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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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und unser guter Kamerad, durch die Fröhlichkeit der jungen Leute fortgerissen,
hat aufs Herzlichste selbst mit in das Gelächter eingestimmt, ohne den Grund
zu wissen. Er kann sich leicht darüber trösten; er besitzt in Grund und Boden
über 600,000 Thaler. Ich wünsche Euch ebensoviel, aber ohne seine Lächer¬
lichkeit; denn wenn diese an den Besitz der ganzen Welt geknüpft wäre, würde
man doch damit das spottbarste und lächerlichste Individuum unserer Species
sein.") Hoditz blieb bis zum 21, August in der Gesellschaft des Königs;
Friedrich schenkte ihm als Andenken eine Kiste mit Statuen als Tafelaufsatz,
in der Tarrach anfänglich ein Porzellanservice vermuthete. Der Landecker
Aufenthalt brachte den Grafen in ein viel näheres Verhältniß zum König als
bisher. Seine Verehrung für Friedrich wuchs endlich so, daß die österreichischen
Offiziere sein Schloß mieden; einst wünschte der Graf, alle Menschen möchten
Unterthanen des großen Königs sein; dieser selbst mußte dem Grafen Vorsicht
anrathen. Während der König in Neisse zur Revue war, besuchten die Prinzen
mit des Königs Erlaubniß den Grafen in Roßwalde (vom 27.-29. August),
und als in diesen Tagen die Nachricht vom Tode des Kaisers Franz I., der
im Theater zu Innsbruck vom Schlage überrascht worden war, eintraf, rieth
Friedrich dem Grafen augenblicklich die zu Ehren der Prinzen veranstalteten
Festlichkeiten einzustellen. Bald nach der Abreise der Prinzen brach im Schloß
Roßwalde ein Brand ans; Friedrich sprach deshalb in einem eigenhändigen
Postskriptnm dem Grafen sein Bedauern darüber ans. Als der König in
Breslau weilte, übersandte ihm Hoditz Obst; 1767 schickte er ihm junge rothe
und gelbe Myrobolanbänmchen und gute bruQM (?), 1768 auf des Königs
Verlangen gute Pflaumenbänmchen, wofür er als Gegengeschenk eine Stukkatur
erhielt; 1769 sandte er dem König istrischen Wein und 6 Fässer drnvM, wofür
ihm Friedrich 1770 Havelschwäne überschickte mit dem Bemerken, ihr harmo¬
nischer Gesang komme bei weitem nicht dem der Nymphen von Roßwalde
gleich. Der König hatte ihn bei seiner Reise nach Neustadt in Mähren, wo
er mit Kaiser Joseph zusammentraf, am 2. September 1770 besucht, und der
Graf ihm das glänzendste Fest, das sein Schloß und Park gesehen hat, damals
gegeben. Hoditz war 1768 auch bei der Vermählung des Prinzen Friedrich
von Braunschweig mit Friederike von Würtemberg in Breslau (6. Septbr.)
zugegen gewesen und in demselben Jahr (13. Septbr.) mit dem König in Neisse
zusammengetroffen; 1771 besuchte er im April den König in Potsdam und
zur Revue in Neisse, was er anch 1772 that. Einst richtete Hoditz in einem
Briefe an den König die Frage, ob er ihn auch liebe; darauf nannte ihn der



') Daß hiermit Hvditz gemeint ist, kann keinen, Zweifel unterliegen, seitdem durch die
Berichte Tarrach's und Krüger's seine Anwesenheit in Landeck konstatirt ist.

und unser guter Kamerad, durch die Fröhlichkeit der jungen Leute fortgerissen,
hat aufs Herzlichste selbst mit in das Gelächter eingestimmt, ohne den Grund
zu wissen. Er kann sich leicht darüber trösten; er besitzt in Grund und Boden
über 600,000 Thaler. Ich wünsche Euch ebensoviel, aber ohne seine Lächer¬
lichkeit; denn wenn diese an den Besitz der ganzen Welt geknüpft wäre, würde
man doch damit das spottbarste und lächerlichste Individuum unserer Species
sein.") Hoditz blieb bis zum 21, August in der Gesellschaft des Königs;
Friedrich schenkte ihm als Andenken eine Kiste mit Statuen als Tafelaufsatz,
in der Tarrach anfänglich ein Porzellanservice vermuthete. Der Landecker
Aufenthalt brachte den Grafen in ein viel näheres Verhältniß zum König als
bisher. Seine Verehrung für Friedrich wuchs endlich so, daß die österreichischen
Offiziere sein Schloß mieden; einst wünschte der Graf, alle Menschen möchten
Unterthanen des großen Königs sein; dieser selbst mußte dem Grafen Vorsicht
anrathen. Während der König in Neisse zur Revue war, besuchten die Prinzen
mit des Königs Erlaubniß den Grafen in Roßwalde (vom 27.-29. August),
und als in diesen Tagen die Nachricht vom Tode des Kaisers Franz I., der
im Theater zu Innsbruck vom Schlage überrascht worden war, eintraf, rieth
Friedrich dem Grafen augenblicklich die zu Ehren der Prinzen veranstalteten
Festlichkeiten einzustellen. Bald nach der Abreise der Prinzen brach im Schloß
Roßwalde ein Brand ans; Friedrich sprach deshalb in einem eigenhändigen
Postskriptnm dem Grafen sein Bedauern darüber ans. Als der König in
Breslau weilte, übersandte ihm Hoditz Obst; 1767 schickte er ihm junge rothe
und gelbe Myrobolanbänmchen und gute bruQM (?), 1768 auf des Königs
Verlangen gute Pflaumenbänmchen, wofür er als Gegengeschenk eine Stukkatur
erhielt; 1769 sandte er dem König istrischen Wein und 6 Fässer drnvM, wofür
ihm Friedrich 1770 Havelschwäne überschickte mit dem Bemerken, ihr harmo¬
nischer Gesang komme bei weitem nicht dem der Nymphen von Roßwalde
gleich. Der König hatte ihn bei seiner Reise nach Neustadt in Mähren, wo
er mit Kaiser Joseph zusammentraf, am 2. September 1770 besucht, und der
Graf ihm das glänzendste Fest, das sein Schloß und Park gesehen hat, damals
gegeben. Hoditz war 1768 auch bei der Vermählung des Prinzen Friedrich
von Braunschweig mit Friederike von Würtemberg in Breslau (6. Septbr.)
zugegen gewesen und in demselben Jahr (13. Septbr.) mit dem König in Neisse
zusammengetroffen; 1771 besuchte er im April den König in Potsdam und
zur Revue in Neisse, was er anch 1772 that. Einst richtete Hoditz in einem
Briefe an den König die Frage, ob er ihn auch liebe; darauf nannte ihn der



') Daß hiermit Hvditz gemeint ist, kann keinen, Zweifel unterliegen, seitdem durch die
Berichte Tarrach's und Krüger's seine Anwesenheit in Landeck konstatirt ist.
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[0457] und unser guter Kamerad, durch die Fröhlichkeit der jungen Leute fortgerissen, hat aufs Herzlichste selbst mit in das Gelächter eingestimmt, ohne den Grund zu wissen. Er kann sich leicht darüber trösten; er besitzt in Grund und Boden über 600,000 Thaler. Ich wünsche Euch ebensoviel, aber ohne seine Lächer¬ lichkeit; denn wenn diese an den Besitz der ganzen Welt geknüpft wäre, würde man doch damit das spottbarste und lächerlichste Individuum unserer Species sein.") Hoditz blieb bis zum 21, August in der Gesellschaft des Königs; Friedrich schenkte ihm als Andenken eine Kiste mit Statuen als Tafelaufsatz, in der Tarrach anfänglich ein Porzellanservice vermuthete. Der Landecker Aufenthalt brachte den Grafen in ein viel näheres Verhältniß zum König als bisher. Seine Verehrung für Friedrich wuchs endlich so, daß die österreichischen Offiziere sein Schloß mieden; einst wünschte der Graf, alle Menschen möchten Unterthanen des großen Königs sein; dieser selbst mußte dem Grafen Vorsicht anrathen. Während der König in Neisse zur Revue war, besuchten die Prinzen mit des Königs Erlaubniß den Grafen in Roßwalde (vom 27.-29. August), und als in diesen Tagen die Nachricht vom Tode des Kaisers Franz I., der im Theater zu Innsbruck vom Schlage überrascht worden war, eintraf, rieth Friedrich dem Grafen augenblicklich die zu Ehren der Prinzen veranstalteten Festlichkeiten einzustellen. Bald nach der Abreise der Prinzen brach im Schloß Roßwalde ein Brand ans; Friedrich sprach deshalb in einem eigenhändigen Postskriptnm dem Grafen sein Bedauern darüber ans. Als der König in Breslau weilte, übersandte ihm Hoditz Obst; 1767 schickte er ihm junge rothe und gelbe Myrobolanbänmchen und gute bruQM (?), 1768 auf des Königs Verlangen gute Pflaumenbänmchen, wofür er als Gegengeschenk eine Stukkatur erhielt; 1769 sandte er dem König istrischen Wein und 6 Fässer drnvM, wofür ihm Friedrich 1770 Havelschwäne überschickte mit dem Bemerken, ihr harmo¬ nischer Gesang komme bei weitem nicht dem der Nymphen von Roßwalde gleich. Der König hatte ihn bei seiner Reise nach Neustadt in Mähren, wo er mit Kaiser Joseph zusammentraf, am 2. September 1770 besucht, und der Graf ihm das glänzendste Fest, das sein Schloß und Park gesehen hat, damals gegeben. Hoditz war 1768 auch bei der Vermählung des Prinzen Friedrich von Braunschweig mit Friederike von Würtemberg in Breslau (6. Septbr.) zugegen gewesen und in demselben Jahr (13. Septbr.) mit dem König in Neisse zusammengetroffen; 1771 besuchte er im April den König in Potsdam und zur Revue in Neisse, was er anch 1772 that. Einst richtete Hoditz in einem Briefe an den König die Frage, ob er ihn auch liebe; darauf nannte ihn der ') Daß hiermit Hvditz gemeint ist, kann keinen, Zweifel unterliegen, seitdem durch die Berichte Tarrach's und Krüger's seine Anwesenheit in Landeck konstatirt ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/457>, abgerufen am 01.09.2024.