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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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verhältnißmäßig geringfügige Summe von 1,419,500 Lire beschränkt werden.
Nur 510 Personen, meistens in der Stadt oder in der Provinz Rom wohnend,
sind Käufer oder Erbpächter der 40,000 und mehr Hektare Kirchengut gewor¬
den, das vorher 130 Besitzen: gehörte. Der vorgenommene Besitzwechsel ist
so klein, daß die Sanirung der Umgebung Rom's nichts durch denselben hat
gewinnen können. Das Kapital ist hier zu Land so theuer, daß die Besitzer
der Campagna sich keinen Vortheil davon versprechen, die bestehende und
hübsches Geld abmerfeude Weidewirtschaft gegen eine andere Art der Nutzbar¬
machung des Bodens aufzugeben, die allerdings sowohl ökonomisch als hygienisch
im Interesse der Gesammtheit wäre. Wenn nach Abschaffung des Zwangs¬
kurses eine durchgehende Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse des Landes
es ermöglichen wird, großartigere und weitausfeheuder Projekte in Angriff zu
nehmen, dann, aber erst baun dürfte die Zeit gekommen sein, daß der Staat
direkt oder durch die Unterstützung einer großen Gesellschaft einem Zustande
ein Ende mache, der nur durch das Zusammenwirken bedeutender Kapitalien
mit dem Aufgebot aller wissenschaftlichen Erfahrungen überwunden werden kann.




Das allgemeine Mnnnrecht in den gereinigten
Ktaaten.

Es wird berichtet, daß bei Gelegenheit des Abschiedsessens, welches im
April d, I. zu New-Iork dem zum Gesandten der Vereinigten Staaten am
deutschen Kaiserhofe ernannten Bahard Taylor gegeben wurde, Herr George
W. Curtis, ein hervorragender amerikanischer Schriftsteller und ehrenhafter
Politiker, die Bitte an Taylor gerichtet habe, er möge dahin wirken, daß man
in Deutschland nicht zu gering von der großen transatlantischen Republik denke,
da allen traurigen Vorkommnissen zum Trotz die Einsicht, das Gewissen und
die Vaterlandsliebe der Bürger der Union das letzte entscheidende Wort sprechen
und die das Vaterland in Gesahr bringenden bösen Leidenschaften besiegen
würden.

Wir wollen nun gern wünschen und hoffen, daß die Vereinigten Staaten
die sittliche Kraft noch nicht verloren haben, sich aus dem Sumpfe der Kor¬
ruption und der sittlichen Verkommenheit emporzuarbeiten, in der sie seit längerer
Zeit versunken zu sein scheinen, allein die Staatswahlen, welche in der letzten
Hälfte des Juni d. I. im "Goldstaate" Californien stattfanden und aus denen


verhältnißmäßig geringfügige Summe von 1,419,500 Lire beschränkt werden.
Nur 510 Personen, meistens in der Stadt oder in der Provinz Rom wohnend,
sind Käufer oder Erbpächter der 40,000 und mehr Hektare Kirchengut gewor¬
den, das vorher 130 Besitzen: gehörte. Der vorgenommene Besitzwechsel ist
so klein, daß die Sanirung der Umgebung Rom's nichts durch denselben hat
gewinnen können. Das Kapital ist hier zu Land so theuer, daß die Besitzer
der Campagna sich keinen Vortheil davon versprechen, die bestehende und
hübsches Geld abmerfeude Weidewirtschaft gegen eine andere Art der Nutzbar¬
machung des Bodens aufzugeben, die allerdings sowohl ökonomisch als hygienisch
im Interesse der Gesammtheit wäre. Wenn nach Abschaffung des Zwangs¬
kurses eine durchgehende Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse des Landes
es ermöglichen wird, großartigere und weitausfeheuder Projekte in Angriff zu
nehmen, dann, aber erst baun dürfte die Zeit gekommen sein, daß der Staat
direkt oder durch die Unterstützung einer großen Gesellschaft einem Zustande
ein Ende mache, der nur durch das Zusammenwirken bedeutender Kapitalien
mit dem Aufgebot aller wissenschaftlichen Erfahrungen überwunden werden kann.




Das allgemeine Mnnnrecht in den gereinigten
Ktaaten.

Es wird berichtet, daß bei Gelegenheit des Abschiedsessens, welches im
April d, I. zu New-Iork dem zum Gesandten der Vereinigten Staaten am
deutschen Kaiserhofe ernannten Bahard Taylor gegeben wurde, Herr George
W. Curtis, ein hervorragender amerikanischer Schriftsteller und ehrenhafter
Politiker, die Bitte an Taylor gerichtet habe, er möge dahin wirken, daß man
in Deutschland nicht zu gering von der großen transatlantischen Republik denke,
da allen traurigen Vorkommnissen zum Trotz die Einsicht, das Gewissen und
die Vaterlandsliebe der Bürger der Union das letzte entscheidende Wort sprechen
und die das Vaterland in Gesahr bringenden bösen Leidenschaften besiegen
würden.

Wir wollen nun gern wünschen und hoffen, daß die Vereinigten Staaten
die sittliche Kraft noch nicht verloren haben, sich aus dem Sumpfe der Kor¬
ruption und der sittlichen Verkommenheit emporzuarbeiten, in der sie seit längerer
Zeit versunken zu sein scheinen, allein die Staatswahlen, welche in der letzten
Hälfte des Juni d. I. im „Goldstaate" Californien stattfanden und aus denen


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[0277] verhältnißmäßig geringfügige Summe von 1,419,500 Lire beschränkt werden. Nur 510 Personen, meistens in der Stadt oder in der Provinz Rom wohnend, sind Käufer oder Erbpächter der 40,000 und mehr Hektare Kirchengut gewor¬ den, das vorher 130 Besitzen: gehörte. Der vorgenommene Besitzwechsel ist so klein, daß die Sanirung der Umgebung Rom's nichts durch denselben hat gewinnen können. Das Kapital ist hier zu Land so theuer, daß die Besitzer der Campagna sich keinen Vortheil davon versprechen, die bestehende und hübsches Geld abmerfeude Weidewirtschaft gegen eine andere Art der Nutzbar¬ machung des Bodens aufzugeben, die allerdings sowohl ökonomisch als hygienisch im Interesse der Gesammtheit wäre. Wenn nach Abschaffung des Zwangs¬ kurses eine durchgehende Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse des Landes es ermöglichen wird, großartigere und weitausfeheuder Projekte in Angriff zu nehmen, dann, aber erst baun dürfte die Zeit gekommen sein, daß der Staat direkt oder durch die Unterstützung einer großen Gesellschaft einem Zustande ein Ende mache, der nur durch das Zusammenwirken bedeutender Kapitalien mit dem Aufgebot aller wissenschaftlichen Erfahrungen überwunden werden kann. Das allgemeine Mnnnrecht in den gereinigten Ktaaten. Es wird berichtet, daß bei Gelegenheit des Abschiedsessens, welches im April d, I. zu New-Iork dem zum Gesandten der Vereinigten Staaten am deutschen Kaiserhofe ernannten Bahard Taylor gegeben wurde, Herr George W. Curtis, ein hervorragender amerikanischer Schriftsteller und ehrenhafter Politiker, die Bitte an Taylor gerichtet habe, er möge dahin wirken, daß man in Deutschland nicht zu gering von der großen transatlantischen Republik denke, da allen traurigen Vorkommnissen zum Trotz die Einsicht, das Gewissen und die Vaterlandsliebe der Bürger der Union das letzte entscheidende Wort sprechen und die das Vaterland in Gesahr bringenden bösen Leidenschaften besiegen würden. Wir wollen nun gern wünschen und hoffen, daß die Vereinigten Staaten die sittliche Kraft noch nicht verloren haben, sich aus dem Sumpfe der Kor¬ ruption und der sittlichen Verkommenheit emporzuarbeiten, in der sie seit längerer Zeit versunken zu sein scheinen, allein die Staatswahlen, welche in der letzten Hälfte des Juni d. I. im „Goldstaate" Californien stattfanden und aus denen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/277>, abgerufen am 22.07.2024.