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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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kunst durch Anlage zahlreicher Blumenbeete feiern- Man hat selten so schöne
Collektionen hochstämmiger Rhododendren, selten so feurige Azaleen und in
so massenhaften Varietäten, selten so vielfarbige, thalergroße Stiefmütterchen
gesehen, wie in dem Blumengarten auf dem Troeadero und vor der Terrasse
des Jndustriepalastes,

Häufig zerstörte auch das Klima und die Ungunst des Wetter die besten
Intentionen der Ziergärtner. Eines der größten Wunder der Weltausstellung
sollte das Harlemer Tulpenbeet vor dem Troeaderopalast sein, welches, aus
zwanzigtausend Pflanzen zusammengesetzt, aus weißem Grunde das Wappen
der Stadt, ihren Namen und den Namen Holland's in rothen Tulpen zeigen
sollte. Aber die Harlemer Gärtner hatten die Rechnung ohne das warme
Aprilwetter gemacht. Ihre Tulpen schössen empor und vierzehn Tage vor dem
feierlichen Augenblick, wo der Marschall von der Terrasse des Troeaderopalastes
die denkwürdigen Worte sprach: I/DxxoÄton uQivsrsslIö oft vuvsrts! war der
letzte Tulpenkelch bereits zerfallen.

Der Regen, welcher während des ganzen Monats Mai und während des
halben Juni mit kleinen Unterbrechungen herniederströmte, verwandelte die Wege
des Parks in tiefe Moräste und verwüstete unbarmherzig die entzückendsten
Blumenbeete.

Wenn wir auf der Terrasse des Trocaderopalastes stehen und das bezaubernde
Panorama unter unsern Füßen bewundern, füllt unser Blick zunächst auf das
schlanke, weiße Minaret des algierischen Palastes, das sich hart an der Seine
aus einem Gewirr kleiner, weißer Hänser emporhebt.

Der algierische Palast ist das schönste, chcirakter- und poesievollste Bau¬
denkmal des Troeadero. Es ist ein Rechteck von 35 Meter Breite und 50
Meter Tiefe. An seinen vier Ecken erheben sich vier Thürme, die mit Rund¬
bogenfriesen dekorirt und von maurischen Zinnen gekrönt sind. Der eine dieser
vier Thürme, der nach Osten gewendete, steigt bis zu einer Höhe von 30
Metern enipvr. Auf seiner Kuppel erhebt sich eine Spitze mit drei goldenen
Kugeln. Es ist das Minaret, auf welches unsere Blicke zuerst gefallen sind.
Freilich ruft hier, an dem profanen Orte, kein Mu'eddin von feiner Galerie
herab die Gläubigen zum Gebet. Aber in dem Muhcunedaner, der diesen
schlanken Thurm betrachtet, steigen dennoch fromme Gedanken auf. Er ist
getreu dem Minaret der verfallenen Moschee von El-Mansura bei Tlemfan
nachgebildet, ebenso wie das herrliche Portal des Palastes eine treue Kopie
nach dem der berühmten Moschee Sidi-Bu-Medina in Tlemfan ist.

Die blendend weiße Fläche der Mauern ist von einem Friese unterbrochen,
der schachbrettartig aus glasirten, mattblauen und weißen Thonplatten zusammen¬
gesetzt ist. Durch den Hufeisenbogen des Portals, welches durch eine reichere


kunst durch Anlage zahlreicher Blumenbeete feiern- Man hat selten so schöne
Collektionen hochstämmiger Rhododendren, selten so feurige Azaleen und in
so massenhaften Varietäten, selten so vielfarbige, thalergroße Stiefmütterchen
gesehen, wie in dem Blumengarten auf dem Troeadero und vor der Terrasse
des Jndustriepalastes,

Häufig zerstörte auch das Klima und die Ungunst des Wetter die besten
Intentionen der Ziergärtner. Eines der größten Wunder der Weltausstellung
sollte das Harlemer Tulpenbeet vor dem Troeaderopalast sein, welches, aus
zwanzigtausend Pflanzen zusammengesetzt, aus weißem Grunde das Wappen
der Stadt, ihren Namen und den Namen Holland's in rothen Tulpen zeigen
sollte. Aber die Harlemer Gärtner hatten die Rechnung ohne das warme
Aprilwetter gemacht. Ihre Tulpen schössen empor und vierzehn Tage vor dem
feierlichen Augenblick, wo der Marschall von der Terrasse des Troeaderopalastes
die denkwürdigen Worte sprach: I/DxxoÄton uQivsrsslIö oft vuvsrts! war der
letzte Tulpenkelch bereits zerfallen.

Der Regen, welcher während des ganzen Monats Mai und während des
halben Juni mit kleinen Unterbrechungen herniederströmte, verwandelte die Wege
des Parks in tiefe Moräste und verwüstete unbarmherzig die entzückendsten
Blumenbeete.

Wenn wir auf der Terrasse des Trocaderopalastes stehen und das bezaubernde
Panorama unter unsern Füßen bewundern, füllt unser Blick zunächst auf das
schlanke, weiße Minaret des algierischen Palastes, das sich hart an der Seine
aus einem Gewirr kleiner, weißer Hänser emporhebt.

Der algierische Palast ist das schönste, chcirakter- und poesievollste Bau¬
denkmal des Troeadero. Es ist ein Rechteck von 35 Meter Breite und 50
Meter Tiefe. An seinen vier Ecken erheben sich vier Thürme, die mit Rund¬
bogenfriesen dekorirt und von maurischen Zinnen gekrönt sind. Der eine dieser
vier Thürme, der nach Osten gewendete, steigt bis zu einer Höhe von 30
Metern enipvr. Auf seiner Kuppel erhebt sich eine Spitze mit drei goldenen
Kugeln. Es ist das Minaret, auf welches unsere Blicke zuerst gefallen sind.
Freilich ruft hier, an dem profanen Orte, kein Mu'eddin von feiner Galerie
herab die Gläubigen zum Gebet. Aber in dem Muhcunedaner, der diesen
schlanken Thurm betrachtet, steigen dennoch fromme Gedanken auf. Er ist
getreu dem Minaret der verfallenen Moschee von El-Mansura bei Tlemfan
nachgebildet, ebenso wie das herrliche Portal des Palastes eine treue Kopie
nach dem der berühmten Moschee Sidi-Bu-Medina in Tlemfan ist.

Die blendend weiße Fläche der Mauern ist von einem Friese unterbrochen,
der schachbrettartig aus glasirten, mattblauen und weißen Thonplatten zusammen¬
gesetzt ist. Durch den Hufeisenbogen des Portals, welches durch eine reichere


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[0515] kunst durch Anlage zahlreicher Blumenbeete feiern- Man hat selten so schöne Collektionen hochstämmiger Rhododendren, selten so feurige Azaleen und in so massenhaften Varietäten, selten so vielfarbige, thalergroße Stiefmütterchen gesehen, wie in dem Blumengarten auf dem Troeadero und vor der Terrasse des Jndustriepalastes, Häufig zerstörte auch das Klima und die Ungunst des Wetter die besten Intentionen der Ziergärtner. Eines der größten Wunder der Weltausstellung sollte das Harlemer Tulpenbeet vor dem Troeaderopalast sein, welches, aus zwanzigtausend Pflanzen zusammengesetzt, aus weißem Grunde das Wappen der Stadt, ihren Namen und den Namen Holland's in rothen Tulpen zeigen sollte. Aber die Harlemer Gärtner hatten die Rechnung ohne das warme Aprilwetter gemacht. Ihre Tulpen schössen empor und vierzehn Tage vor dem feierlichen Augenblick, wo der Marschall von der Terrasse des Troeaderopalastes die denkwürdigen Worte sprach: I/DxxoÄton uQivsrsslIö oft vuvsrts! war der letzte Tulpenkelch bereits zerfallen. Der Regen, welcher während des ganzen Monats Mai und während des halben Juni mit kleinen Unterbrechungen herniederströmte, verwandelte die Wege des Parks in tiefe Moräste und verwüstete unbarmherzig die entzückendsten Blumenbeete. Wenn wir auf der Terrasse des Trocaderopalastes stehen und das bezaubernde Panorama unter unsern Füßen bewundern, füllt unser Blick zunächst auf das schlanke, weiße Minaret des algierischen Palastes, das sich hart an der Seine aus einem Gewirr kleiner, weißer Hänser emporhebt. Der algierische Palast ist das schönste, chcirakter- und poesievollste Bau¬ denkmal des Troeadero. Es ist ein Rechteck von 35 Meter Breite und 50 Meter Tiefe. An seinen vier Ecken erheben sich vier Thürme, die mit Rund¬ bogenfriesen dekorirt und von maurischen Zinnen gekrönt sind. Der eine dieser vier Thürme, der nach Osten gewendete, steigt bis zu einer Höhe von 30 Metern enipvr. Auf seiner Kuppel erhebt sich eine Spitze mit drei goldenen Kugeln. Es ist das Minaret, auf welches unsere Blicke zuerst gefallen sind. Freilich ruft hier, an dem profanen Orte, kein Mu'eddin von feiner Galerie herab die Gläubigen zum Gebet. Aber in dem Muhcunedaner, der diesen schlanken Thurm betrachtet, steigen dennoch fromme Gedanken auf. Er ist getreu dem Minaret der verfallenen Moschee von El-Mansura bei Tlemfan nachgebildet, ebenso wie das herrliche Portal des Palastes eine treue Kopie nach dem der berühmten Moschee Sidi-Bu-Medina in Tlemfan ist. Die blendend weiße Fläche der Mauern ist von einem Friese unterbrochen, der schachbrettartig aus glasirten, mattblauen und weißen Thonplatten zusammen¬ gesetzt ist. Durch den Hufeisenbogen des Portals, welches durch eine reichere

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/515>, abgerufen am 01.09.2024.