Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, II. Semester. I. Band.der unangenehmen Frage -- als ob die Besitzenden von heute überhaupt kein Die pariser Weltausstellung. Von Adolf Rosenberg. 5. Die Kunst in Frankreich. -- Die französische Historienmalerei. Die Kunst nimmt heute in dem Kulturleben Frankreich's eine Stellung der unangenehmen Frage — als ob die Besitzenden von heute überhaupt kein Die pariser Weltausstellung. Von Adolf Rosenberg. 5. Die Kunst in Frankreich. — Die französische Historienmalerei. Die Kunst nimmt heute in dem Kulturleben Frankreich's eine Stellung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0150" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140501"/> <p xml:id="ID_465" prev="#ID_464"> der unangenehmen Frage — als ob die Besitzenden von heute überhaupt kein<lb/> Recht auf ihren Besitz hätten. Er sucht zur Bekräftigung seiner Behauptungen<lb/> nachzuweisen, daß wirklich Staaten in der Neuzeit Vermögenskonfiskationen<lb/> ohne Entschädigung vorgenommen hätten. Wir wollen ihm noch mehr zuge¬<lb/> stehen. Es wird nicht blos in vereinzelten Fällen das Eigenthumsrecht verletzt,<lb/> sondern tagtäglich geraubt und gestohlen. Aber das begründet in unseren<lb/> Augen noch kein Recht, zu rauben und zu stehlen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die pariser Weltausstellung.<lb/><note type="byline"> Von Adolf Rosenberg.</note></head><lb/> <note type="argument"> 5. Die Kunst in Frankreich. — Die französische Historienmalerei.</note><lb/> <p xml:id="ID_466"> Die Kunst nimmt heute in dem Kulturleben Frankreich's eine Stellung<lb/> ein, die ungefähr derjenigen entspricht, welche sie im alten Griechenland in den<lb/> Zeiten des Perikles oder im Zeitalter der italienischen Renaissance innegehabt<lb/> hat. Gepflegt und gehätschelt von der Regierung, getragen von dem Ver¬<lb/> ständniß, von der Liebe, ja bisweilen von der leidenschaftlichen Parteinahme<lb/> eines gebildeten Volkes kann sie sich, im vollsten Bewußtsein, daß sie einen<lb/> der wichtigsten Faktoren im Kulturleben ihrer Nation bildet, frei, ungehindert<lb/> und von reichen Mitteln unterstützt, entfalten. Wenn der Staat, die Kirche<lb/> und die Municipalitäten vorzugsweise für ihre Zwecke die Malerei großen<lb/> Stils, die religiöse und die Historienmalerei, unterstützen, so darf sich der<lb/> Pariser Porträtmaler — denn wie für die Politik ist auch für die Kunst Paris<lb/> Frankreich —, der Genre- und Landschaftsmaler an die Creme einer inter¬<lb/> nationalen Gesellschaft wenden, die ihre Reichthümer in Paris genießt und auch<lb/> ihrerseits die Protektion der Kunst übernimmt. Bei einer Vergleichung fran¬<lb/> zösischer und deutscher Verhältnisse, namentlich wenn man das Absatzgebiet<lb/> beider Nationen in Anschlag bringt, darf man diese sehr wichtige Thatsache,<lb/> die von größter Tragweite ist, nicht anßer Acht lassen. Der französische<lb/> Buchhändler, der Knnstindustrielle, der Maler darf bei seinen Spekulationen<lb/> die ganze Welt als Konsument in Rechnung ziehen, während die Deutschen bis<lb/> jetzt nur eine sehr beschränkte Anzahl von Nationen für ihr Absatzgebiet ge¬<lb/> wonnen haben. Ein nennenswerther Export deutscher Gemälde insbesondere<lb/> findet nnr nach Amerika statt.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0150]
der unangenehmen Frage — als ob die Besitzenden von heute überhaupt kein
Recht auf ihren Besitz hätten. Er sucht zur Bekräftigung seiner Behauptungen
nachzuweisen, daß wirklich Staaten in der Neuzeit Vermögenskonfiskationen
ohne Entschädigung vorgenommen hätten. Wir wollen ihm noch mehr zuge¬
stehen. Es wird nicht blos in vereinzelten Fällen das Eigenthumsrecht verletzt,
sondern tagtäglich geraubt und gestohlen. Aber das begründet in unseren
Augen noch kein Recht, zu rauben und zu stehlen.
Die pariser Weltausstellung.
Von Adolf Rosenberg.
5. Die Kunst in Frankreich. — Die französische Historienmalerei.
Die Kunst nimmt heute in dem Kulturleben Frankreich's eine Stellung
ein, die ungefähr derjenigen entspricht, welche sie im alten Griechenland in den
Zeiten des Perikles oder im Zeitalter der italienischen Renaissance innegehabt
hat. Gepflegt und gehätschelt von der Regierung, getragen von dem Ver¬
ständniß, von der Liebe, ja bisweilen von der leidenschaftlichen Parteinahme
eines gebildeten Volkes kann sie sich, im vollsten Bewußtsein, daß sie einen
der wichtigsten Faktoren im Kulturleben ihrer Nation bildet, frei, ungehindert
und von reichen Mitteln unterstützt, entfalten. Wenn der Staat, die Kirche
und die Municipalitäten vorzugsweise für ihre Zwecke die Malerei großen
Stils, die religiöse und die Historienmalerei, unterstützen, so darf sich der
Pariser Porträtmaler — denn wie für die Politik ist auch für die Kunst Paris
Frankreich —, der Genre- und Landschaftsmaler an die Creme einer inter¬
nationalen Gesellschaft wenden, die ihre Reichthümer in Paris genießt und auch
ihrerseits die Protektion der Kunst übernimmt. Bei einer Vergleichung fran¬
zösischer und deutscher Verhältnisse, namentlich wenn man das Absatzgebiet
beider Nationen in Anschlag bringt, darf man diese sehr wichtige Thatsache,
die von größter Tragweite ist, nicht anßer Acht lassen. Der französische
Buchhändler, der Knnstindustrielle, der Maler darf bei seinen Spekulationen
die ganze Welt als Konsument in Rechnung ziehen, während die Deutschen bis
jetzt nur eine sehr beschränkte Anzahl von Nationen für ihr Absatzgebiet ge¬
wonnen haben. Ein nennenswerther Export deutscher Gemälde insbesondere
findet nnr nach Amerika statt.
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