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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Reiter zäumten ab. -- Das eben hatte Epmneinondas gewollt; sofort rückte
er wieder vor und zwar zum Angriff.

Eilig und mühsam ordneten sich die Peloponnesier aufs neue. Den
rechten Flügel der Hoplitenlinie hatten die Mantineier; dann folgten links die
übrigen Arkader, die Lakedämonier, Eleer, Achäer und die anderen Bundesge¬
nossen. Den linken Flügel nahmen 6000 Athener ein. -- Die Reiterei des
rechten Flügels ward seltsamerweise sechs Mann hoch ohne Intervallen in
einer kompakten Masse aufgestellt; es waren wohl vorzugsweise Lakedämonier,
welche hoffen mochten, in solcher Verfassung den ihnen überlegenen böotischen
Reitern besser widerstehen zu können. Die attische Kavallerie hielt, siegesfroh
und vermuthlich anders reagirt, auf dem linken Flügel. Hinter ihr befand
sich im zweiten Treffen die Reiterei der Eleer. Auf den äußersten Flügeln
stand leichtes Fußvolk in geringer Stärke.

In der Hoplitenphalcinx des Epcuneinondas hatten die Thebäer den linken
Flügel, und zwar in tiefer Angriffskolonne. An sie schlössen sich rechts die
Kontingente derjenigen Arknder, welche zur böotischen Partei hielten, die Eu-
böer, Lokrer, Thessaler und ans dem rechten Flügel die Argeier. Alle diese
Abtheilungen waren deployirt und hatten Besehl, sich wie bei Leuktra nur
defensiv zu verhalten. Die Flanken der Hvpliten waren rechts wie links durch
diese Reiterkolonnen gedeckt, denen Häuser leichten Fußvolks, Peltasten und
Hamippen (Roßschnelle) beigegeben waren. Auf seinem rechten Flügel hatte
Epameinondas dreimal so viel leichte Infanterie als der Feind. Um diesen
aber noch entschiedener an einer Unterstützung seines rechten Flügels, dem der
Hauptstoß galt, zu hindern, bedrohte er ihn durch eine Flankenstellung von
Euböern und Söldnern, welche auf dem äußersten rechten Flügel an den
Hügelabhängen Stellung nahmen, die das Schlachtfeld begrenzten.

Zuerst begann die böotische Reiterei des rechten Flügels mit der attischen
zu scharmnziren und warf diese endlich, unterstützt von den Hamippen und
Peltasten zurück, ohne jedoch zu verfolgen; denn der rechte Flügel sollte ja
grundsätzlich zurückgehalten werde". Aber als die Böoter sich anschickten, auf
ihren Platz in der Schlachtordnung zurückzukehren, bemerkten sie, daß die athe¬
nischen Hopliten Miene machten, sich zur Unterstützung des rechten Flügels zu
wenden, ans den eben der entscheidende Angriff des Epameinvndas beginnen
mochte. Sogleich griffen die Bövter-Reiter die attischen Hopliten an und
brachten sie in's Gedränge, aus dem sie jedoch das Eingreifen der eleischen
Reiterei, die den Vöotern in den Rücken fiel, bald wieder befreite. Dadurch
stellte sich der linke Flügel der Peloponnesier wieder ziemlich her.

Inzwischen aber waren ans dem andern Flügel die Dinge entschieden.
Hier hatte Epameinondas zuerst einen Hauptangriff mit seiner großen Reiter-


Reiter zäumten ab. — Das eben hatte Epmneinondas gewollt; sofort rückte
er wieder vor und zwar zum Angriff.

Eilig und mühsam ordneten sich die Peloponnesier aufs neue. Den
rechten Flügel der Hoplitenlinie hatten die Mantineier; dann folgten links die
übrigen Arkader, die Lakedämonier, Eleer, Achäer und die anderen Bundesge¬
nossen. Den linken Flügel nahmen 6000 Athener ein. — Die Reiterei des
rechten Flügels ward seltsamerweise sechs Mann hoch ohne Intervallen in
einer kompakten Masse aufgestellt; es waren wohl vorzugsweise Lakedämonier,
welche hoffen mochten, in solcher Verfassung den ihnen überlegenen böotischen
Reitern besser widerstehen zu können. Die attische Kavallerie hielt, siegesfroh
und vermuthlich anders reagirt, auf dem linken Flügel. Hinter ihr befand
sich im zweiten Treffen die Reiterei der Eleer. Auf den äußersten Flügeln
stand leichtes Fußvolk in geringer Stärke.

In der Hoplitenphalcinx des Epcuneinondas hatten die Thebäer den linken
Flügel, und zwar in tiefer Angriffskolonne. An sie schlössen sich rechts die
Kontingente derjenigen Arknder, welche zur böotischen Partei hielten, die Eu-
böer, Lokrer, Thessaler und ans dem rechten Flügel die Argeier. Alle diese
Abtheilungen waren deployirt und hatten Besehl, sich wie bei Leuktra nur
defensiv zu verhalten. Die Flanken der Hvpliten waren rechts wie links durch
diese Reiterkolonnen gedeckt, denen Häuser leichten Fußvolks, Peltasten und
Hamippen (Roßschnelle) beigegeben waren. Auf seinem rechten Flügel hatte
Epameinondas dreimal so viel leichte Infanterie als der Feind. Um diesen
aber noch entschiedener an einer Unterstützung seines rechten Flügels, dem der
Hauptstoß galt, zu hindern, bedrohte er ihn durch eine Flankenstellung von
Euböern und Söldnern, welche auf dem äußersten rechten Flügel an den
Hügelabhängen Stellung nahmen, die das Schlachtfeld begrenzten.

Zuerst begann die böotische Reiterei des rechten Flügels mit der attischen
zu scharmnziren und warf diese endlich, unterstützt von den Hamippen und
Peltasten zurück, ohne jedoch zu verfolgen; denn der rechte Flügel sollte ja
grundsätzlich zurückgehalten werde«. Aber als die Böoter sich anschickten, auf
ihren Platz in der Schlachtordnung zurückzukehren, bemerkten sie, daß die athe¬
nischen Hopliten Miene machten, sich zur Unterstützung des rechten Flügels zu
wenden, ans den eben der entscheidende Angriff des Epameinvndas beginnen
mochte. Sogleich griffen die Bövter-Reiter die attischen Hopliten an und
brachten sie in's Gedränge, aus dem sie jedoch das Eingreifen der eleischen
Reiterei, die den Vöotern in den Rücken fiel, bald wieder befreite. Dadurch
stellte sich der linke Flügel der Peloponnesier wieder ziemlich her.

Inzwischen aber waren ans dem andern Flügel die Dinge entschieden.
Hier hatte Epameinondas zuerst einen Hauptangriff mit seiner großen Reiter-


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[0314] Reiter zäumten ab. — Das eben hatte Epmneinondas gewollt; sofort rückte er wieder vor und zwar zum Angriff. Eilig und mühsam ordneten sich die Peloponnesier aufs neue. Den rechten Flügel der Hoplitenlinie hatten die Mantineier; dann folgten links die übrigen Arkader, die Lakedämonier, Eleer, Achäer und die anderen Bundesge¬ nossen. Den linken Flügel nahmen 6000 Athener ein. — Die Reiterei des rechten Flügels ward seltsamerweise sechs Mann hoch ohne Intervallen in einer kompakten Masse aufgestellt; es waren wohl vorzugsweise Lakedämonier, welche hoffen mochten, in solcher Verfassung den ihnen überlegenen böotischen Reitern besser widerstehen zu können. Die attische Kavallerie hielt, siegesfroh und vermuthlich anders reagirt, auf dem linken Flügel. Hinter ihr befand sich im zweiten Treffen die Reiterei der Eleer. Auf den äußersten Flügeln stand leichtes Fußvolk in geringer Stärke. In der Hoplitenphalcinx des Epcuneinondas hatten die Thebäer den linken Flügel, und zwar in tiefer Angriffskolonne. An sie schlössen sich rechts die Kontingente derjenigen Arknder, welche zur böotischen Partei hielten, die Eu- böer, Lokrer, Thessaler und ans dem rechten Flügel die Argeier. Alle diese Abtheilungen waren deployirt und hatten Besehl, sich wie bei Leuktra nur defensiv zu verhalten. Die Flanken der Hvpliten waren rechts wie links durch diese Reiterkolonnen gedeckt, denen Häuser leichten Fußvolks, Peltasten und Hamippen (Roßschnelle) beigegeben waren. Auf seinem rechten Flügel hatte Epameinondas dreimal so viel leichte Infanterie als der Feind. Um diesen aber noch entschiedener an einer Unterstützung seines rechten Flügels, dem der Hauptstoß galt, zu hindern, bedrohte er ihn durch eine Flankenstellung von Euböern und Söldnern, welche auf dem äußersten rechten Flügel an den Hügelabhängen Stellung nahmen, die das Schlachtfeld begrenzten. Zuerst begann die böotische Reiterei des rechten Flügels mit der attischen zu scharmnziren und warf diese endlich, unterstützt von den Hamippen und Peltasten zurück, ohne jedoch zu verfolgen; denn der rechte Flügel sollte ja grundsätzlich zurückgehalten werde«. Aber als die Böoter sich anschickten, auf ihren Platz in der Schlachtordnung zurückzukehren, bemerkten sie, daß die athe¬ nischen Hopliten Miene machten, sich zur Unterstützung des rechten Flügels zu wenden, ans den eben der entscheidende Angriff des Epameinvndas beginnen mochte. Sogleich griffen die Bövter-Reiter die attischen Hopliten an und brachten sie in's Gedränge, aus dem sie jedoch das Eingreifen der eleischen Reiterei, die den Vöotern in den Rücken fiel, bald wieder befreite. Dadurch stellte sich der linke Flügel der Peloponnesier wieder ziemlich her. Inzwischen aber waren ans dem andern Flügel die Dinge entschieden. Hier hatte Epameinondas zuerst einen Hauptangriff mit seiner großen Reiter-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/314>, abgerufen am 27.09.2024.