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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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in evrnurs beisammen sauber angezogen zu sein und auf Befragen über alles
und jedes prompte und richtige Antwort zu geben, auch nicht mehr zu sprechen,
als was gefragt werde". Auch die Bürgerschaft solle die "schuldigen Devotivus
und Honneurs bezeigen und sich in der Art häusig versammeln, damit Se.
Königl. Maj. ein Wohlgefallen darüber haben können und in, looo nichts zu
desideriren finden". Ferner ordnete Tarrach an, wie das Brot, das Fleisch,
das Gemüse und die Milch beschaffen sein müßten, die für die königliche Küche
zu liefern seien, und macht dem Dirigens der Stadt zur Pflicht, eine oder ein
paar geschickte Waschfrauen zu benennen, welche "die Bade- und andere Wäsche
vor Se. Majestät, Prinzen und Suite täglich waschen müssen", serner seien die
in der Küche nöthigen Weiber zum Auswaschen, nicht minder das in der Küche
erforderliche hölzerne Geräth in Bereitschaft zu halten. Ungewöhnlich ist nur
die Weisung, daß auch gute Bäume gepflanzt werdeu sollten, wo solche an den
Straßen fehlten.

In dein Bade Landeck, das eine halbe Stunde östlich der Stadt an der
Viele liegt, bestanden auch damals schon sowohl das alte oder Georgeubad,
das schon im Mittelalter benutzt wurde, als auch das 400 Schritt davon ge¬
legene, 1678 entdeckte neue, Marien- oder Unsrer-Lieben-Franenbad; das erstere
hatte die Stadt Landeck 1572, das letztere 1735 angekauft. Ueber die Beschaffen¬
heit dieser Bäder im vorigen Jahrhundert geben eine zuerst 1706 erschienene,
später wiederholt aufgelegte Schrift des Dr. Oehmbs aus Breslau und der
bei Korn in Breslau 1744 erschienene Quartant des Dr. Bnrghart ans Brieg
genaue Auskunft. Das Bassin des Georgenbades war und ist noch 14 Ellen
lang, 7 Ellen breit, das des Marienbildes noch größer und so tief, daß Un¬
vorsichtige darin ertrinken konnten; s>0 Personen fanden darin Platz. Beide
Bäder waren mit geräumigen Badehäusern überbaut; das Marienbadhaus, daL
Friedrich benutzen sollte, war (wie noch jetzt) mit einer Kuppel überdacht, deren
Spitze sich bis zu 80 Fuß erhob. Das ganze Gebäude ist achteckig; um den
Baderaum herum liegen Zimmer in zwei Stockwerken, die untere" zu Ankleide-
uud Wannenbaderüumen, die oberen zu Wohnräumen bestimmt, die der König
bezog. In den Badesaal führte eine Thür zu ebener Erde, in die oberen
Näume nur eine außen angebrachte Doppeltreppe. Der Brunnen des neue"
Bades war mit einem Geländer versehen und unten mit Sitzbäuken rings herum
ausgestattet. Um beide Bäder gruppirte sich eine größere Anzahl Gebäude.

Aus Berlin war ein Bauauschlag geliefert worden, nach dem die Einrich¬
tungen zur Aufnahme des Königs und seines Gefolges getroffen werden sollten.
Tarrach hatte indeß darüber hinaus uoch die sogenannte Taberne, ein ödes
leerstehendes Gebäude, das weder in dem Buche des Dr. Oehmbs, noch in dein
Bnrghart'schen, wohl aber in den Schles. Provinzialblättern von 178!) S. -!N3


in evrnurs beisammen sauber angezogen zu sein und auf Befragen über alles
und jedes prompte und richtige Antwort zu geben, auch nicht mehr zu sprechen,
als was gefragt werde". Auch die Bürgerschaft solle die „schuldigen Devotivus
und Honneurs bezeigen und sich in der Art häusig versammeln, damit Se.
Königl. Maj. ein Wohlgefallen darüber haben können und in, looo nichts zu
desideriren finden". Ferner ordnete Tarrach an, wie das Brot, das Fleisch,
das Gemüse und die Milch beschaffen sein müßten, die für die königliche Küche
zu liefern seien, und macht dem Dirigens der Stadt zur Pflicht, eine oder ein
paar geschickte Waschfrauen zu benennen, welche „die Bade- und andere Wäsche
vor Se. Majestät, Prinzen und Suite täglich waschen müssen", serner seien die
in der Küche nöthigen Weiber zum Auswaschen, nicht minder das in der Küche
erforderliche hölzerne Geräth in Bereitschaft zu halten. Ungewöhnlich ist nur
die Weisung, daß auch gute Bäume gepflanzt werdeu sollten, wo solche an den
Straßen fehlten.

In dein Bade Landeck, das eine halbe Stunde östlich der Stadt an der
Viele liegt, bestanden auch damals schon sowohl das alte oder Georgeubad,
das schon im Mittelalter benutzt wurde, als auch das 400 Schritt davon ge¬
legene, 1678 entdeckte neue, Marien- oder Unsrer-Lieben-Franenbad; das erstere
hatte die Stadt Landeck 1572, das letztere 1735 angekauft. Ueber die Beschaffen¬
heit dieser Bäder im vorigen Jahrhundert geben eine zuerst 1706 erschienene,
später wiederholt aufgelegte Schrift des Dr. Oehmbs aus Breslau und der
bei Korn in Breslau 1744 erschienene Quartant des Dr. Bnrghart ans Brieg
genaue Auskunft. Das Bassin des Georgenbades war und ist noch 14 Ellen
lang, 7 Ellen breit, das des Marienbildes noch größer und so tief, daß Un¬
vorsichtige darin ertrinken konnten; s>0 Personen fanden darin Platz. Beide
Bäder waren mit geräumigen Badehäusern überbaut; das Marienbadhaus, daL
Friedrich benutzen sollte, war (wie noch jetzt) mit einer Kuppel überdacht, deren
Spitze sich bis zu 80 Fuß erhob. Das ganze Gebäude ist achteckig; um den
Baderaum herum liegen Zimmer in zwei Stockwerken, die untere» zu Ankleide-
uud Wannenbaderüumen, die oberen zu Wohnräumen bestimmt, die der König
bezog. In den Badesaal führte eine Thür zu ebener Erde, in die oberen
Näume nur eine außen angebrachte Doppeltreppe. Der Brunnen des neue»
Bades war mit einem Geländer versehen und unten mit Sitzbäuken rings herum
ausgestattet. Um beide Bäder gruppirte sich eine größere Anzahl Gebäude.

Aus Berlin war ein Bauauschlag geliefert worden, nach dem die Einrich¬
tungen zur Aufnahme des Königs und seines Gefolges getroffen werden sollten.
Tarrach hatte indeß darüber hinaus uoch die sogenannte Taberne, ein ödes
leerstehendes Gebäude, das weder in dem Buche des Dr. Oehmbs, noch in dein
Bnrghart'schen, wohl aber in den Schles. Provinzialblättern von 178!) S. -!N3


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/448>, abgerufen am 01.09.2024.