Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.Der deutsche Keichstag und die deutsche UMaforschung. Herman Soyaux. Von Es scheint uns nicht zwecklos, auf eine Frage, welche inzwischen schon So deprimirend die abschlägige Entscheidung des Reichstages für alle In seinein Ablehnungsantrage betont der Referent der Budgetkommissiou Der deutsche Keichstag und die deutsche UMaforschung. Herman Soyaux. Von Es scheint uns nicht zwecklos, auf eine Frage, welche inzwischen schon So deprimirend die abschlägige Entscheidung des Reichstages für alle In seinein Ablehnungsantrage betont der Referent der Budgetkommissiou <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0217" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/140038"/> </div> <div n="1"> <head> Der deutsche Keichstag und die deutsche UMaforschung.<lb/><note type="byline"> Herman Soyaux.</note> Von</head><lb/> <p xml:id="ID_690"> Es scheint uns nicht zwecklos, auf eine Frage, welche inzwischen schon<lb/> eine befriedigende Lösung gefunden hat, zurückzukommen; wir meinen die am<lb/> 29. März d. I. vom Reichstag abgekehrte Bewilligung der von den Regierungen<lb/> beantragten 100000 Mark, als Unterstützungssumme für die deutsche Afrika¬<lb/> forschung. Die Ausführungen der Budgetkommission, welche den Ablehnungs¬<lb/> antrag stellte, sind so wunderbarer Natur und werfen ein so eigenthümliches<lb/> Licht ans die Befähigung der Mehrheit jener Kommission, die betreffende<lb/> Sache zu erörtern, daß wir nicht umhin können, an der Hand der Rede des<lb/> Referenten der Kommission, des Abg. Dr. Kapp, auf einige Punkte hinzuweisen,<lb/> welche für die Behandlung derartiger Fragen durch parlamentarische Körper¬<lb/> schaften nicht unwichtig sein dürften.</p><lb/> <p xml:id="ID_691"> So deprimirend die abschlägige Entscheidung des Reichstages für alle<lb/> Betheiligten sein mußte, so wenig klar konnten sie sich die Gründe dieser Ab¬<lb/> lehnung machen. Herr Dr. Kapp mahnte, in dem fraglichen Punkte „lieber<lb/> den Verstand, als die Phantasie walten zu lassen," weshalb wir annehmen<lb/> dürfen, daß die seiner Zeit für die Bewilligung der Summe sprechenden<lb/> Stimmen nach Prof. Dr. Kapp an die Phantasie sich hielten, wogegen jeden¬<lb/> falls die Stimme des Herrn Berichterstattes Verstand „walten ließ"; betrachten<lb/> wir nun einmal diese Verstandesgründe.</p><lb/> <p xml:id="ID_692" next="#ID_693"> In seinein Ablehnungsantrage betont der Referent der Budgetkommissiou<lb/> daß die betreffende Vorlage zu wenig fubstanziirt sei, daß sie zu wenig sage,<lb/> was sie wolle. Unserer Meinung nach kann über das „Wollen" bei Bestre¬<lb/> bungen zur Erforschung Jnnerafrika's kein Zweifel obwalten, selbst nicht für<lb/> den Verstand; Forschungsreisen, sind bekanntlich der Ausdruck dieser Bestre¬<lb/> bungen und sie werden ebenso bekanntlich gemacht, um — Forschungen anzu¬<lb/> stellen. — Ein weiterer Tadel war: „es sei z. B. gar nicht gesagt worden,<lb/> wo die Unternehmungen ansetzen sollten, ob im Südwesten von der Nieder¬<lb/> guinea-Küste aus, ob im Anschluß an die Entdeckungsreisen anderer Nationen."<lb/> Wir halten dafür, daß das „wo?" für die Bewilligung einer Unterstützung<lb/> hier ganz gleichgiltig war. In der Hervorhebung dieses Mangels in der<lb/> Vorlage liegt die Ansicht, daß wenn irgend eine afrikanische Küste als Basis<lb/> der deutschen Reisen angegeben worden wäre, man über eine Unterstützung<lb/> vielleicht noch hätte sprechen können, d. h. daß der Reichstag, würde er die<lb/> vorgeschlagene Operationslinie als zweckmäßig anerkannt haben, die Summe<lb/> vielleicht im Etat belassen hätte, im anderen Falle aber nicht! Ist aber denn</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0217]
Der deutsche Keichstag und die deutsche UMaforschung.
Herman Soyaux. Von
Es scheint uns nicht zwecklos, auf eine Frage, welche inzwischen schon
eine befriedigende Lösung gefunden hat, zurückzukommen; wir meinen die am
29. März d. I. vom Reichstag abgekehrte Bewilligung der von den Regierungen
beantragten 100000 Mark, als Unterstützungssumme für die deutsche Afrika¬
forschung. Die Ausführungen der Budgetkommission, welche den Ablehnungs¬
antrag stellte, sind so wunderbarer Natur und werfen ein so eigenthümliches
Licht ans die Befähigung der Mehrheit jener Kommission, die betreffende
Sache zu erörtern, daß wir nicht umhin können, an der Hand der Rede des
Referenten der Kommission, des Abg. Dr. Kapp, auf einige Punkte hinzuweisen,
welche für die Behandlung derartiger Fragen durch parlamentarische Körper¬
schaften nicht unwichtig sein dürften.
So deprimirend die abschlägige Entscheidung des Reichstages für alle
Betheiligten sein mußte, so wenig klar konnten sie sich die Gründe dieser Ab¬
lehnung machen. Herr Dr. Kapp mahnte, in dem fraglichen Punkte „lieber
den Verstand, als die Phantasie walten zu lassen," weshalb wir annehmen
dürfen, daß die seiner Zeit für die Bewilligung der Summe sprechenden
Stimmen nach Prof. Dr. Kapp an die Phantasie sich hielten, wogegen jeden¬
falls die Stimme des Herrn Berichterstattes Verstand „walten ließ"; betrachten
wir nun einmal diese Verstandesgründe.
In seinein Ablehnungsantrage betont der Referent der Budgetkommissiou
daß die betreffende Vorlage zu wenig fubstanziirt sei, daß sie zu wenig sage,
was sie wolle. Unserer Meinung nach kann über das „Wollen" bei Bestre¬
bungen zur Erforschung Jnnerafrika's kein Zweifel obwalten, selbst nicht für
den Verstand; Forschungsreisen, sind bekanntlich der Ausdruck dieser Bestre¬
bungen und sie werden ebenso bekanntlich gemacht, um — Forschungen anzu¬
stellen. — Ein weiterer Tadel war: „es sei z. B. gar nicht gesagt worden,
wo die Unternehmungen ansetzen sollten, ob im Südwesten von der Nieder¬
guinea-Küste aus, ob im Anschluß an die Entdeckungsreisen anderer Nationen."
Wir halten dafür, daß das „wo?" für die Bewilligung einer Unterstützung
hier ganz gleichgiltig war. In der Hervorhebung dieses Mangels in der
Vorlage liegt die Ansicht, daß wenn irgend eine afrikanische Küste als Basis
der deutschen Reisen angegeben worden wäre, man über eine Unterstützung
vielleicht noch hätte sprechen können, d. h. daß der Reichstag, würde er die
vorgeschlagene Operationslinie als zweckmäßig anerkannt haben, die Summe
vielleicht im Etat belassen hätte, im anderen Falle aber nicht! Ist aber denn
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