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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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thauen erzogen hat, welche, wie Mr. James Aouug die Kosten der Grandy-
schen Expedition allein tragen, oder, nach der Erwähnung des Herrn v. Bunsen,
anonym 100,000 Pfund Sterl. zur Eröffnung eines Weges nach dem Victoria
Nyanza opfern.

Nach Herrn Dr. Kapp "sollten wir uns nicht täuschen lassen dar¬
über, daß wir Deutsche in Fragen privater opferfreudiger Jniative uoch sehr
hinter anderen Völkern zurück sind"; wir zählen aber auch uicht solche Privat¬
kapitalisten, wie das als Beispiel angeführte England; und die zahlbar wenigen,
die sich Deutsche nennen, glaubten ihr Geld bisher in anderen Unternehmun¬
gen besser angelegt, als in der Unterstützung vaterländischer Afrikaforschnng.
Die Größen, auf welche man durch diesen in gewissem Grade ja leider nur
zu sehr berechtigten Vorwurf hinwies, sind ihrer Zahl nach unbekannt, und
ohne Zahlen läßt sich bekanntlich nur schwer rechnen. Wenn wir die Vorbe¬
reitungen Frankreichs, welches 100,000 Francs bewilligte und diejenige des
im Vergleich zu uns armen Portugals mit 30 Contos (etwa 66,000 Mary
betrachten, so haben wir guten Grund, uns zu schämen, nicht daß unser
Volk, gestützt auf die aus seiner eigensten Mitte allein und ununterstützt her¬
vorgegangenen Großthaten in Afrika, das Reich bat, ihm die Mittel zu
verleihen, mit welchen es die durch zahlreiche, theure Opfer erkaufte Stellung
in dem herrlichen Wettkcunpf aller gebildeter Nationen erfolgreich behaupten
könne, soudern deshalb, weil Deutschland hören mußte, daß im Reichstage
ausgesprochen werden durfte, man "lasse den Klingelbeutel beim Staat um¬
gehen", als die Träger seines Forschungsruhmes zur Erhaltung desselben Unter¬
stützung vom Reiche verlangten.

Sobald der Staat den Arbeitern für den "Ruhm deutscher Wissenschaft"
keine Hilfe angedeihen läßt, muß auch das Interesse der Privaten erkalten.
Der von Herrn Dr. Kapp empfohlene Weg, durch das Volk die nöthigen
Mittel aufzutreiben, ist beschwerlich und vor allen Dingen sehr langwierig,
ein Umstand, der jetzt um so schwerer wiegt, als alle anderen Völker schon ge-
waffnet sind! Jetzt besonders, wo der Reichstag seinen Beistand ans haltlosen
Gründen verweigern wollte, obgleich die Regierung ihre Vorlage so eindring¬
lich befürwortete, daß sie den wärmsten Dank aller Afrikafreunde verdient,
letzt Hütte ein Stillstand eintreten müssen: die Fortsetzung der von der afrika¬
nischen Gesellschaft begonnenen Arbeit mußte stark beeinflußt werden, die ge¬
plante und an reichen Erfolgen so gut wie sichere Expedition unseres
Rohlfs würde verzögert, wenn nicht ganz in Frage gestellt worden sein, .denn
noch langsamer, noch geringer würde der Privatmann sein Scherflein gegeben
haben, wo er jetzt schneller und doppelt geben wird, da sein Reich Interesse
für die Sache bethätigt hat.




Grenzboten II. 1873. 28

thauen erzogen hat, welche, wie Mr. James Aouug die Kosten der Grandy-
schen Expedition allein tragen, oder, nach der Erwähnung des Herrn v. Bunsen,
anonym 100,000 Pfund Sterl. zur Eröffnung eines Weges nach dem Victoria
Nyanza opfern.

Nach Herrn Dr. Kapp „sollten wir uns nicht täuschen lassen dar¬
über, daß wir Deutsche in Fragen privater opferfreudiger Jniative uoch sehr
hinter anderen Völkern zurück sind"; wir zählen aber auch uicht solche Privat¬
kapitalisten, wie das als Beispiel angeführte England; und die zahlbar wenigen,
die sich Deutsche nennen, glaubten ihr Geld bisher in anderen Unternehmun¬
gen besser angelegt, als in der Unterstützung vaterländischer Afrikaforschnng.
Die Größen, auf welche man durch diesen in gewissem Grade ja leider nur
zu sehr berechtigten Vorwurf hinwies, sind ihrer Zahl nach unbekannt, und
ohne Zahlen läßt sich bekanntlich nur schwer rechnen. Wenn wir die Vorbe¬
reitungen Frankreichs, welches 100,000 Francs bewilligte und diejenige des
im Vergleich zu uns armen Portugals mit 30 Contos (etwa 66,000 Mary
betrachten, so haben wir guten Grund, uns zu schämen, nicht daß unser
Volk, gestützt auf die aus seiner eigensten Mitte allein und ununterstützt her¬
vorgegangenen Großthaten in Afrika, das Reich bat, ihm die Mittel zu
verleihen, mit welchen es die durch zahlreiche, theure Opfer erkaufte Stellung
in dem herrlichen Wettkcunpf aller gebildeter Nationen erfolgreich behaupten
könne, soudern deshalb, weil Deutschland hören mußte, daß im Reichstage
ausgesprochen werden durfte, man „lasse den Klingelbeutel beim Staat um¬
gehen", als die Träger seines Forschungsruhmes zur Erhaltung desselben Unter¬
stützung vom Reiche verlangten.

Sobald der Staat den Arbeitern für den „Ruhm deutscher Wissenschaft"
keine Hilfe angedeihen läßt, muß auch das Interesse der Privaten erkalten.
Der von Herrn Dr. Kapp empfohlene Weg, durch das Volk die nöthigen
Mittel aufzutreiben, ist beschwerlich und vor allen Dingen sehr langwierig,
ein Umstand, der jetzt um so schwerer wiegt, als alle anderen Völker schon ge-
waffnet sind! Jetzt besonders, wo der Reichstag seinen Beistand ans haltlosen
Gründen verweigern wollte, obgleich die Regierung ihre Vorlage so eindring¬
lich befürwortete, daß sie den wärmsten Dank aller Afrikafreunde verdient,
letzt Hütte ein Stillstand eintreten müssen: die Fortsetzung der von der afrika¬
nischen Gesellschaft begonnenen Arbeit mußte stark beeinflußt werden, die ge¬
plante und an reichen Erfolgen so gut wie sichere Expedition unseres
Rohlfs würde verzögert, wenn nicht ganz in Frage gestellt worden sein, .denn
noch langsamer, noch geringer würde der Privatmann sein Scherflein gegeben
haben, wo er jetzt schneller und doppelt geben wird, da sein Reich Interesse
für die Sache bethätigt hat.




Grenzboten II. 1873. 28
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[0221] thauen erzogen hat, welche, wie Mr. James Aouug die Kosten der Grandy- schen Expedition allein tragen, oder, nach der Erwähnung des Herrn v. Bunsen, anonym 100,000 Pfund Sterl. zur Eröffnung eines Weges nach dem Victoria Nyanza opfern. Nach Herrn Dr. Kapp „sollten wir uns nicht täuschen lassen dar¬ über, daß wir Deutsche in Fragen privater opferfreudiger Jniative uoch sehr hinter anderen Völkern zurück sind"; wir zählen aber auch uicht solche Privat¬ kapitalisten, wie das als Beispiel angeführte England; und die zahlbar wenigen, die sich Deutsche nennen, glaubten ihr Geld bisher in anderen Unternehmun¬ gen besser angelegt, als in der Unterstützung vaterländischer Afrikaforschnng. Die Größen, auf welche man durch diesen in gewissem Grade ja leider nur zu sehr berechtigten Vorwurf hinwies, sind ihrer Zahl nach unbekannt, und ohne Zahlen läßt sich bekanntlich nur schwer rechnen. Wenn wir die Vorbe¬ reitungen Frankreichs, welches 100,000 Francs bewilligte und diejenige des im Vergleich zu uns armen Portugals mit 30 Contos (etwa 66,000 Mary betrachten, so haben wir guten Grund, uns zu schämen, nicht daß unser Volk, gestützt auf die aus seiner eigensten Mitte allein und ununterstützt her¬ vorgegangenen Großthaten in Afrika, das Reich bat, ihm die Mittel zu verleihen, mit welchen es die durch zahlreiche, theure Opfer erkaufte Stellung in dem herrlichen Wettkcunpf aller gebildeter Nationen erfolgreich behaupten könne, soudern deshalb, weil Deutschland hören mußte, daß im Reichstage ausgesprochen werden durfte, man „lasse den Klingelbeutel beim Staat um¬ gehen", als die Träger seines Forschungsruhmes zur Erhaltung desselben Unter¬ stützung vom Reiche verlangten. Sobald der Staat den Arbeitern für den „Ruhm deutscher Wissenschaft" keine Hilfe angedeihen läßt, muß auch das Interesse der Privaten erkalten. Der von Herrn Dr. Kapp empfohlene Weg, durch das Volk die nöthigen Mittel aufzutreiben, ist beschwerlich und vor allen Dingen sehr langwierig, ein Umstand, der jetzt um so schwerer wiegt, als alle anderen Völker schon ge- waffnet sind! Jetzt besonders, wo der Reichstag seinen Beistand ans haltlosen Gründen verweigern wollte, obgleich die Regierung ihre Vorlage so eindring¬ lich befürwortete, daß sie den wärmsten Dank aller Afrikafreunde verdient, letzt Hütte ein Stillstand eintreten müssen: die Fortsetzung der von der afrika¬ nischen Gesellschaft begonnenen Arbeit mußte stark beeinflußt werden, die ge¬ plante und an reichen Erfolgen so gut wie sichere Expedition unseres Rohlfs würde verzögert, wenn nicht ganz in Frage gestellt worden sein, .denn noch langsamer, noch geringer würde der Privatmann sein Scherflein gegeben haben, wo er jetzt schneller und doppelt geben wird, da sein Reich Interesse für die Sache bethätigt hat. Grenzboten II. 1873. 28

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/221>, abgerufen am 29.12.2024.