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Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band.

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Nur den rechten Flügel stellte er also in der gewohnten linearen Hopliten-
phalanx auf, den rechten formirte er in einer Epcigoge, welche 50 Mann Tiefe
hatte (wahrscheinlich 6 Staffeln, 5 zu 8 Mann und eine zu 10 Man Rotteu¬
tiefe). Die letzte dieser Staffeln bildete die heilige Schaar des Pelopidas.
Den linken Flügel der Kolonne deckte die Reiterei.

Die unzuverlässigen Thespier, zu deren Stadtgebiet das leuktrische Feld
gehörte, entließ Epameinondas vor der Schlacht in die Heimath, damit sie
nicht durch Lauheit oder Verrath die Sache gefährdeten. Aber sie wurden von
den Peltasten der Phokier zurückgewiesen.

Kleombrotos rangirte sein Heer am AbHange des Hügels, auf dem das
Lager stand, die Enomotien auf 3 Rotten, die Tiefe zu 12 Gliedern. Den
rechten Flügel nahmen die Spartaner, den linken die Bundesgenossen ein;
rechts und links des Fußvolks war die Reiterei angeordnet. Nach vollzogener
Aufstellung rückte der König vom Abhang in die Ebene vor. Die Reiterei des
rechten Flügels scheint dabei dem Fußvolk vorausgeeilt und geradeaus geblieben
zu sein, während die Hopliten sich rechts zogen. So kam die spartanische
Kavallerie, statt den Flügel der Phalanx zu decken, vor die Front derselben
zu stehn. Epameinondas benutzte diesen Moment sofort und ließ die Reiterei
seines linken Flügels attackiren, während er selbst unmittelbar mit seiner An¬
griffskolonne folgte.

Die boiotische Reiterei, viel gewandter als die lcckedciimonische, warf diese
beim ersten Anprall und zwar wahrscheinlich auf den linken Flügel der lake-
daimonischen Moren, also ungefähr auf die Mitte des ganzen Heeres. Dadurch
wurde natürlich diese Mitte am Vorrücken gehindert, während beide Flügel
frei blieben. Der rechte überflügelte die Angriffskolonne der Thebäer; der
linke, aus den Bundesgenossen gebildete, sah den rechten flachen Hvplitenflügel
der Thebäer in seiner zurückgezogenen Haltung und fühlte sich durch diese zu
beschleunigtem Vorgehen aufgefordert. Auf diese Weise entstand vermuthlich
die halbmondförmige Stellung, welche Diodor den Lakedaimoniern zuschreibt.

Die linke Flanke der boiotischen Angriffskolonne war ursprünglich durch
die Reiterei gedeckt gewesen; durch ihr Vorgehen gegen die lakonische Kavallerie
hatte jene Deckung aufgehört, und in der That schwenkte Kleombrotos, diesen
Umstand benutzend, gegen die linke Flanke der Kolonne ein. Da brach Pelo¬
pidas an der Spitze der heiligen Schaar von der Queue her links heraus und
bedrohte die rechte Flanke und den Rücken der Lakedaimonier. Ueberrascht
durch ein so ganz unerhörtes Manöver, wollte Kleombrotos feinen rechten
Flügel wieder zurücknehme,:; dabei riß jedoch Unordnung ein, und eben in
diesem gefährlichen Augenblick warf sich Epameinondas auf die Front der
Spartaner. Diese wurden aufgehalten Pelopidcis griff sie vou Flanke und


Nur den rechten Flügel stellte er also in der gewohnten linearen Hopliten-
phalanx auf, den rechten formirte er in einer Epcigoge, welche 50 Mann Tiefe
hatte (wahrscheinlich 6 Staffeln, 5 zu 8 Mann und eine zu 10 Man Rotteu¬
tiefe). Die letzte dieser Staffeln bildete die heilige Schaar des Pelopidas.
Den linken Flügel der Kolonne deckte die Reiterei.

Die unzuverlässigen Thespier, zu deren Stadtgebiet das leuktrische Feld
gehörte, entließ Epameinondas vor der Schlacht in die Heimath, damit sie
nicht durch Lauheit oder Verrath die Sache gefährdeten. Aber sie wurden von
den Peltasten der Phokier zurückgewiesen.

Kleombrotos rangirte sein Heer am AbHange des Hügels, auf dem das
Lager stand, die Enomotien auf 3 Rotten, die Tiefe zu 12 Gliedern. Den
rechten Flügel nahmen die Spartaner, den linken die Bundesgenossen ein;
rechts und links des Fußvolks war die Reiterei angeordnet. Nach vollzogener
Aufstellung rückte der König vom Abhang in die Ebene vor. Die Reiterei des
rechten Flügels scheint dabei dem Fußvolk vorausgeeilt und geradeaus geblieben
zu sein, während die Hopliten sich rechts zogen. So kam die spartanische
Kavallerie, statt den Flügel der Phalanx zu decken, vor die Front derselben
zu stehn. Epameinondas benutzte diesen Moment sofort und ließ die Reiterei
seines linken Flügels attackiren, während er selbst unmittelbar mit seiner An¬
griffskolonne folgte.

Die boiotische Reiterei, viel gewandter als die lcckedciimonische, warf diese
beim ersten Anprall und zwar wahrscheinlich auf den linken Flügel der lake-
daimonischen Moren, also ungefähr auf die Mitte des ganzen Heeres. Dadurch
wurde natürlich diese Mitte am Vorrücken gehindert, während beide Flügel
frei blieben. Der rechte überflügelte die Angriffskolonne der Thebäer; der
linke, aus den Bundesgenossen gebildete, sah den rechten flachen Hvplitenflügel
der Thebäer in seiner zurückgezogenen Haltung und fühlte sich durch diese zu
beschleunigtem Vorgehen aufgefordert. Auf diese Weise entstand vermuthlich
die halbmondförmige Stellung, welche Diodor den Lakedaimoniern zuschreibt.

Die linke Flanke der boiotischen Angriffskolonne war ursprünglich durch
die Reiterei gedeckt gewesen; durch ihr Vorgehen gegen die lakonische Kavallerie
hatte jene Deckung aufgehört, und in der That schwenkte Kleombrotos, diesen
Umstand benutzend, gegen die linke Flanke der Kolonne ein. Da brach Pelo¬
pidas an der Spitze der heiligen Schaar von der Queue her links heraus und
bedrohte die rechte Flanke und den Rücken der Lakedaimonier. Ueberrascht
durch ein so ganz unerhörtes Manöver, wollte Kleombrotos feinen rechten
Flügel wieder zurücknehme,:; dabei riß jedoch Unordnung ein, und eben in
diesem gefährlichen Augenblick warf sich Epameinondas auf die Front der
Spartaner. Diese wurden aufgehalten Pelopidcis griff sie vou Flanke und


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[0306] Nur den rechten Flügel stellte er also in der gewohnten linearen Hopliten- phalanx auf, den rechten formirte er in einer Epcigoge, welche 50 Mann Tiefe hatte (wahrscheinlich 6 Staffeln, 5 zu 8 Mann und eine zu 10 Man Rotteu¬ tiefe). Die letzte dieser Staffeln bildete die heilige Schaar des Pelopidas. Den linken Flügel der Kolonne deckte die Reiterei. Die unzuverlässigen Thespier, zu deren Stadtgebiet das leuktrische Feld gehörte, entließ Epameinondas vor der Schlacht in die Heimath, damit sie nicht durch Lauheit oder Verrath die Sache gefährdeten. Aber sie wurden von den Peltasten der Phokier zurückgewiesen. Kleombrotos rangirte sein Heer am AbHange des Hügels, auf dem das Lager stand, die Enomotien auf 3 Rotten, die Tiefe zu 12 Gliedern. Den rechten Flügel nahmen die Spartaner, den linken die Bundesgenossen ein; rechts und links des Fußvolks war die Reiterei angeordnet. Nach vollzogener Aufstellung rückte der König vom Abhang in die Ebene vor. Die Reiterei des rechten Flügels scheint dabei dem Fußvolk vorausgeeilt und geradeaus geblieben zu sein, während die Hopliten sich rechts zogen. So kam die spartanische Kavallerie, statt den Flügel der Phalanx zu decken, vor die Front derselben zu stehn. Epameinondas benutzte diesen Moment sofort und ließ die Reiterei seines linken Flügels attackiren, während er selbst unmittelbar mit seiner An¬ griffskolonne folgte. Die boiotische Reiterei, viel gewandter als die lcckedciimonische, warf diese beim ersten Anprall und zwar wahrscheinlich auf den linken Flügel der lake- daimonischen Moren, also ungefähr auf die Mitte des ganzen Heeres. Dadurch wurde natürlich diese Mitte am Vorrücken gehindert, während beide Flügel frei blieben. Der rechte überflügelte die Angriffskolonne der Thebäer; der linke, aus den Bundesgenossen gebildete, sah den rechten flachen Hvplitenflügel der Thebäer in seiner zurückgezogenen Haltung und fühlte sich durch diese zu beschleunigtem Vorgehen aufgefordert. Auf diese Weise entstand vermuthlich die halbmondförmige Stellung, welche Diodor den Lakedaimoniern zuschreibt. Die linke Flanke der boiotischen Angriffskolonne war ursprünglich durch die Reiterei gedeckt gewesen; durch ihr Vorgehen gegen die lakonische Kavallerie hatte jene Deckung aufgehört, und in der That schwenkte Kleombrotos, diesen Umstand benutzend, gegen die linke Flanke der Kolonne ein. Da brach Pelo¬ pidas an der Spitze der heiligen Schaar von der Queue her links heraus und bedrohte die rechte Flanke und den Rücken der Lakedaimonier. Ueberrascht durch ein so ganz unerhörtes Manöver, wollte Kleombrotos feinen rechten Flügel wieder zurücknehme,:; dabei riß jedoch Unordnung ein, und eben in diesem gefährlichen Augenblick warf sich Epameinondas auf die Front der Spartaner. Diese wurden aufgehalten Pelopidcis griff sie vou Flanke und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 37, 1878, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341827_157649/306>, abgerufen am 27.09.2024.