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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Wied der Feind, so avancirte die ganze Linie (sign". xroinovsnwr). Galt
es, angesichts des Feindes den Rückzug anzutreten, so wurde diese Bewegung
dnrch eine Aufstellung des gestimmten leichten Fußvolkes und der Reiterei vor
der Front gedeckt. Der Abzug geschah manipelweise vom rechten Flügel und
begann mit den Triariern; dann folgten die Prinzipes und endlich die bis zum
letzten Augenblicke in Schlachtordnung verbliebenen Hastaten.

Galt es, ein in Un ordnung gerathenes Treffen neu zuordnen,
so warf man wohl eine Abtheilung ausgewählter Mannschaft vor die Front,
um dort mit weit geöffneten Gliedern ein regelmäßiges gliederweises Pilum-
schleudern auszuführen, welches "ssrra", Säge, genannt wurde. Die Glieder
wechselten sich dabei ab, indem sie den rottenweisen Contremarsch ausführten.
Wenn das Drängen des Feindes aber dazu nöthigte, die ssrin mit dicht auf¬
geschlossenen Gliedern auszuführen, so kniete das erste Glied, nachdem es das
Plinn geschleudert, damit das zweite Glied darüber hinwegwerfen konnte; dann
kniete auch dies nieder, und in gleicher Weise verfuhren die folgenden Glieder.
Hatte endlich das letzte Glied geworfen, so sprang die ganze Mannschaft auf,
um gemeinschaftlich zum Schwertangriff vorzugehn. Gegen Reiterei verfuhr
man ebenso, nur daß gelegentlich das erste Glied sein Plinn fällte.

Die Verfolgung des geschlagenen Feindes geschah meist durch Veliten
und Reiter. Das Linieufußvolk blieb in Schlachtordnung auf der Wahlstatt
stehn, um sich selbst keine Blöße zu geben. Ueberhaupt wurde auf die ge¬
schlossene Ordnung der drei Haupttreffen außerordentlich hoher Werth gelegt.

Märsche wurden stets in der Kolonne ausgeführt. Abgesehen von der
Avantgarde hatte stets der erste oder letzte Hastatenmanipel die Spitze, dann
kam der erste oder letzte Manipel der Prinzipes, hierauf der entsprechende der
Triarier. Nun folgte der zweite Manipel der Hastaten, der Prinzipes, der
Triarier, und so fort bis zum letzten Manipel der Triarier. Endlich kam das
Gepäck der Legion. Flankenmärsche führte man anch in drei Kolonnen,
treffenweise abmarschirt, aus. Jeder Manipel hatte dabei sein Gepäck vor
sich, oder, kannte man die Richtung, aus der der Feind zu erwarten war, so
marschirte das Gepäck auf der dieser Richtung entgegengesetzten Seite.

Die Legions-Reiterei bestand im Wesentlichen ganz aus den scMtss
vciuo xrivato, welche als Freiwillige bei dieser Waffe eintraten. Die den
Nittereenturien angehörenden oczuitö" squ" xudlloo dienten, gestützt auf ihre
Standesvorzüge, meist nur noch als Adjutanten und Gulden des Feldherrn.
Die 300 >'">und^ der Legion zerfielen in 10 wrmas zu 30 Pferden; jede
turiua hatte 3 cisLuriovss, deren erster die ganze orna als Rittmeister be-


Wied der Feind, so avancirte die ganze Linie (sign«. xroinovsnwr). Galt
es, angesichts des Feindes den Rückzug anzutreten, so wurde diese Bewegung
dnrch eine Aufstellung des gestimmten leichten Fußvolkes und der Reiterei vor
der Front gedeckt. Der Abzug geschah manipelweise vom rechten Flügel und
begann mit den Triariern; dann folgten die Prinzipes und endlich die bis zum
letzten Augenblicke in Schlachtordnung verbliebenen Hastaten.

Galt es, ein in Un ordnung gerathenes Treffen neu zuordnen,
so warf man wohl eine Abtheilung ausgewählter Mannschaft vor die Front,
um dort mit weit geöffneten Gliedern ein regelmäßiges gliederweises Pilum-
schleudern auszuführen, welches „ssrra", Säge, genannt wurde. Die Glieder
wechselten sich dabei ab, indem sie den rottenweisen Contremarsch ausführten.
Wenn das Drängen des Feindes aber dazu nöthigte, die ssrin mit dicht auf¬
geschlossenen Gliedern auszuführen, so kniete das erste Glied, nachdem es das
Plinn geschleudert, damit das zweite Glied darüber hinwegwerfen konnte; dann
kniete auch dies nieder, und in gleicher Weise verfuhren die folgenden Glieder.
Hatte endlich das letzte Glied geworfen, so sprang die ganze Mannschaft auf,
um gemeinschaftlich zum Schwertangriff vorzugehn. Gegen Reiterei verfuhr
man ebenso, nur daß gelegentlich das erste Glied sein Plinn fällte.

Die Verfolgung des geschlagenen Feindes geschah meist durch Veliten
und Reiter. Das Linieufußvolk blieb in Schlachtordnung auf der Wahlstatt
stehn, um sich selbst keine Blöße zu geben. Ueberhaupt wurde auf die ge¬
schlossene Ordnung der drei Haupttreffen außerordentlich hoher Werth gelegt.

Märsche wurden stets in der Kolonne ausgeführt. Abgesehen von der
Avantgarde hatte stets der erste oder letzte Hastatenmanipel die Spitze, dann
kam der erste oder letzte Manipel der Prinzipes, hierauf der entsprechende der
Triarier. Nun folgte der zweite Manipel der Hastaten, der Prinzipes, der
Triarier, und so fort bis zum letzten Manipel der Triarier. Endlich kam das
Gepäck der Legion. Flankenmärsche führte man anch in drei Kolonnen,
treffenweise abmarschirt, aus. Jeder Manipel hatte dabei sein Gepäck vor
sich, oder, kannte man die Richtung, aus der der Feind zu erwarten war, so
marschirte das Gepäck auf der dieser Richtung entgegengesetzten Seite.

Die Legions-Reiterei bestand im Wesentlichen ganz aus den scMtss
vciuo xrivato, welche als Freiwillige bei dieser Waffe eintraten. Die den
Nittereenturien angehörenden oczuitö» squ» xudlloo dienten, gestützt auf ihre
Standesvorzüge, meist nur noch als Adjutanten und Gulden des Feldherrn.
Die 300 >'«>und^ der Legion zerfielen in 10 wrmas zu 30 Pferden; jede
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[0175] Wied der Feind, so avancirte die ganze Linie (sign«. xroinovsnwr). Galt es, angesichts des Feindes den Rückzug anzutreten, so wurde diese Bewegung dnrch eine Aufstellung des gestimmten leichten Fußvolkes und der Reiterei vor der Front gedeckt. Der Abzug geschah manipelweise vom rechten Flügel und begann mit den Triariern; dann folgten die Prinzipes und endlich die bis zum letzten Augenblicke in Schlachtordnung verbliebenen Hastaten. Galt es, ein in Un ordnung gerathenes Treffen neu zuordnen, so warf man wohl eine Abtheilung ausgewählter Mannschaft vor die Front, um dort mit weit geöffneten Gliedern ein regelmäßiges gliederweises Pilum- schleudern auszuführen, welches „ssrra", Säge, genannt wurde. Die Glieder wechselten sich dabei ab, indem sie den rottenweisen Contremarsch ausführten. Wenn das Drängen des Feindes aber dazu nöthigte, die ssrin mit dicht auf¬ geschlossenen Gliedern auszuführen, so kniete das erste Glied, nachdem es das Plinn geschleudert, damit das zweite Glied darüber hinwegwerfen konnte; dann kniete auch dies nieder, und in gleicher Weise verfuhren die folgenden Glieder. Hatte endlich das letzte Glied geworfen, so sprang die ganze Mannschaft auf, um gemeinschaftlich zum Schwertangriff vorzugehn. Gegen Reiterei verfuhr man ebenso, nur daß gelegentlich das erste Glied sein Plinn fällte. Die Verfolgung des geschlagenen Feindes geschah meist durch Veliten und Reiter. Das Linieufußvolk blieb in Schlachtordnung auf der Wahlstatt stehn, um sich selbst keine Blöße zu geben. Ueberhaupt wurde auf die ge¬ schlossene Ordnung der drei Haupttreffen außerordentlich hoher Werth gelegt. Märsche wurden stets in der Kolonne ausgeführt. Abgesehen von der Avantgarde hatte stets der erste oder letzte Hastatenmanipel die Spitze, dann kam der erste oder letzte Manipel der Prinzipes, hierauf der entsprechende der Triarier. Nun folgte der zweite Manipel der Hastaten, der Prinzipes, der Triarier, und so fort bis zum letzten Manipel der Triarier. Endlich kam das Gepäck der Legion. Flankenmärsche führte man anch in drei Kolonnen, treffenweise abmarschirt, aus. Jeder Manipel hatte dabei sein Gepäck vor sich, oder, kannte man die Richtung, aus der der Feind zu erwarten war, so marschirte das Gepäck auf der dieser Richtung entgegengesetzten Seite. Die Legions-Reiterei bestand im Wesentlichen ganz aus den scMtss vciuo xrivato, welche als Freiwillige bei dieser Waffe eintraten. Die den Nittereenturien angehörenden oczuitö» squ» xudlloo dienten, gestützt auf ihre Standesvorzüge, meist nur noch als Adjutanten und Gulden des Feldherrn. Die 300 >'«>und^ der Legion zerfielen in 10 wrmas zu 30 Pferden; jede turiua hatte 3 cisLuriovss, deren erster die ganze orna als Rittmeister be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/175>, abgerufen am 22.07.2024.