Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.dänischen Monographie über diesen Schriftsteller beschäftigt gewesen ist, und Wir kommen zu den Berichten über "Kunst." Von vornherein hat die dänischen Monographie über diesen Schriftsteller beschäftigt gewesen ist, und Wir kommen zu den Berichten über „Kunst." Von vornherein hat die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0095" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/139388"/> <p xml:id="ID_264" prev="#ID_263"> dänischen Monographie über diesen Schriftsteller beschäftigt gewesen ist, und<lb/> weil es ihn: unbequem war, sich in dieser Arbeit durch die für die Habel'sche<lb/> „Revue" übernommenen Verpflichtungen stören zu lassen. In der That ein<lb/> vielverheißendes Debüt. Im zweiten Hefte druckt er ein paar Stellen ab aus<lb/> der Einleitung zu der 1871 (!) erschienenen, im letzten Jahre neu aufgelegten<lb/> Stern'schen Anthologie: „Fünfzig Jahre deutscher Dichtung", Stellen, welche<lb/> einige Betrachtungen enthalten über die Abneigung unserer wissenschaftlichen<lb/> Literaturkritik gegen die Erzeugnisse der deutschen Dichtung der Gegenwart.<lb/> Warum? Weil er offenbar noch immer mit Kierkegaard beschäftigt war, als<lb/> der Bursche aus der Druckerei kam und Manuskript für das zweite Heft<lb/> verlangte. Im dritten Hefte: eine selbständige Fortsetzung dieser Betrachtungen<lb/> — also offenbar noch immer Kierkegaard auf dem Schreibtische. Im vierten<lb/> Hefte: ein paar sehr bequeme Bemerkungen über die im vorigen Jahre zum<lb/> Abschluß gelangte Herbst'sche Biographie von I. H. Voß — immer noch<lb/> Kierkegaard. Und hier haben wir ja nun auch das gefürchtete Hereinziehen<lb/> der Literaturgeschichte in die belletristischen Erzeugnisse der Gegenwart. Der<lb/> „Bericht" des fünften Heftes sucht einen nach Strodtmann's Meinung bei<lb/> Lebzeiten nicht genug beachteten Dichter, August Wolf (s 1861) zu Ehren zu<lb/> bringen, der des sechsten empfiehlt den Lesern Sanders' „Deutschen Sprach¬<lb/> schatz" — also eine Recension über ein lexikalisches Hilfsmittel als halbmonat¬<lb/> licher „Bericht" über die neuesten Erzeugnisse der schönwissenschaftlichen<lb/> Literatur! Immer noch Kierkegaard? Endlich, endlich im siebenten Hefte ein<lb/> Aufsatz über die bekannten, aus Herwegh's Nachlaß herausgegebenen Gedichte,<lb/> also zum ersten Male eine Arbeit, wie sie hierher gehört, im achten Hefte eine<lb/> Reihe persönlicher Erinnerungen an F. Hebbel, angeknüpft an eine Erwähnung<lb/> der neu erschienenen Biographie F. Hebbel's vou E. Kuh — also wieder,<lb/> wenn man will, ein Stückchen Literaturgeschichte —, im neunten eine Kritik<lb/> der kürzlich erschienenen neuen Dichtungen von W. Jordan, „Andachten".<lb/> Dies ist der Inhalt der bisherigen neun Strodtmann'schen „Berichte." Sie<lb/> alle sind anregend und fein geschrieben — aber man wolle uns nur nicht<lb/> einreden, daß diese neun „Berichte" zusammen auch nur im entferntesten eine<lb/> Vorstellung geben von der belletristischen Produktion des letzten Jahres; auf<lb/> die Phrase des Prospektes von der „umfassenden nationalen Revue" sind sie<lb/> geradezu ein Spott.</p><lb/> <p xml:id="ID_265" next="#ID_266"> Wir kommen zu den Berichten über „Kunst." Von vornherein hat die<lb/> „Revue" jedenfalls geglaubt, nur die bildenden Künste seien „Kunst", erst vom<lb/> siebenten Hefte an besinnt sie sich darauf, daß auch die Musik sozusagen eine<lb/> „Kunst" ist, und scheidet nun die „Berichte" über „Bildende K'unse" und<lb/> „Musik." Die ersteren hat durch sämmtliche neun Hefte M. Schafter, die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0095]
dänischen Monographie über diesen Schriftsteller beschäftigt gewesen ist, und
weil es ihn: unbequem war, sich in dieser Arbeit durch die für die Habel'sche
„Revue" übernommenen Verpflichtungen stören zu lassen. In der That ein
vielverheißendes Debüt. Im zweiten Hefte druckt er ein paar Stellen ab aus
der Einleitung zu der 1871 (!) erschienenen, im letzten Jahre neu aufgelegten
Stern'schen Anthologie: „Fünfzig Jahre deutscher Dichtung", Stellen, welche
einige Betrachtungen enthalten über die Abneigung unserer wissenschaftlichen
Literaturkritik gegen die Erzeugnisse der deutschen Dichtung der Gegenwart.
Warum? Weil er offenbar noch immer mit Kierkegaard beschäftigt war, als
der Bursche aus der Druckerei kam und Manuskript für das zweite Heft
verlangte. Im dritten Hefte: eine selbständige Fortsetzung dieser Betrachtungen
— also offenbar noch immer Kierkegaard auf dem Schreibtische. Im vierten
Hefte: ein paar sehr bequeme Bemerkungen über die im vorigen Jahre zum
Abschluß gelangte Herbst'sche Biographie von I. H. Voß — immer noch
Kierkegaard. Und hier haben wir ja nun auch das gefürchtete Hereinziehen
der Literaturgeschichte in die belletristischen Erzeugnisse der Gegenwart. Der
„Bericht" des fünften Heftes sucht einen nach Strodtmann's Meinung bei
Lebzeiten nicht genug beachteten Dichter, August Wolf (s 1861) zu Ehren zu
bringen, der des sechsten empfiehlt den Lesern Sanders' „Deutschen Sprach¬
schatz" — also eine Recension über ein lexikalisches Hilfsmittel als halbmonat¬
licher „Bericht" über die neuesten Erzeugnisse der schönwissenschaftlichen
Literatur! Immer noch Kierkegaard? Endlich, endlich im siebenten Hefte ein
Aufsatz über die bekannten, aus Herwegh's Nachlaß herausgegebenen Gedichte,
also zum ersten Male eine Arbeit, wie sie hierher gehört, im achten Hefte eine
Reihe persönlicher Erinnerungen an F. Hebbel, angeknüpft an eine Erwähnung
der neu erschienenen Biographie F. Hebbel's vou E. Kuh — also wieder,
wenn man will, ein Stückchen Literaturgeschichte —, im neunten eine Kritik
der kürzlich erschienenen neuen Dichtungen von W. Jordan, „Andachten".
Dies ist der Inhalt der bisherigen neun Strodtmann'schen „Berichte." Sie
alle sind anregend und fein geschrieben — aber man wolle uns nur nicht
einreden, daß diese neun „Berichte" zusammen auch nur im entferntesten eine
Vorstellung geben von der belletristischen Produktion des letzten Jahres; auf
die Phrase des Prospektes von der „umfassenden nationalen Revue" sind sie
geradezu ein Spott.
Wir kommen zu den Berichten über „Kunst." Von vornherein hat die
„Revue" jedenfalls geglaubt, nur die bildenden Künste seien „Kunst", erst vom
siebenten Hefte an besinnt sie sich darauf, daß auch die Musik sozusagen eine
„Kunst" ist, und scheidet nun die „Berichte" über „Bildende K'unse" und
„Musik." Die ersteren hat durch sämmtliche neun Hefte M. Schafter, die
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