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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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nachdem wir den thatkräftigen, rührigen, erfindungsreichen Söhnen Albion's
soviel des Lobes gespendet haben.
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Die R-o^al ?orss1ain AorKs, deren Spezialität hauptsächlich in japanischen
Jinitationen und in der Fabrikation von Elfenbeinporzellan besteht, spielen in
der englischen Ausstellung keine sehr hervorragende Rolle, ein Schicksal, das
sie mit mancher anderen vom Staate unterstützten Porzellanmanufaktnr theilen.
Nur die ausgezeichnet schönen Emailmalereien von Thomas Bott -- cmvraxs
I^iraouÄn, -- verdienen neben den japanischen Goldmalereien auf gelbem Grunde
rühmlichste Erwähnung. Sonst wird das Elfenbeinporzellan und die gleich¬
farbige Faience von Wedgwood und anderen in gleicher Güte fabrizirt, von
manchem auch in frevelhafter Weise gemißbraucht z. B. von der Campell Brick
and Tile Company, die ein Trinkservice ausgestellt hat, welches mit den Haupt¬
figuren und den Noten der beliebtesten Melodieen aus "I,g. Ms as Naurus
^.nZot" bemalt ist!

Wenn die englische Porzellan- und Faiencefabrikation die französische auch
hinsichtlich der Vielseitigkeit der Fabrikationszweige und der Rührigkeit in der
Imitation übertrifft, so hat sich die französische immer noch einige Domänen
gewahrt, aus denen sie von den Engländern noch nicht vertrieben worden ist.
Da ist zunächst das Genre Bernard Palissy.

Man imitirt jedoch nicht alle Zweige der Fabrikation, welche der berühmte
Faiencekünstler kultivirt hat. Die meisten, wie Barbizet, Pult und sergent,
begnügen sich mit der Nachahmung jener ovalen Schüsseln, welche die Sammler
as rustiquss ü^urinss nennen. Es sind nicht Geräthe zum praktischen
Gebrauch, sondern dekorative Prachtstücke, die man auf die Büffels oder
auf die Kaminsimse stellt. Dasselbe Muster kehrt mit geringen Variationen
fast immer wieder. Ju der Mitte der Schüssel ist eine Schlange in Hoch¬
relief dargestellt, die von Fischen und Eidechsen umgeben ist, während
auf dem Rande Frösche und Krebse im Laubwerk ruhen. Wenn man ehrlich
sein will, muß man gestehen, daß das Genre Palissy mehr den Neigungen
des Faiencensammlers schmeichelt, als daß es den Ansprüchen eines veredelten
Geschmacks gerecht wird. Sein Hauptreiz liegt in der Farbe und in der email-
artigen, gleichmäßigen Glasur. Die modernen Imitationen der Palissy-Schüsseln
sind zu solcher Vollendung gediehen, daß eine Unterscheidung zwischen Original
und Kopie nur noch den gewiegtesten Kennern von Faiencen -- und ihrer giebt
es sehr wenige -- möglich wird.

Auch in der Porzellan- und Faiencenmalerei haben die Franzosen ihren
alten Ruhm bewahrt. Ihre Ausstellung ist außerordentlich reich an bemalten
Schüsseln und Platten in allen Formen, die als Einsatz für einen Kamin oder
für eine Wanddekoration bestimmt sind. Abgesehen von der großen Anzahl


nachdem wir den thatkräftigen, rührigen, erfindungsreichen Söhnen Albion's
soviel des Lobes gespendet haben.
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Die R-o^al ?orss1ain AorKs, deren Spezialität hauptsächlich in japanischen
Jinitationen und in der Fabrikation von Elfenbeinporzellan besteht, spielen in
der englischen Ausstellung keine sehr hervorragende Rolle, ein Schicksal, das
sie mit mancher anderen vom Staate unterstützten Porzellanmanufaktnr theilen.
Nur die ausgezeichnet schönen Emailmalereien von Thomas Bott — cmvraxs
I^iraouÄn, — verdienen neben den japanischen Goldmalereien auf gelbem Grunde
rühmlichste Erwähnung. Sonst wird das Elfenbeinporzellan und die gleich¬
farbige Faience von Wedgwood und anderen in gleicher Güte fabrizirt, von
manchem auch in frevelhafter Weise gemißbraucht z. B. von der Campell Brick
and Tile Company, die ein Trinkservice ausgestellt hat, welches mit den Haupt¬
figuren und den Noten der beliebtesten Melodieen aus „I,g. Ms as Naurus
^.nZot" bemalt ist!

Wenn die englische Porzellan- und Faiencefabrikation die französische auch
hinsichtlich der Vielseitigkeit der Fabrikationszweige und der Rührigkeit in der
Imitation übertrifft, so hat sich die französische immer noch einige Domänen
gewahrt, aus denen sie von den Engländern noch nicht vertrieben worden ist.
Da ist zunächst das Genre Bernard Palissy.

Man imitirt jedoch nicht alle Zweige der Fabrikation, welche der berühmte
Faiencekünstler kultivirt hat. Die meisten, wie Barbizet, Pult und sergent,
begnügen sich mit der Nachahmung jener ovalen Schüsseln, welche die Sammler
as rustiquss ü^urinss nennen. Es sind nicht Geräthe zum praktischen
Gebrauch, sondern dekorative Prachtstücke, die man auf die Büffels oder
auf die Kaminsimse stellt. Dasselbe Muster kehrt mit geringen Variationen
fast immer wieder. Ju der Mitte der Schüssel ist eine Schlange in Hoch¬
relief dargestellt, die von Fischen und Eidechsen umgeben ist, während
auf dem Rande Frösche und Krebse im Laubwerk ruhen. Wenn man ehrlich
sein will, muß man gestehen, daß das Genre Palissy mehr den Neigungen
des Faiencensammlers schmeichelt, als daß es den Ansprüchen eines veredelten
Geschmacks gerecht wird. Sein Hauptreiz liegt in der Farbe und in der email-
artigen, gleichmäßigen Glasur. Die modernen Imitationen der Palissy-Schüsseln
sind zu solcher Vollendung gediehen, daß eine Unterscheidung zwischen Original
und Kopie nur noch den gewiegtesten Kennern von Faiencen — und ihrer giebt
es sehr wenige — möglich wird.

Auch in der Porzellan- und Faiencenmalerei haben die Franzosen ihren
alten Ruhm bewahrt. Ihre Ausstellung ist außerordentlich reich an bemalten
Schüsseln und Platten in allen Formen, die als Einsatz für einen Kamin oder
für eine Wanddekoration bestimmt sind. Abgesehen von der großen Anzahl


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[0363] nachdem wir den thatkräftigen, rührigen, erfindungsreichen Söhnen Albion's soviel des Lobes gespendet haben. " Die R-o^al ?orss1ain AorKs, deren Spezialität hauptsächlich in japanischen Jinitationen und in der Fabrikation von Elfenbeinporzellan besteht, spielen in der englischen Ausstellung keine sehr hervorragende Rolle, ein Schicksal, das sie mit mancher anderen vom Staate unterstützten Porzellanmanufaktnr theilen. Nur die ausgezeichnet schönen Emailmalereien von Thomas Bott — cmvraxs I^iraouÄn, — verdienen neben den japanischen Goldmalereien auf gelbem Grunde rühmlichste Erwähnung. Sonst wird das Elfenbeinporzellan und die gleich¬ farbige Faience von Wedgwood und anderen in gleicher Güte fabrizirt, von manchem auch in frevelhafter Weise gemißbraucht z. B. von der Campell Brick and Tile Company, die ein Trinkservice ausgestellt hat, welches mit den Haupt¬ figuren und den Noten der beliebtesten Melodieen aus „I,g. Ms as Naurus ^.nZot" bemalt ist! Wenn die englische Porzellan- und Faiencefabrikation die französische auch hinsichtlich der Vielseitigkeit der Fabrikationszweige und der Rührigkeit in der Imitation übertrifft, so hat sich die französische immer noch einige Domänen gewahrt, aus denen sie von den Engländern noch nicht vertrieben worden ist. Da ist zunächst das Genre Bernard Palissy. Man imitirt jedoch nicht alle Zweige der Fabrikation, welche der berühmte Faiencekünstler kultivirt hat. Die meisten, wie Barbizet, Pult und sergent, begnügen sich mit der Nachahmung jener ovalen Schüsseln, welche die Sammler as rustiquss ü^urinss nennen. Es sind nicht Geräthe zum praktischen Gebrauch, sondern dekorative Prachtstücke, die man auf die Büffels oder auf die Kaminsimse stellt. Dasselbe Muster kehrt mit geringen Variationen fast immer wieder. Ju der Mitte der Schüssel ist eine Schlange in Hoch¬ relief dargestellt, die von Fischen und Eidechsen umgeben ist, während auf dem Rande Frösche und Krebse im Laubwerk ruhen. Wenn man ehrlich sein will, muß man gestehen, daß das Genre Palissy mehr den Neigungen des Faiencensammlers schmeichelt, als daß es den Ansprüchen eines veredelten Geschmacks gerecht wird. Sein Hauptreiz liegt in der Farbe und in der email- artigen, gleichmäßigen Glasur. Die modernen Imitationen der Palissy-Schüsseln sind zu solcher Vollendung gediehen, daß eine Unterscheidung zwischen Original und Kopie nur noch den gewiegtesten Kennern von Faiencen — und ihrer giebt es sehr wenige — möglich wird. Auch in der Porzellan- und Faiencenmalerei haben die Franzosen ihren alten Ruhm bewahrt. Ihre Ausstellung ist außerordentlich reich an bemalten Schüsseln und Platten in allen Formen, die als Einsatz für einen Kamin oder für eine Wanddekoration bestimmt sind. Abgesehen von der großen Anzahl

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/363>, abgerufen am 22.07.2024.