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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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wolle, sondern Weidengeflechte, welche, matratzenähnlich gebaut, das Funda¬
ment zu seinen weiteren Operationen bilden sollten.

Trotz der heftigsten Anfeindungen gelang es dem jungen Manne endlich,
vom Congreß die Erlaubniß zu erwirken, an dem Loutll ?g,88 einen Versuch
zu machen. Erreiche er für diesen Mündungsarm eine Tiefe von 20 Fuß auf
dessen ganzem Laufe bis zur Tiefe des Golfs, so solle ihm eine halbe Million
Dollars als Unterstützung von der Regierung verabreicht werden, für jede
weiteren 2 Fuß Tiefe natürlich mehr, so daß er bei einer Tiefe von 30 Fuß
an der Mündungsstelle, also da, wo bisher eine mächtige Schlammbank quer
vor dem Passe lag, 750,000 Dollars erhalten haben würde; wenn seine Arbeiten
dagegen ohne günstige Resultate blieben, solle er nichts bekommen.

Nachdem Eads sein eigenes kleines Vermögen bei den ersten Untersuchungen
des Delta, ans Reisen an die Ströme Deutschlands, Rußlands, Frankreichs und
Aegyptens zugesetzt hatte, fand er in der Stadt New-Orleans doch finanzielle Unter¬
stützung genng. um im Jahre 1875 mit seinen Arbeiten ernstlich beginnen zu können.
Die Arbeiten bestanden wesentlich in der Errichtung von zweierlei Buhnen.
Am oberen Ende des südlichen Armes mußten die Buhnen so erbaut werden,
daß dem Süd-Arm mehr Wasser, als ihm bisher zufloß, zugeführt wurde.
Am unteren Ende dagegen mußte durch Anlage von Parallelbnhnen der Auf¬
guß des Stromes über die Schlammbänke hinaus in den Golf geführt werden.
Die Distanz, um welche vom Ufer bis zur Tiefe der Stromlauf ans solche
Weise verengt weitergeführt werden sollte, betrug 12 engl. Meilen, d. i. circa
17000 Meter.

Was es heißt, einen so leichten Bau wie Weidenbuhuen auf eine solche
Distanz in die See hinaus bauen zu wollen, kann nur der bemessen, der die
See und die verheerenden Wirkungen ihres Wellenschlags kennt. Die Gegner
der Eads'schen Vorschläge hatten prophezeit, daß, wenn die Buhnen überhaupt
über dem Schlamm stehen blieben, sie doch bald von der Wirkung des Stromes
auf der einen und dem Wellenschlage des Golfs auf der andern Seite unter¬
waschen und weggespült werden würden. Eads dagegen hatte behauptet, daß
ans der stromabwärts wie auf der stromaufwärts gekehrten Seite der Buhnen
sich die Schwemmmassen des Stromes ablagern würden und müßten, weil durch
das Hinderniß, welches die Buhnen in dem breiten Strome bilden würden,
ruhige, bewegungslose Wasserflächen entstehen würden. Der Erfolg hat diese
Behauptung als vollständig richtig erwiesen.

Dem SoutK 'West?ass durfte Eads keine Wasser entziehen, da er die
Schifffahrt in demselben nicht gefährden durfte. Der Bau am obern Ende des
Koner I>hö8, der diesem mehr Wasser als bisher zuführen sollte, mußte daher
so angelegt werden, daß allein dem I^se, ?ass Wasser entzogen wurde. Nun


wolle, sondern Weidengeflechte, welche, matratzenähnlich gebaut, das Funda¬
ment zu seinen weiteren Operationen bilden sollten.

Trotz der heftigsten Anfeindungen gelang es dem jungen Manne endlich,
vom Congreß die Erlaubniß zu erwirken, an dem Loutll ?g,88 einen Versuch
zu machen. Erreiche er für diesen Mündungsarm eine Tiefe von 20 Fuß auf
dessen ganzem Laufe bis zur Tiefe des Golfs, so solle ihm eine halbe Million
Dollars als Unterstützung von der Regierung verabreicht werden, für jede
weiteren 2 Fuß Tiefe natürlich mehr, so daß er bei einer Tiefe von 30 Fuß
an der Mündungsstelle, also da, wo bisher eine mächtige Schlammbank quer
vor dem Passe lag, 750,000 Dollars erhalten haben würde; wenn seine Arbeiten
dagegen ohne günstige Resultate blieben, solle er nichts bekommen.

Nachdem Eads sein eigenes kleines Vermögen bei den ersten Untersuchungen
des Delta, ans Reisen an die Ströme Deutschlands, Rußlands, Frankreichs und
Aegyptens zugesetzt hatte, fand er in der Stadt New-Orleans doch finanzielle Unter¬
stützung genng. um im Jahre 1875 mit seinen Arbeiten ernstlich beginnen zu können.
Die Arbeiten bestanden wesentlich in der Errichtung von zweierlei Buhnen.
Am oberen Ende des südlichen Armes mußten die Buhnen so erbaut werden,
daß dem Süd-Arm mehr Wasser, als ihm bisher zufloß, zugeführt wurde.
Am unteren Ende dagegen mußte durch Anlage von Parallelbnhnen der Auf¬
guß des Stromes über die Schlammbänke hinaus in den Golf geführt werden.
Die Distanz, um welche vom Ufer bis zur Tiefe der Stromlauf ans solche
Weise verengt weitergeführt werden sollte, betrug 12 engl. Meilen, d. i. circa
17000 Meter.

Was es heißt, einen so leichten Bau wie Weidenbuhuen auf eine solche
Distanz in die See hinaus bauen zu wollen, kann nur der bemessen, der die
See und die verheerenden Wirkungen ihres Wellenschlags kennt. Die Gegner
der Eads'schen Vorschläge hatten prophezeit, daß, wenn die Buhnen überhaupt
über dem Schlamm stehen blieben, sie doch bald von der Wirkung des Stromes
auf der einen und dem Wellenschlage des Golfs auf der andern Seite unter¬
waschen und weggespült werden würden. Eads dagegen hatte behauptet, daß
ans der stromabwärts wie auf der stromaufwärts gekehrten Seite der Buhnen
sich die Schwemmmassen des Stromes ablagern würden und müßten, weil durch
das Hinderniß, welches die Buhnen in dem breiten Strome bilden würden,
ruhige, bewegungslose Wasserflächen entstehen würden. Der Erfolg hat diese
Behauptung als vollständig richtig erwiesen.

Dem SoutK 'West?ass durfte Eads keine Wasser entziehen, da er die
Schifffahrt in demselben nicht gefährden durfte. Der Bau am obern Ende des
Koner I>hö8, der diesem mehr Wasser als bisher zuführen sollte, mußte daher
so angelegt werden, daß allein dem I^se, ?ass Wasser entzogen wurde. Nun


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/443>, abgerufen am 29.09.2024.