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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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den Orden xorir 1s raörits. Ein Jahr darauf, 1743, nach glücklich bestandener
Revue, wurde der erst siebenuudzwanzigjährige Rittmeister zum Major in dem
vorgedachten Regiment ernannt. Gerade dieses Regiment war es, welches
sich im zweiten schlesischen Kriege bei Hohenfriedberg unsterblichen Ruhm er¬
warb, indem es in einem kritischen Momente zwanzig feindliche Bataillone
niederritt und dadurch die Schlacht entschied. Nicht weniger als 66 erbeutete
Fahnen waren die Siegestrophäen des Regiments. Friedrich der Große nennt
den Sieg bei Hohenfriedberg: "Eine That unerhört in der Geschichte/' und
bezeichnet unter den Führern, welchen der Erfolg zu danken, ganz speziell auch
Chasot. Durch neue Gnadenbeweise ausgezeichnet, stand er jetzt auf der Höhe
seines Glücks; nur zu bald trat jedoch eine Wendung ein.

Gleich nach dem Frieden und beim Einrücken in die alten Garnisonen,
kam es in Folge Differenzen mit einem Major von Bronikowski zum Duelle,
das für diesen einen tödtlichen Ausgang hatte. Chasot selbst schwer verwundet,
entwich nach dem nahen Mecklenburg. Unter Zusage sicheren Geleites kehrte er
nach Pasewalk zurück, mußte dort aber die Sentenz des Kriegsgerichts über
sich ergehen lassen, die auf ein Jahr Festung lautete. Schon nach fünfwöchent¬
licher Haft in Spandau wurde er jedoch, "xurs allein wegen seiner im vorigen
Kriege erzeigten dravour und mir dabey gethanen guten Dienste", vom Könige
begnadigt. Mochte auch momentan dnrch diese Ereignisse das Verhältniß
Chasot's zu seinem königlichen Herren getrübt worden sein, es währte dies
keinesfalls lange. Im Jahre 1750, wo er zum Oberstlieutenant avancirte, saß
Chasot wieder ganz fest im Sattel und erfreute sich der alten Zuneigung des
Königs.

Da entstanden 1751 neue MißHelligkeiten, deren Ursachen nicht ganz klar
vorliegen, aber doch hauptsächlich auf Chasot zurückzuführen sind. Dessen Ent¬
schluß jedoch, den preußischen Dienst gänzlich zu verlassen, scheint ein vom
Könige empfangener strenger Tadel bei Gelegenheit einer Revue zur Reife ge¬
bracht zu haben. Dieser Entschluß wurde allerdings in einer etwas eigen¬
thümlichen Weise zur Ausführung gebracht. Chasot erbat sich Urlaub nach
Frankreich zur Wiederherstellung seiner Gesundheit und meldete sich bei einer
Abschiedsaudienz am 26. Oktober 1751 in Potsdam beim Könige persönlich
ab. Während seines Aufenthalts in Frankreich wußte Chasot durch Freunde
und Verwandte am Versailler Hofe bei Ludwig XV. den Umstand zur Geltung
Zu bringen, daß er seiner Geburt nach dem französischen Adel angehöre und
daß somit auch dem Könige von Frankreich das Recht zustehe, ihn, seinen
Unterthan, vom Dienste in einem fremdländischen Heere zu entbinden. Und
wirklich trug die Allerchristliche Majestät kein Bedenken, in solchem Sinne an
König Friedrich ein Schreiben zu richten. Wenn dieser sich jeder weiteren


den Orden xorir 1s raörits. Ein Jahr darauf, 1743, nach glücklich bestandener
Revue, wurde der erst siebenuudzwanzigjährige Rittmeister zum Major in dem
vorgedachten Regiment ernannt. Gerade dieses Regiment war es, welches
sich im zweiten schlesischen Kriege bei Hohenfriedberg unsterblichen Ruhm er¬
warb, indem es in einem kritischen Momente zwanzig feindliche Bataillone
niederritt und dadurch die Schlacht entschied. Nicht weniger als 66 erbeutete
Fahnen waren die Siegestrophäen des Regiments. Friedrich der Große nennt
den Sieg bei Hohenfriedberg: „Eine That unerhört in der Geschichte/' und
bezeichnet unter den Führern, welchen der Erfolg zu danken, ganz speziell auch
Chasot. Durch neue Gnadenbeweise ausgezeichnet, stand er jetzt auf der Höhe
seines Glücks; nur zu bald trat jedoch eine Wendung ein.

Gleich nach dem Frieden und beim Einrücken in die alten Garnisonen,
kam es in Folge Differenzen mit einem Major von Bronikowski zum Duelle,
das für diesen einen tödtlichen Ausgang hatte. Chasot selbst schwer verwundet,
entwich nach dem nahen Mecklenburg. Unter Zusage sicheren Geleites kehrte er
nach Pasewalk zurück, mußte dort aber die Sentenz des Kriegsgerichts über
sich ergehen lassen, die auf ein Jahr Festung lautete. Schon nach fünfwöchent¬
licher Haft in Spandau wurde er jedoch, „xurs allein wegen seiner im vorigen
Kriege erzeigten dravour und mir dabey gethanen guten Dienste", vom Könige
begnadigt. Mochte auch momentan dnrch diese Ereignisse das Verhältniß
Chasot's zu seinem königlichen Herren getrübt worden sein, es währte dies
keinesfalls lange. Im Jahre 1750, wo er zum Oberstlieutenant avancirte, saß
Chasot wieder ganz fest im Sattel und erfreute sich der alten Zuneigung des
Königs.

Da entstanden 1751 neue MißHelligkeiten, deren Ursachen nicht ganz klar
vorliegen, aber doch hauptsächlich auf Chasot zurückzuführen sind. Dessen Ent¬
schluß jedoch, den preußischen Dienst gänzlich zu verlassen, scheint ein vom
Könige empfangener strenger Tadel bei Gelegenheit einer Revue zur Reife ge¬
bracht zu haben. Dieser Entschluß wurde allerdings in einer etwas eigen¬
thümlichen Weise zur Ausführung gebracht. Chasot erbat sich Urlaub nach
Frankreich zur Wiederherstellung seiner Gesundheit und meldete sich bei einer
Abschiedsaudienz am 26. Oktober 1751 in Potsdam beim Könige persönlich
ab. Während seines Aufenthalts in Frankreich wußte Chasot durch Freunde
und Verwandte am Versailler Hofe bei Ludwig XV. den Umstand zur Geltung
Zu bringen, daß er seiner Geburt nach dem französischen Adel angehöre und
daß somit auch dem Könige von Frankreich das Recht zustehe, ihn, seinen
Unterthan, vom Dienste in einem fremdländischen Heere zu entbinden. Und
wirklich trug die Allerchristliche Majestät kein Bedenken, in solchem Sinne an
König Friedrich ein Schreiben zu richten. Wenn dieser sich jeder weiteren


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/281>, abgerufen am 27.07.2024.