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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.

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Die Legion als solche hatte bis zur Zeit des Manns kein eigenes Feld¬
zeichen; die ÄAris, der einzelnen Manipel bestanden aus Stangen mit massiven
Sinnbildern und meist auch noch mit einem an einer Querstange Hangenden
Fähnchen, vsxilluw,, nach dem die Manipel auch zuweilen vexillN, genannt
werden. Sowohl auf dem Marsche als beim Angriff in geschlossener Legions-
Kolonne wurden die AM-i im ersten Gliede jedes Manipels vorangetragen,
weshalb das 1. Treffen häufig mit dem Ausdrucke xriina siAus, bezeichnet
wird. Beim stehenden, treffenweisen Gefechte zog man die Feldzeichen hinter
die letzten Glieder der Manipel zurück.*) Sie bezeichneten dann die Linie
der aeiss (Treffen) sowie die Abstünde der Manipel und gaben die Festpunkte
zur Nangiruug nach dem Handgemenge. Bei solchen "statcirischen" Gefechten
kommt daher auch schon zu dieser Zeit der unter Cäsar später so oft, doch mit
ganz anderer Bedeutung auftretende Name der "^ntesiMani" vor. Er be¬
deutet hier zunächst die Hastaten; denn nur dies erste Treffen stand beim Kampf¬
beginn vor den Fahnen.**) Solange die ÄSN" ihre Stellung in der Schlacht¬
ordnung behaupteten, stand die Schlacht, aber sie wankte, wenn die ÄAUÄ nicht
mehr Stand hielten. Wurde der Feind geworfen und avancirte die ganze
Linie, so wurden die Feldzeichen in deren erstem Gliede erhoben.

Zur Einleitung der Gefechte und in Defensiv stellun gen wurden
zunächst die verschiedenen Gattungen von Wurf Waffen gebraucht. Beim
Ausmarsche waren die Schützenzüge der Veliten stets den Manipeln an¬
geschlossen, so daß die Intervalle frei waren. In diese rückten sie jedoch ein
(Schützen in den Intervallen), sobald man eine Vertheidigungsaufstelluug nahm,
damit dann keine Lücken in der Schlachtordnung blieben.***) War dagegen
die Offensive beschlossen, so gingen die Veliten aller drei Treffen zu gleicher
Zeit vor und fochten in einem Vordertreffen als große, von bundes-
genvssischen Schleuderern und Bognern unterstützte Plänklermasse vor der Front
der Legion.f) Unter ihrem Schutz und Schleier wurden neue Aufstellungen
genommen, erschütterte Ordnungen hergestellt; die Veliten besetzten, vorauseilend
oder entsendet, wichtige Punkte des Geländes; ihnen fiel die Aufgabe zu, die
Elephanten des feindlichen Heeres zu bekämpfen. Zuweilen massirte mau die
Veliten auch auf den Flügeln der Legion, um die Flanken des Gegners zu
bedrohen. Wurden sie von überlegenen Kräften gedrängt, so zogen sie sich
durch die Intervalle hinter ihre Manipel zurück.






*) I.lo. 34, 46; I.lo. 9, 13; tlo. 22, 5 und öfter.
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) Marquard II. S. 34S.
**") ?o1M Is, 9; tlo. 23, 29; Z?rovtin. Ltrat. 2, 3, 16; I-lo. 30, 33, 3; vnos.
Ser"t. 39.
f) I,lo. 38, 21; ?olzch. 2, 30; 3, 37; 11, 23.

Die Legion als solche hatte bis zur Zeit des Manns kein eigenes Feld¬
zeichen; die ÄAris, der einzelnen Manipel bestanden aus Stangen mit massiven
Sinnbildern und meist auch noch mit einem an einer Querstange Hangenden
Fähnchen, vsxilluw,, nach dem die Manipel auch zuweilen vexillN, genannt
werden. Sowohl auf dem Marsche als beim Angriff in geschlossener Legions-
Kolonne wurden die AM-i im ersten Gliede jedes Manipels vorangetragen,
weshalb das 1. Treffen häufig mit dem Ausdrucke xriina siAus, bezeichnet
wird. Beim stehenden, treffenweisen Gefechte zog man die Feldzeichen hinter
die letzten Glieder der Manipel zurück.*) Sie bezeichneten dann die Linie
der aeiss (Treffen) sowie die Abstünde der Manipel und gaben die Festpunkte
zur Nangiruug nach dem Handgemenge. Bei solchen „statcirischen" Gefechten
kommt daher auch schon zu dieser Zeit der unter Cäsar später so oft, doch mit
ganz anderer Bedeutung auftretende Name der „^ntesiMani" vor. Er be¬
deutet hier zunächst die Hastaten; denn nur dies erste Treffen stand beim Kampf¬
beginn vor den Fahnen.**) Solange die ÄSN» ihre Stellung in der Schlacht¬
ordnung behaupteten, stand die Schlacht, aber sie wankte, wenn die ÄAUÄ nicht
mehr Stand hielten. Wurde der Feind geworfen und avancirte die ganze
Linie, so wurden die Feldzeichen in deren erstem Gliede erhoben.

Zur Einleitung der Gefechte und in Defensiv stellun gen wurden
zunächst die verschiedenen Gattungen von Wurf Waffen gebraucht. Beim
Ausmarsche waren die Schützenzüge der Veliten stets den Manipeln an¬
geschlossen, so daß die Intervalle frei waren. In diese rückten sie jedoch ein
(Schützen in den Intervallen), sobald man eine Vertheidigungsaufstelluug nahm,
damit dann keine Lücken in der Schlachtordnung blieben.***) War dagegen
die Offensive beschlossen, so gingen die Veliten aller drei Treffen zu gleicher
Zeit vor und fochten in einem Vordertreffen als große, von bundes-
genvssischen Schleuderern und Bognern unterstützte Plänklermasse vor der Front
der Legion.f) Unter ihrem Schutz und Schleier wurden neue Aufstellungen
genommen, erschütterte Ordnungen hergestellt; die Veliten besetzten, vorauseilend
oder entsendet, wichtige Punkte des Geländes; ihnen fiel die Aufgabe zu, die
Elephanten des feindlichen Heeres zu bekämpfen. Zuweilen massirte mau die
Veliten auch auf den Flügeln der Legion, um die Flanken des Gegners zu
bedrohen. Wurden sie von überlegenen Kräften gedrängt, so zogen sie sich
durch die Intervalle hinter ihre Manipel zurück.






*) I.lo. 34, 46; I.lo. 9, 13; tlo. 22, 5 und öfter.
»*
) Marquard II. S. 34S.
**») ?o1M Is, 9; tlo. 23, 29; Z?rovtin. Ltrat. 2, 3, 16; I-lo. 30, 33, 3; vnos.
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[0173] Die Legion als solche hatte bis zur Zeit des Manns kein eigenes Feld¬ zeichen; die ÄAris, der einzelnen Manipel bestanden aus Stangen mit massiven Sinnbildern und meist auch noch mit einem an einer Querstange Hangenden Fähnchen, vsxilluw,, nach dem die Manipel auch zuweilen vexillN, genannt werden. Sowohl auf dem Marsche als beim Angriff in geschlossener Legions- Kolonne wurden die AM-i im ersten Gliede jedes Manipels vorangetragen, weshalb das 1. Treffen häufig mit dem Ausdrucke xriina siAus, bezeichnet wird. Beim stehenden, treffenweisen Gefechte zog man die Feldzeichen hinter die letzten Glieder der Manipel zurück.*) Sie bezeichneten dann die Linie der aeiss (Treffen) sowie die Abstünde der Manipel und gaben die Festpunkte zur Nangiruug nach dem Handgemenge. Bei solchen „statcirischen" Gefechten kommt daher auch schon zu dieser Zeit der unter Cäsar später so oft, doch mit ganz anderer Bedeutung auftretende Name der „^ntesiMani" vor. Er be¬ deutet hier zunächst die Hastaten; denn nur dies erste Treffen stand beim Kampf¬ beginn vor den Fahnen.**) Solange die ÄSN» ihre Stellung in der Schlacht¬ ordnung behaupteten, stand die Schlacht, aber sie wankte, wenn die ÄAUÄ nicht mehr Stand hielten. Wurde der Feind geworfen und avancirte die ganze Linie, so wurden die Feldzeichen in deren erstem Gliede erhoben. Zur Einleitung der Gefechte und in Defensiv stellun gen wurden zunächst die verschiedenen Gattungen von Wurf Waffen gebraucht. Beim Ausmarsche waren die Schützenzüge der Veliten stets den Manipeln an¬ geschlossen, so daß die Intervalle frei waren. In diese rückten sie jedoch ein (Schützen in den Intervallen), sobald man eine Vertheidigungsaufstelluug nahm, damit dann keine Lücken in der Schlachtordnung blieben.***) War dagegen die Offensive beschlossen, so gingen die Veliten aller drei Treffen zu gleicher Zeit vor und fochten in einem Vordertreffen als große, von bundes- genvssischen Schleuderern und Bognern unterstützte Plänklermasse vor der Front der Legion.f) Unter ihrem Schutz und Schleier wurden neue Aufstellungen genommen, erschütterte Ordnungen hergestellt; die Veliten besetzten, vorauseilend oder entsendet, wichtige Punkte des Geländes; ihnen fiel die Aufgabe zu, die Elephanten des feindlichen Heeres zu bekämpfen. Zuweilen massirte mau die Veliten auch auf den Flügeln der Legion, um die Flanken des Gegners zu bedrohen. Wurden sie von überlegenen Kräften gedrängt, so zogen sie sich durch die Intervalle hinter ihre Manipel zurück. *) I.lo. 34, 46; I.lo. 9, 13; tlo. 22, 5 und öfter. »* ) Marquard II. S. 34S. **») ?o1M Is, 9; tlo. 23, 29; Z?rovtin. Ltrat. 2, 3, 16; I-lo. 30, 33, 3; vnos. Ser»t. 39. f) I,lo. 38, 21; ?olzch. 2, 30; 3, 37; 11, 23.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157661/173>, abgerufen am 22.07.2024.