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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Namen des Kaisers Napoleon III.*), des Obersten Rüstow**), des Professors
Köchly***) und endlich des Dr. Lindenschmitf) zu Mainz. Dasjenige pilimi,
welches zuerst den Triariern zur Vertheidigung des Lagerwnlles gegeben
wurde, war offenbar eine äußerst wuchtige Waffe und gewiß identisch mit dem
in späteren Zeiten nur selten gebrauchten, doch bei Cäsar erwähnten ff) xilum
muriüö. Wahrscheinlich wurde zur Zeit der Kampfe mit Pyrrhos dies schwere
Mauerpilum gegen eine für den horizontalen Kernwurf in offener Feldschlacht
brauchbare Waffe vertauscht, und dies xilum, ist es, welches Polybios be¬
schreibt fsf). Nach ihm bestand dasselbe aus einem hölzernen runden oder vier¬
kantigen Schafte von drei Ellen (4'/z Fuß) Länge mit einem ebensolangen
Eisen, welches zur Hälfte in eine Nuthe des Schafes eingelassen und so ver¬
mietet wurde, daß es höchstens selbst zerbrechen, nicht aber abgelöst werden
konnte. Die Länge des xiluni war etwa 6^ Fuß. In Hinsicht der Stärke
unterscheidet Polybios schwere und leichte xila. und läßt seine Hastaten und
Prinzipes zwei Pilen, ein leichtes und ein schweres tragen. Dies nun wird
sonst nirgends berichtet und ist um so weniger zu verstehen, als das schwere
xilum nach Polybios einen Durchmesser von 3 Zoll (den einer 7?"^"^"^)
hatte. Ein solches Geschoß muß, wie Lindenschmit bemerkt, "balkenartig"
gewesen sein, und Köchly meint daher im Gegensatze zu Rüstow, daß die Krieger
es für den Gebrauch als xiwrn wurals im Lager zurückgelassen, zur Feld¬
schlacht aber sich nur des leichten Plinins bedient hätten. Für die spätere
Zeit ist es unzweifelhaft, daß die Legionare nur ein xilurri führten und zwar
das leichte, dessen Dicke an der Stelle, wo Holz und Eisen verbunden waren,
3 Daktylen, d. i. 1^ Zoll betrug und dessen Konstruktion mehrfach verbessert
wurde. Marius jedenfalls fand ein xiluin vor, dessen Eisen nicht mehr in
der von Polybios geschilderten Weise mit dem Holzschafte unlöslich verbunden,
sondern nur durch zwei Niete befestigt war. Vou diesen ersetzte Marius den einen
durch einen hölzernen Nagel, so daß, wenn das xiwm in den Schild des
Feindes geschleudert wurde, der Schaft durch die eigene Schwere den hölzernen
Nagel zerbrach und, halb gelöst von der eisernen Spitze, hindernd und zerrend








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") Rüstow: Heerwesen und Kriegführung Cüsar's. Gotha 136S. Tafel 1, Fig. 1 und
Seite 12.
Wests: Verhandlungen der 21. Philologen-Versammlung zu Augsburg 1362 und
der 24. Versammlung zu Heidelberg 136ö.'
f) Lindenschmit: Die vaterländischen Alterthümer der fürstl. hohenzolleruschen Samm¬
lung zu Sigmaringen. Mainz 1860, Tafel 1 und S. 20 ff. -- Derselbe: Alterthümer un¬
serer heidnischen Vorzeit. Heft 1, Taf. 6, Heft 8, Taf. 6, 9, 11.
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ff) L. K. 5, 40.
fff) ?"1zch. 6, 23, 9.

Namen des Kaisers Napoleon III.*), des Obersten Rüstow**), des Professors
Köchly***) und endlich des Dr. Lindenschmitf) zu Mainz. Dasjenige pilimi,
welches zuerst den Triariern zur Vertheidigung des Lagerwnlles gegeben
wurde, war offenbar eine äußerst wuchtige Waffe und gewiß identisch mit dem
in späteren Zeiten nur selten gebrauchten, doch bei Cäsar erwähnten ff) xilum
muriüö. Wahrscheinlich wurde zur Zeit der Kampfe mit Pyrrhos dies schwere
Mauerpilum gegen eine für den horizontalen Kernwurf in offener Feldschlacht
brauchbare Waffe vertauscht, und dies xilum, ist es, welches Polybios be¬
schreibt fsf). Nach ihm bestand dasselbe aus einem hölzernen runden oder vier¬
kantigen Schafte von drei Ellen (4'/z Fuß) Länge mit einem ebensolangen
Eisen, welches zur Hälfte in eine Nuthe des Schafes eingelassen und so ver¬
mietet wurde, daß es höchstens selbst zerbrechen, nicht aber abgelöst werden
konnte. Die Länge des xiluni war etwa 6^ Fuß. In Hinsicht der Stärke
unterscheidet Polybios schwere und leichte xila. und läßt seine Hastaten und
Prinzipes zwei Pilen, ein leichtes und ein schweres tragen. Dies nun wird
sonst nirgends berichtet und ist um so weniger zu verstehen, als das schwere
xilum nach Polybios einen Durchmesser von 3 Zoll (den einer 7?«^«^»^)
hatte. Ein solches Geschoß muß, wie Lindenschmit bemerkt, „balkenartig"
gewesen sein, und Köchly meint daher im Gegensatze zu Rüstow, daß die Krieger
es für den Gebrauch als xiwrn wurals im Lager zurückgelassen, zur Feld¬
schlacht aber sich nur des leichten Plinins bedient hätten. Für die spätere
Zeit ist es unzweifelhaft, daß die Legionare nur ein xilurri führten und zwar
das leichte, dessen Dicke an der Stelle, wo Holz und Eisen verbunden waren,
3 Daktylen, d. i. 1^ Zoll betrug und dessen Konstruktion mehrfach verbessert
wurde. Marius jedenfalls fand ein xiluin vor, dessen Eisen nicht mehr in
der von Polybios geschilderten Weise mit dem Holzschafte unlöslich verbunden,
sondern nur durch zwei Niete befestigt war. Vou diesen ersetzte Marius den einen
durch einen hölzernen Nagel, so daß, wenn das xiwm in den Schild des
Feindes geschleudert wurde, der Schaft durch die eigene Schwere den hölzernen
Nagel zerbrach und, halb gelöst von der eisernen Spitze, hindernd und zerrend








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Seite 12.
Wests: Verhandlungen der 21. Philologen-Versammlung zu Augsburg 1362 und
der 24. Versammlung zu Heidelberg 136ö.'
f) Lindenschmit: Die vaterländischen Alterthümer der fürstl. hohenzolleruschen Samm¬
lung zu Sigmaringen. Mainz 1860, Tafel 1 und S. 20 ff. — Derselbe: Alterthümer un¬
serer heidnischen Vorzeit. Heft 1, Taf. 6, Heft 8, Taf. 6, 9, 11.
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[0219] Namen des Kaisers Napoleon III.*), des Obersten Rüstow**), des Professors Köchly***) und endlich des Dr. Lindenschmitf) zu Mainz. Dasjenige pilimi, welches zuerst den Triariern zur Vertheidigung des Lagerwnlles gegeben wurde, war offenbar eine äußerst wuchtige Waffe und gewiß identisch mit dem in späteren Zeiten nur selten gebrauchten, doch bei Cäsar erwähnten ff) xilum muriüö. Wahrscheinlich wurde zur Zeit der Kampfe mit Pyrrhos dies schwere Mauerpilum gegen eine für den horizontalen Kernwurf in offener Feldschlacht brauchbare Waffe vertauscht, und dies xilum, ist es, welches Polybios be¬ schreibt fsf). Nach ihm bestand dasselbe aus einem hölzernen runden oder vier¬ kantigen Schafte von drei Ellen (4'/z Fuß) Länge mit einem ebensolangen Eisen, welches zur Hälfte in eine Nuthe des Schafes eingelassen und so ver¬ mietet wurde, daß es höchstens selbst zerbrechen, nicht aber abgelöst werden konnte. Die Länge des xiluni war etwa 6^ Fuß. In Hinsicht der Stärke unterscheidet Polybios schwere und leichte xila. und läßt seine Hastaten und Prinzipes zwei Pilen, ein leichtes und ein schweres tragen. Dies nun wird sonst nirgends berichtet und ist um so weniger zu verstehen, als das schwere xilum nach Polybios einen Durchmesser von 3 Zoll (den einer 7?«^«^»^) hatte. Ein solches Geschoß muß, wie Lindenschmit bemerkt, „balkenartig" gewesen sein, und Köchly meint daher im Gegensatze zu Rüstow, daß die Krieger es für den Gebrauch als xiwrn wurals im Lager zurückgelassen, zur Feld¬ schlacht aber sich nur des leichten Plinins bedient hätten. Für die spätere Zeit ist es unzweifelhaft, daß die Legionare nur ein xilurri führten und zwar das leichte, dessen Dicke an der Stelle, wo Holz und Eisen verbunden waren, 3 Daktylen, d. i. 1^ Zoll betrug und dessen Konstruktion mehrfach verbessert wurde. Marius jedenfalls fand ein xiluin vor, dessen Eisen nicht mehr in der von Polybios geschilderten Weise mit dem Holzschafte unlöslich verbunden, sondern nur durch zwei Niete befestigt war. Vou diesen ersetzte Marius den einen durch einen hölzernen Nagel, so daß, wenn das xiwm in den Schild des Feindes geschleudert wurde, der Schaft durch die eigene Schwere den hölzernen Nagel zerbrach und, halb gelöst von der eisernen Spitze, hindernd und zerrend ') I>S8 armes ä'^Rhe. Motivs aveo pnoto^ray^ich et Ars,ours8 für dois xg.r U. Vs» onvi's as Rsu>s. ?»ris 1864, 3. und Revue g-ronsolo^igus. Vol. X. 1864 x-»x. 337 ff. ") Rüstow: Heerwesen und Kriegführung Cüsar's. Gotha 136S. Tafel 1, Fig. 1 und Seite 12. Wests: Verhandlungen der 21. Philologen-Versammlung zu Augsburg 1362 und der 24. Versammlung zu Heidelberg 136ö.' f) Lindenschmit: Die vaterländischen Alterthümer der fürstl. hohenzolleruschen Samm¬ lung zu Sigmaringen. Mainz 1860, Tafel 1 und S. 20 ff. — Derselbe: Alterthümer un¬ serer heidnischen Vorzeit. Heft 1, Taf. 6, Heft 8, Taf. 6, 9, 11. - ff) L. K. 5, 40. fff) ?»1zch. 6, 23, 9.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/219>, abgerufen am 25.08.2024.