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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band.

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so schwierig gewesen. Dennoch gelang es ihm von den 13 Zeichen 8 richtig
zu bestimmen; als später reicheres Material zu Gebote stand, erwies sich
Grotefends Hypothese richtig, und jede neue Inschrift, die sich mit diesem
Schlüssel lösen ließ, wurde eine weitere Legitimation desselben. Die Probe auf
seine Nichtigkeit wurde dann schließlich auch im Jahre 1836 gemacht durch die
Arbeiten von Lassen,*) dem in seinen Untersuchungen das Glück, und von
Burnouf,**) dem das Verdienst gehört; des letzteren Arbeiten zeichnet namentlich
die Entdeckung mehrerer geographischer Namen ans, wie Medien, Bactrien,
Babylon. Ueber seine Entziffernngsversuche äußert sich dieser Gelehrte so:
"II us penn sxistsr Hu'un inovsQ soisutitic^us xorrr 1a, ästsrurinatioir et'un
Äxn"z insourm; it lÄut röunir tons Is8 mots, oH II 8S trouvs, Iss eoinx^rsr
sntrs Kux, se ö88a>vör ä's.xpli^v.si' M si^us iirsonuu Is3 valsurs als l'^IMadst
xour los^usllvL on us p088sels zzas soeors Ah saractors xroxrs se rigou-
rs^8fahrt ästsririinü. 81 1s ässdiKrsllrsnt as I'^lxli^the sse eovrmsnse,
s'it rsxoss sur ^uft^usf dass8 ssrtaluss, 1'sx-ruhn 6s8 divers positioQ8 an
sig'QS, äsirt on sksrode 1s 8SiT8, üsvrg, su äonnsr la vorn^bis valsur.^
Als z. B. bei dem Worte "____akhtris" nur der erste Buchstabe noch unbe¬
kannt war, probirte er ans diese Weise alle nicht schon verausgabten Laute,
bis er B. fand und nun "Bakhtris lesen konnte; eine Vergleichung mit dem
Persischen Keile für Babylon ergab denn auch die Nichtigkeit des Gefundenen.

Die von mir im Vorstehenden gegebenen Entziffernngsversuche siud der
Typus aller folgenden und kehren naturgemäß oft wieder; das mag auch
meine Ausführlichkeit entschuldigen. -- Das eigentliche Entzifferungsverfahren
war damit gefunden; in seiner Anwendung haben sich namentlich der dänische
Gelehrte Westergcmrd und, durch seine bekannte Kopirung und Veröffentlichung
der großen Inschrift des Darius Hystaspes auf dem Felsen von Behistun, be¬
sonders Sir Henry Rawlinson die größten Verdienste erworben. Die Entziffe¬
rung der persischen Keile ruht demgemäß auch uach allgemeiner Annahme auf
solider Fundamentirung; und als die 1. Gattung der Achämenideninschrift,
die persische Keilschrift, in sicherer Entzifferung vorlag, zwang sie auch die
alten Assyrer der dritten Reihe und die mit dieser identischen ninivitischen In¬
schriften zum Reden. Die Palme in den Entzisferungsversuchen dieser dritten
Reihe gehört unzweifelhaft einem evangelischen Geistlichen in Irland, Edward
Hincks. Seit dem Jahre 1847 trat dieser Mann in das Arbeitsfeld ein,
konstatirte zuerst die syllabarische Natur der Zeichen, die bisher für bloße
konsonantische Laute gehalten wurden und vermuthete bereits die später




') "Die altpersischen Keilinschriften von Persepolis, Bonn 1336.
"'
) "Nömoii'e hin- äenx insvrixUons vunsÄoiass tronvöss xres as Iliwkäkn." ?g,i'iii,
183S.

so schwierig gewesen. Dennoch gelang es ihm von den 13 Zeichen 8 richtig
zu bestimmen; als später reicheres Material zu Gebote stand, erwies sich
Grotefends Hypothese richtig, und jede neue Inschrift, die sich mit diesem
Schlüssel lösen ließ, wurde eine weitere Legitimation desselben. Die Probe auf
seine Nichtigkeit wurde dann schließlich auch im Jahre 1836 gemacht durch die
Arbeiten von Lassen,*) dem in seinen Untersuchungen das Glück, und von
Burnouf,**) dem das Verdienst gehört; des letzteren Arbeiten zeichnet namentlich
die Entdeckung mehrerer geographischer Namen ans, wie Medien, Bactrien,
Babylon. Ueber seine Entziffernngsversuche äußert sich dieser Gelehrte so:
„II us penn sxistsr Hu'un inovsQ soisutitic^us xorrr 1a, ästsrurinatioir et'un
Äxn«z insourm; it lÄut röunir tons Is8 mots, oH II 8S trouvs, Iss eoinx^rsr
sntrs Kux, se ö88a>vör ä's.xpli^v.si' M si^us iirsonuu Is3 valsurs als l'^IMadst
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rs^8fahrt ästsririinü. 81 1s ässdiKrsllrsnt as I'^lxli^the sse eovrmsnse,
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sig'QS, äsirt on sksrode 1s 8SiT8, üsvrg, su äonnsr la vorn^bis valsur.^
Als z. B. bei dem Worte „____akhtris" nur der erste Buchstabe noch unbe¬
kannt war, probirte er ans diese Weise alle nicht schon verausgabten Laute,
bis er B. fand und nun „Bakhtris lesen konnte; eine Vergleichung mit dem
Persischen Keile für Babylon ergab denn auch die Nichtigkeit des Gefundenen.

Die von mir im Vorstehenden gegebenen Entziffernngsversuche siud der
Typus aller folgenden und kehren naturgemäß oft wieder; das mag auch
meine Ausführlichkeit entschuldigen. — Das eigentliche Entzifferungsverfahren
war damit gefunden; in seiner Anwendung haben sich namentlich der dänische
Gelehrte Westergcmrd und, durch seine bekannte Kopirung und Veröffentlichung
der großen Inschrift des Darius Hystaspes auf dem Felsen von Behistun, be¬
sonders Sir Henry Rawlinson die größten Verdienste erworben. Die Entziffe¬
rung der persischen Keile ruht demgemäß auch uach allgemeiner Annahme auf
solider Fundamentirung; und als die 1. Gattung der Achämenideninschrift,
die persische Keilschrift, in sicherer Entzifferung vorlag, zwang sie auch die
alten Assyrer der dritten Reihe und die mit dieser identischen ninivitischen In¬
schriften zum Reden. Die Palme in den Entzisferungsversuchen dieser dritten
Reihe gehört unzweifelhaft einem evangelischen Geistlichen in Irland, Edward
Hincks. Seit dem Jahre 1847 trat dieser Mann in das Arbeitsfeld ein,
konstatirte zuerst die syllabarische Natur der Zeichen, die bisher für bloße
konsonantische Laute gehalten wurden und vermuthete bereits die später




') „Die altpersischen Keilinschriften von Persepolis, Bonn 1336.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157653/15>, abgerufen am 29.12.2024.