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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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runden Lederstnckchen mit genau abgemessener Durchschußvffnung bestand und
in schmale Riemen auslief. Nur mit der Tunika und dem Saguin bekleidet,
selten auch nur mit einem kleinen Handschilde versehen, schwang der Schleuderer
seine Waffe mit der Rechten, während in den Falten des über den linken Arm
geschlagenen Sagums die Munition ruhte. Die Römer selbst brauchten die
Schleuder wie den Bogen niemals im Felde, sondern nur bei Belagerungen;
wo Feldtruppen mit solchen Fernwaffen auftreten, sind es stets Söldner (vier-
e-knarü): Numidier, Mauren, Griechen, zumal Kreter, welche in beson¬
deren Abtheilungen erscheinen; wie z. B. Pompejus im Bürgerkriege 2 Kohorten
tunclitorss zu je 600 Mann hattet) Später schritt man dazu, Stockschleuderu
ffa8tibg,1i) von besonderer Schnellkraft einzurichten, mit denen man ganze
Truppentheile (so.nÄiviük>.toi'ö8) bewaffnete.^) Als Schleudergeschoß dienten
anfangs aufgehobene Steine, später sorgfältig behauene laxiäös Mssilss und
bleierne Geschosse (g-llmäss). Die letzteren entsprachen ihrem griechischen Vor¬
bilde sowohl durch die oblonge, in zwei Spitzen auslaufende Form als auch
dadurch, daß sie theilweise mit Inschriften versehen waren. (Z. B. ?se"z enlum
Ootaviemi! -- Vari ?oinx> (ojuin)! -- ?UAltivi xgristis!)

Von den Abzeichen ist bereits des gleichzeitig als Schutzwaffe dienenden
<zag'ulv.in inMig-s Erwähnung geschehen. Statt dieses Gurtes trugen die
Stabsoffiziere und Feldherrn das oinetorwin,, eine schmale Schärpe, welche
um die Mitte des Oberkörpers geschlungen wurde und deren Enden man in
konventioneller Weise untersteckte. Feldherrn wie Tribunen hatten ihre be¬
stimmte Anzahl Viktoren;f) und zu den Insignien der Centurionen zählte ein
starker Rebstvck (vitis), bestimmt, die Körperstrafen an den Soldaten zu voll¬
ziehen.

Diejenigen Offiziere, welche dem Stande der Ritter oder dem der Sena¬
toren angehörten, trugen den mit Purpur gesäumten Reitermnntel (er^sg,),
einen chlamysartigen Schnlterttberwurf, sowie die in ihrer vorderen Mitte von
oben nach unten mit einem Purpnrstreifen (Äavig.) besetzte Tunika. Alles,
was der Ritterschaft, dem oräv squELtsr, angehörte, hatte das Recht, silbernes






') Marquard II, S. 333.
") Dies geschah namentlich im Heere des Trajan, Vegetius (III. 14) beschreibt die
Stockschleuder genau.
Die Schlcudcrbleie haben sich in großer Zahl erhalten und rühren zu nicht ge¬
ringem Theile von den Belagerungen Asknlum's und Perusia's (89 resp. 40 v> Chr.) her.
Meist sind sie mit dem Legionsstcmpcl versehen, (Vergl. ve Niinvis- Smith antiobs sinancle
missili, Ronik 1862; Mommsen: Vorxus Insorixt, I-^t. I, n, 6S2; Bischer: Antike Schleuder¬
geschosse, Basel 1866; Semper: Ueber die bleiernen Schlcudcrgcschossc der Alten, Frankfurt
a. M. 1359,
f) Dem Diktator standen 24, den Konsuln 12, dem magistsr e^uituw und dem Prätor
im Felde 6 Viktoren zu. In Bezug aus die Kriegstribuncn schwanken die Angaben.

runden Lederstnckchen mit genau abgemessener Durchschußvffnung bestand und
in schmale Riemen auslief. Nur mit der Tunika und dem Saguin bekleidet,
selten auch nur mit einem kleinen Handschilde versehen, schwang der Schleuderer
seine Waffe mit der Rechten, während in den Falten des über den linken Arm
geschlagenen Sagums die Munition ruhte. Die Römer selbst brauchten die
Schleuder wie den Bogen niemals im Felde, sondern nur bei Belagerungen;
wo Feldtruppen mit solchen Fernwaffen auftreten, sind es stets Söldner (vier-
e-knarü): Numidier, Mauren, Griechen, zumal Kreter, welche in beson¬
deren Abtheilungen erscheinen; wie z. B. Pompejus im Bürgerkriege 2 Kohorten
tunclitorss zu je 600 Mann hattet) Später schritt man dazu, Stockschleuderu
ffa8tibg,1i) von besonderer Schnellkraft einzurichten, mit denen man ganze
Truppentheile (so.nÄiviük>.toi'ö8) bewaffnete.^) Als Schleudergeschoß dienten
anfangs aufgehobene Steine, später sorgfältig behauene laxiäös Mssilss und
bleierne Geschosse (g-llmäss). Die letzteren entsprachen ihrem griechischen Vor¬
bilde sowohl durch die oblonge, in zwei Spitzen auslaufende Form als auch
dadurch, daß sie theilweise mit Inschriften versehen waren. (Z. B. ?se«z enlum
Ootaviemi! — Vari ?oinx> (ojuin)! — ?UAltivi xgristis!)

Von den Abzeichen ist bereits des gleichzeitig als Schutzwaffe dienenden
<zag'ulv.in inMig-s Erwähnung geschehen. Statt dieses Gurtes trugen die
Stabsoffiziere und Feldherrn das oinetorwin,, eine schmale Schärpe, welche
um die Mitte des Oberkörpers geschlungen wurde und deren Enden man in
konventioneller Weise untersteckte. Feldherrn wie Tribunen hatten ihre be¬
stimmte Anzahl Viktoren;f) und zu den Insignien der Centurionen zählte ein
starker Rebstvck (vitis), bestimmt, die Körperstrafen an den Soldaten zu voll¬
ziehen.

Diejenigen Offiziere, welche dem Stande der Ritter oder dem der Sena¬
toren angehörten, trugen den mit Purpur gesäumten Reitermnntel (er^sg,),
einen chlamysartigen Schnlterttberwurf, sowie die in ihrer vorderen Mitte von
oben nach unten mit einem Purpnrstreifen (Äavig.) besetzte Tunika. Alles,
was der Ritterschaft, dem oräv squELtsr, angehörte, hatte das Recht, silbernes






') Marquard II, S. 333.
") Dies geschah namentlich im Heere des Trajan, Vegetius (III. 14) beschreibt die
Stockschleuder genau.
Die Schlcudcrbleie haben sich in großer Zahl erhalten und rühren zu nicht ge¬
ringem Theile von den Belagerungen Asknlum's und Perusia's (89 resp. 40 v> Chr.) her.
Meist sind sie mit dem Legionsstcmpcl versehen, (Vergl. ve Niinvis- Smith antiobs sinancle
missili, Ronik 1862; Mommsen: Vorxus Insorixt, I-^t. I, n, 6S2; Bischer: Antike Schleuder¬
geschosse, Basel 1866; Semper: Ueber die bleiernen Schlcudcrgcschossc der Alten, Frankfurt
a. M. 1359,
f) Dem Diktator standen 24, den Konsuln 12, dem magistsr e^uituw und dem Prätor
im Felde 6 Viktoren zu. In Bezug aus die Kriegstribuncn schwanken die Angaben.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/222>, abgerufen am 22.07.2024.