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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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festigte; dazu kamen 3 oxt1on<Z8 (Wachtmeister) und ein vöxillMins (Fähnrich).*)
Die Turma stand in 3 Gliedern, cksortrio und oxtio auf den Flügeln.

Die normale Fechtart der Reiterei war die folgende: Die 3 Glieder
tief gestellten, eng geschlossenen Geschwader sprengten in vollem Laufe mit vor¬
gestreckten Lanzen an. Beim stehenden Gefechte wurden die Glieder geöffnet,
und oft saß die Mannschaft dann auch ab und kämpfte zu Fuße. Gelegentlich
gab man der Reiterei Leichtbewaffnete bei, welche mit 7 Wurfspießen bewaffnet
waren und auf der Krupe aufsaßen. In Wurfweite sprangen sie ab, gingen
dem Feinde entgegen und bereiteten durch das Schleudern ihrer leichten Spieße
den Einbruch der Reiter vor.

Die schwere nationalrömische Reiterei war ganz vorzugsweise zur Deckung
der Flanken der Schlachtordnung bestimmt und verließ daher nur selten ihre
Stellung auf den Flügeln des Heeres. Der Dienst der leichten Kaval¬
lerie fiel gewöhnlich der mit Wurfwaffen ausgerüsteten Reiterei der Bun¬
desgenossen zu. Sie beobachtete, beunruhigte und umging den Feind. Ihre
Aufstellung wurden daher so angeordnet, daß sie entsendet werden konnte, ohne
den Organismus der Schlachtordnung zu stören. Demgemäß hielt sie meist
hinter dem dritten Treffen.

Die Entwickelung der Manipularlegion war die große taktische Frucht
der Kriege mit Pyrrhos; als politische Frucht ergab sich die Einigung der
ganzen Appeninenhalbinsel unter der Vorherrschaft Rom's. Im Jahre 270
ward Italien vollständig zur Untertänigkeit gebracht. Zur
Sicherung der neuen Erwerbungen wurde wieder eine Anzahl von Straßen
und Kolonien angelegt. Die Kolonien hatten einen vorwiegend militärischen
Zweck, und zwar nicht nur den der lokalen Sicherung, sondern gewiß auch
den, Bürger, welche bisher als Proletarier dem Dienste entzogen gewesen,
durch Landzutheilung zu loeuxlstss zu machen, und dadurch die allgemeine
Wehrkraft zu erhöhen. In wie hohem Grade die Kolonen zur Aufstellung
des Heeres beitrugen, zeigt u. A. der Umstand, daß man statt "nülltes sori-
dcsrs" oder "sxsreiwrQ Mttczrs" wohl auch kurzweg sagte "oolonss scribere",
"oulvues rmttörs". **) Schon im Jahre 385 war die latimsche Kolonie Satricum
mit 2000 Pflanzbürgern, also der Zahl nach mit einer halben Legion, be¬
völkert worden, und diese Zuweisungen von einer halben Legion kommen was-




*) VlU'ro .1" 1. I.. 6, "l und v"8"t. 2, 14.
**) Schwegler: Rmnischc Geschichte II. 487 und Steinwender: Ueber die Starke der
römischen Legion,

festigte; dazu kamen 3 oxt1on<Z8 (Wachtmeister) und ein vöxillMins (Fähnrich).*)
Die Turma stand in 3 Gliedern, cksortrio und oxtio auf den Flügeln.

Die normale Fechtart der Reiterei war die folgende: Die 3 Glieder
tief gestellten, eng geschlossenen Geschwader sprengten in vollem Laufe mit vor¬
gestreckten Lanzen an. Beim stehenden Gefechte wurden die Glieder geöffnet,
und oft saß die Mannschaft dann auch ab und kämpfte zu Fuße. Gelegentlich
gab man der Reiterei Leichtbewaffnete bei, welche mit 7 Wurfspießen bewaffnet
waren und auf der Krupe aufsaßen. In Wurfweite sprangen sie ab, gingen
dem Feinde entgegen und bereiteten durch das Schleudern ihrer leichten Spieße
den Einbruch der Reiter vor.

Die schwere nationalrömische Reiterei war ganz vorzugsweise zur Deckung
der Flanken der Schlachtordnung bestimmt und verließ daher nur selten ihre
Stellung auf den Flügeln des Heeres. Der Dienst der leichten Kaval¬
lerie fiel gewöhnlich der mit Wurfwaffen ausgerüsteten Reiterei der Bun¬
desgenossen zu. Sie beobachtete, beunruhigte und umging den Feind. Ihre
Aufstellung wurden daher so angeordnet, daß sie entsendet werden konnte, ohne
den Organismus der Schlachtordnung zu stören. Demgemäß hielt sie meist
hinter dem dritten Treffen.

Die Entwickelung der Manipularlegion war die große taktische Frucht
der Kriege mit Pyrrhos; als politische Frucht ergab sich die Einigung der
ganzen Appeninenhalbinsel unter der Vorherrschaft Rom's. Im Jahre 270
ward Italien vollständig zur Untertänigkeit gebracht. Zur
Sicherung der neuen Erwerbungen wurde wieder eine Anzahl von Straßen
und Kolonien angelegt. Die Kolonien hatten einen vorwiegend militärischen
Zweck, und zwar nicht nur den der lokalen Sicherung, sondern gewiß auch
den, Bürger, welche bisher als Proletarier dem Dienste entzogen gewesen,
durch Landzutheilung zu loeuxlstss zu machen, und dadurch die allgemeine
Wehrkraft zu erhöhen. In wie hohem Grade die Kolonen zur Aufstellung
des Heeres beitrugen, zeigt u. A. der Umstand, daß man statt „nülltes sori-
dcsrs" oder „sxsreiwrQ Mttczrs" wohl auch kurzweg sagte „oolonss scribere",
„oulvues rmttörs". **) Schon im Jahre 385 war die latimsche Kolonie Satricum
mit 2000 Pflanzbürgern, also der Zahl nach mit einer halben Legion, be¬
völkert worden, und diese Zuweisungen von einer halben Legion kommen was-




*) VlU'ro .1« 1. I.. 6, »l und v«8«t. 2, 14.
**) Schwegler: Rmnischc Geschichte II. 487 und Steinwender: Ueber die Starke der
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[0176] festigte; dazu kamen 3 oxt1on<Z8 (Wachtmeister) und ein vöxillMins (Fähnrich).*) Die Turma stand in 3 Gliedern, cksortrio und oxtio auf den Flügeln. Die normale Fechtart der Reiterei war die folgende: Die 3 Glieder tief gestellten, eng geschlossenen Geschwader sprengten in vollem Laufe mit vor¬ gestreckten Lanzen an. Beim stehenden Gefechte wurden die Glieder geöffnet, und oft saß die Mannschaft dann auch ab und kämpfte zu Fuße. Gelegentlich gab man der Reiterei Leichtbewaffnete bei, welche mit 7 Wurfspießen bewaffnet waren und auf der Krupe aufsaßen. In Wurfweite sprangen sie ab, gingen dem Feinde entgegen und bereiteten durch das Schleudern ihrer leichten Spieße den Einbruch der Reiter vor. Die schwere nationalrömische Reiterei war ganz vorzugsweise zur Deckung der Flanken der Schlachtordnung bestimmt und verließ daher nur selten ihre Stellung auf den Flügeln des Heeres. Der Dienst der leichten Kaval¬ lerie fiel gewöhnlich der mit Wurfwaffen ausgerüsteten Reiterei der Bun¬ desgenossen zu. Sie beobachtete, beunruhigte und umging den Feind. Ihre Aufstellung wurden daher so angeordnet, daß sie entsendet werden konnte, ohne den Organismus der Schlachtordnung zu stören. Demgemäß hielt sie meist hinter dem dritten Treffen. Die Entwickelung der Manipularlegion war die große taktische Frucht der Kriege mit Pyrrhos; als politische Frucht ergab sich die Einigung der ganzen Appeninenhalbinsel unter der Vorherrschaft Rom's. Im Jahre 270 ward Italien vollständig zur Untertänigkeit gebracht. Zur Sicherung der neuen Erwerbungen wurde wieder eine Anzahl von Straßen und Kolonien angelegt. Die Kolonien hatten einen vorwiegend militärischen Zweck, und zwar nicht nur den der lokalen Sicherung, sondern gewiß auch den, Bürger, welche bisher als Proletarier dem Dienste entzogen gewesen, durch Landzutheilung zu loeuxlstss zu machen, und dadurch die allgemeine Wehrkraft zu erhöhen. In wie hohem Grade die Kolonen zur Aufstellung des Heeres beitrugen, zeigt u. A. der Umstand, daß man statt „nülltes sori- dcsrs" oder „sxsreiwrQ Mttczrs" wohl auch kurzweg sagte „oolonss scribere", „oulvues rmttörs". **) Schon im Jahre 385 war die latimsche Kolonie Satricum mit 2000 Pflanzbürgern, also der Zahl nach mit einer halben Legion, be¬ völkert worden, und diese Zuweisungen von einer halben Legion kommen was- *) VlU'ro .1« 1. I.. 6, »l und v«8«t. 2, 14. **) Schwegler: Rmnischc Geschichte II. 487 und Steinwender: Ueber die Starke der römischen Legion,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/176>, abgerufen am 22.07.2024.