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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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die deutschen Truppen während der kurzen Okkupation von Paris kcunpirten,
der andere jenseits der Seine gelegene, der zu einer halbkreisförmigen Anhöhe
sanft emporsteigt, heißt der Troeadero. Dieser Name soll die Erinnerung an
eine der Waffenthaten der großen Armee festhalten, die nicht zu ihren glän¬
zendsten gehört. Vor der Stadt Cadix, welche die Franzosen von 1810--1812
vergebens belagerten, liegt eine langgestreckte Insel Cano de Troeadero und
auf ihr ein Fort, Namens Troeadero, das von den Franzosen nach einer
zwei und einhalbjährigen Blokade ebensowenig erobert wurde wie die Stadt.

Heute ist dieser Name auf Aller Lippen. Denn auf der Höhe des Tro¬
eadero steht jener eollossale Palast, der mit seinen weißgelben, minaretartigen
Thürmen das Ausstellungsfeld beherrscht und der für eine der großartigsten
Offenbarungen des französischen Kunstgeistes, ja der modernen Architektur
überhaupt gehalten und proclamirt wird.

Der Grundriß des Trocaderopalastes hat die Gestalt einer halben Ellipse.
Er folgt genau der Krümmung jenes Höhenzuges, der sich am rechten Seine¬
ufer erhebt. An einen zweigeschossiger, halbkreisförmig vorspringende Mittel¬
bau' schließt sich auf jeder Seite eine niedrige Halle, deren Frontalabschluß
durch einen in maurischen Charakter gehaltenen Pavillon gebildet wird. Die
Monotonie dieser beiden, von je 28 Pilastern getragenen Hallen, die ungefähr
wie die verdeckten Promenaden eines Brunnenhauses aussehen, wird durch
vier Pavillons unterbrochen, welche aus einiger Entfernung für preußische
Schilderhäuser gehalten werden können. Die Säle, welche hinter der westlichen
Halle liegen, enthalten das Nus"s rütrvsxöotif. Man wollte darunter ur¬
sprünglich eine Mustersammlung von kunstgewerblichen Gegenständen vom
7.--17. Jahrhundert verstanden wissen, zu welcher die vornehmsten Privatga¬
lerien Frankreich's ihre Schätze beisteuern sollten, eine Sammlung also wie
die herrliche des Nusös as (An,n^; am Ende ist aber ein Raritätencabinet da¬
raus geworden, in welchem neben den prächtigen Majoliken eines Rothschild,
Schalen, die man auf 40 Millionen Fres. schätzt, die Gebeine eines gallischen
Kriegers und eine Locke Mozarts gezeigt werden.

Der Mittelbau des Trocaderopalastes wird von zwei zweigeschossiger Pa¬
villons flankirt, welche dnrch drei rundbogige Portale den Zutritt von der
äußeren Enceinte des Weltausstellungsraumes einer- und dem Parke des Tro¬
eadero andererseits vermitteln. Unter diesen Portalen, die wegen des beständigen
Verkehrs von hüben und drüben durch keine Thür geschlossen werden, haben
sich alle zweiunddreißig Winde der Windrose ein Rendezvous gegeben. An diese
Pavillons schließen sich zwei schlanke, sechseckige Thürme, die mit einem mit¬
telalterlichen Zinnenkranze gekrönt sind, aus welchem sich eine elegante Laterne
mit byzantinischem Kuppeldach erhebt.


die deutschen Truppen während der kurzen Okkupation von Paris kcunpirten,
der andere jenseits der Seine gelegene, der zu einer halbkreisförmigen Anhöhe
sanft emporsteigt, heißt der Troeadero. Dieser Name soll die Erinnerung an
eine der Waffenthaten der großen Armee festhalten, die nicht zu ihren glän¬
zendsten gehört. Vor der Stadt Cadix, welche die Franzosen von 1810—1812
vergebens belagerten, liegt eine langgestreckte Insel Cano de Troeadero und
auf ihr ein Fort, Namens Troeadero, das von den Franzosen nach einer
zwei und einhalbjährigen Blokade ebensowenig erobert wurde wie die Stadt.

Heute ist dieser Name auf Aller Lippen. Denn auf der Höhe des Tro¬
eadero steht jener eollossale Palast, der mit seinen weißgelben, minaretartigen
Thürmen das Ausstellungsfeld beherrscht und der für eine der großartigsten
Offenbarungen des französischen Kunstgeistes, ja der modernen Architektur
überhaupt gehalten und proclamirt wird.

Der Grundriß des Trocaderopalastes hat die Gestalt einer halben Ellipse.
Er folgt genau der Krümmung jenes Höhenzuges, der sich am rechten Seine¬
ufer erhebt. An einen zweigeschossiger, halbkreisförmig vorspringende Mittel¬
bau' schließt sich auf jeder Seite eine niedrige Halle, deren Frontalabschluß
durch einen in maurischen Charakter gehaltenen Pavillon gebildet wird. Die
Monotonie dieser beiden, von je 28 Pilastern getragenen Hallen, die ungefähr
wie die verdeckten Promenaden eines Brunnenhauses aussehen, wird durch
vier Pavillons unterbrochen, welche aus einiger Entfernung für preußische
Schilderhäuser gehalten werden können. Die Säle, welche hinter der westlichen
Halle liegen, enthalten das Nus«s rütrvsxöotif. Man wollte darunter ur¬
sprünglich eine Mustersammlung von kunstgewerblichen Gegenständen vom
7.—17. Jahrhundert verstanden wissen, zu welcher die vornehmsten Privatga¬
lerien Frankreich's ihre Schätze beisteuern sollten, eine Sammlung also wie
die herrliche des Nusös as (An,n^; am Ende ist aber ein Raritätencabinet da¬
raus geworden, in welchem neben den prächtigen Majoliken eines Rothschild,
Schalen, die man auf 40 Millionen Fres. schätzt, die Gebeine eines gallischen
Kriegers und eine Locke Mozarts gezeigt werden.

Der Mittelbau des Trocaderopalastes wird von zwei zweigeschossiger Pa¬
villons flankirt, welche dnrch drei rundbogige Portale den Zutritt von der
äußeren Enceinte des Weltausstellungsraumes einer- und dem Parke des Tro¬
eadero andererseits vermitteln. Unter diesen Portalen, die wegen des beständigen
Verkehrs von hüben und drüben durch keine Thür geschlossen werden, haben
sich alle zweiunddreißig Winde der Windrose ein Rendezvous gegeben. An diese
Pavillons schließen sich zwei schlanke, sechseckige Thürme, die mit einem mit¬
telalterlichen Zinnenkranze gekrönt sind, aus welchem sich eine elegante Laterne
mit byzantinischem Kuppeldach erhebt.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/510>, abgerufen am 29.12.2024.