sich die Marmorstatue Leonardo da Vinci's, auf die ein Sonnenstrahl fällt, dessen Glanz durch ein Stück rothschillernden Perlmutters nachgebildet ist. Ebenso leuchten die Fenster der Galeria Vittore Emanuele, deren Portal sich zur Linken des Denkmals öffnet, in grünem und rothem Lichte, das seinen Glanz dem originellen Gedanken der Perlmutterin- krustation verdankt. — Zu dem Trifolium, welches auf dem weiten Felde der Kunstindustrie die ersten Plätze einnimmt, tritt Oesterreich, Belgien und Japan hinzu. In zweiter Linie sind dann noch Rußland, die Schweiz und Dänemark zu nennen, die für gewisse Zweige des Kunstgewerbes auf dem Weltmarkte tonangebend sind: Ru߬ land für Emaillearbeiten, Goldmosaik, Malachitsachen und Lackmalereien ans

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/378>, abgerufen am 22.07.2024.