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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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taugt sonst zu nichts. -- Besser stumm geboren, als im Eselsstall des Klosters
Ja schreien. -- Man muß Gott außerhalb des Klosters suchen, nicht in dem¬
selben, sagt ein russisches Sprichwort. -- Klosterglauben ist ein schlimm Wasser,
das keinen Durst löscht. Wo das Kloster ein Stück Land hat, da hat der
Teufel den Pflug darin. -- Der Klöster Gottseligkeit ist ein Wald ohne
Bäume. -- Im Kloster ist der Mönch drei und außer dem Kloster dreißig
faule Eier werth. -- Wo wenig Klöster sind, da wird dem Evangelium wenig
widerstritten. -- Je näher dem Kloster, desto weiter von Gott -- was man
anch von Rom sagt. Darauf hin stellten sogar Untersnchungsgerichte ihre
Vermuthungen an; denn im Salzburg'schen erschien einmal ein Steckbrief,
worin es hieß: "Der verfolgte Postmeister dürfte, da er früher Aufgeber in
einem Kloster war, und ein heuchlerisches Benehmen hat, nach Rom zu ge¬
flüchtet sein." -- Ein Klosterinagen ist gleich dem Stiefel des heiligen Bene-
dikt, beide find ohne Boden. -- Je näher das Kloster, desto ärmer die
Bauern. -- Der Klöster Hosianna ist: Gelobet sei, der da kommt mit Säcken
voll Silber und Gold. -- Im Klosterschatten gehen die Weiber ans wie die
Eierküchlein im Fett. -- Klosterluft macht fruchtbar (also nicht enthaltsam,
Herr Moufang). -- Gott Lob und Dank, daß ich aus dem Kloster erlöst bin!
rief der Mönch, als er in den Himmel kam, wo die Aepfel auf den Simsen
braten und die Engel Schwänze haben.

Denkt das Volk so über die Mönche, so hat es von den Nonnen keine
bessere Meinung, wie uns das achtzehnte Kapitel unsrer Schrift zeigt. Wir
begegnen da u. A. folgenden Sprüchen: Soll ich meine Tochter ins Kloster
thun oder ins Freudenhaus? sagte der Vater. Ich weiß uicht, was das
Bessere ist. -- Ich wollte lieber eine Wanne voll Flöhe hüten als die Nonnen
im Frauenthal, sagte der Abt Johannes von Wettingen. -- Es geschieht nichts
Neueres unter der Sonne, als wenn eine Klosterfrau freigebig wird. - Wo
Nonnen in: Hause sind, sitzt der Teufel im Schornstein. -- Eine Nonne unter¬
richten und einem Tauben ein Liedlein singen, sind beides eitle Werke. -- Zu
den sieben Sakramenten des Teufels gehört eine alte Nonne. -- "Es find
Nvuuenthränen," d. h. Thränen ans unbefriedigter Liebesgier, weßhalb man
anch sagt: "Nonnenthränen brennen Locher in den Schleier." -- Von jeher
war's junger Nonnen Brauch: Geistlich um den Kopf und weltlich um den
Bauch. -- Ein Nonnenkloster ohne Hebmmnenstnhl ist ein Bauernhof ohne
Pfuhl. -- Es hat nur drei keusche Nonnen gegeben: Die eine ist aus der
Welt entloffen, die andere ist im Bad ersoffen, und die dritte sucht mau noch.
Nonnenkeusch und Klostertreu sind seltene Pflänzlein. -- Dreizehn Nonnen,
vierzehn Kinder. (Das läuft wohl nicht gerade ans Uebervölkerung hinaus,
Herr Moufang, aber mit Ihrem gütigen Wvhlnehmen am Ende wohl auch


taugt sonst zu nichts. — Besser stumm geboren, als im Eselsstall des Klosters
Ja schreien. — Man muß Gott außerhalb des Klosters suchen, nicht in dem¬
selben, sagt ein russisches Sprichwort. — Klosterglauben ist ein schlimm Wasser,
das keinen Durst löscht. Wo das Kloster ein Stück Land hat, da hat der
Teufel den Pflug darin. — Der Klöster Gottseligkeit ist ein Wald ohne
Bäume. — Im Kloster ist der Mönch drei und außer dem Kloster dreißig
faule Eier werth. — Wo wenig Klöster sind, da wird dem Evangelium wenig
widerstritten. — Je näher dem Kloster, desto weiter von Gott — was man
anch von Rom sagt. Darauf hin stellten sogar Untersnchungsgerichte ihre
Vermuthungen an; denn im Salzburg'schen erschien einmal ein Steckbrief,
worin es hieß: „Der verfolgte Postmeister dürfte, da er früher Aufgeber in
einem Kloster war, und ein heuchlerisches Benehmen hat, nach Rom zu ge¬
flüchtet sein." — Ein Klosterinagen ist gleich dem Stiefel des heiligen Bene-
dikt, beide find ohne Boden. — Je näher das Kloster, desto ärmer die
Bauern. — Der Klöster Hosianna ist: Gelobet sei, der da kommt mit Säcken
voll Silber und Gold. — Im Klosterschatten gehen die Weiber ans wie die
Eierküchlein im Fett. — Klosterluft macht fruchtbar (also nicht enthaltsam,
Herr Moufang). — Gott Lob und Dank, daß ich aus dem Kloster erlöst bin!
rief der Mönch, als er in den Himmel kam, wo die Aepfel auf den Simsen
braten und die Engel Schwänze haben.

Denkt das Volk so über die Mönche, so hat es von den Nonnen keine
bessere Meinung, wie uns das achtzehnte Kapitel unsrer Schrift zeigt. Wir
begegnen da u. A. folgenden Sprüchen: Soll ich meine Tochter ins Kloster
thun oder ins Freudenhaus? sagte der Vater. Ich weiß uicht, was das
Bessere ist. — Ich wollte lieber eine Wanne voll Flöhe hüten als die Nonnen
im Frauenthal, sagte der Abt Johannes von Wettingen. — Es geschieht nichts
Neueres unter der Sonne, als wenn eine Klosterfrau freigebig wird. - Wo
Nonnen in: Hause sind, sitzt der Teufel im Schornstein. — Eine Nonne unter¬
richten und einem Tauben ein Liedlein singen, sind beides eitle Werke. — Zu
den sieben Sakramenten des Teufels gehört eine alte Nonne. — „Es find
Nvuuenthränen," d. h. Thränen ans unbefriedigter Liebesgier, weßhalb man
anch sagt: „Nonnenthränen brennen Locher in den Schleier." — Von jeher
war's junger Nonnen Brauch: Geistlich um den Kopf und weltlich um den
Bauch. — Ein Nonnenkloster ohne Hebmmnenstnhl ist ein Bauernhof ohne
Pfuhl. — Es hat nur drei keusche Nonnen gegeben: Die eine ist aus der
Welt entloffen, die andere ist im Bad ersoffen, und die dritte sucht mau noch.
Nonnenkeusch und Klostertreu sind seltene Pflänzlein. — Dreizehn Nonnen,
vierzehn Kinder. (Das läuft wohl nicht gerade ans Uebervölkerung hinaus,
Herr Moufang, aber mit Ihrem gütigen Wvhlnehmen am Ende wohl auch


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[0036] taugt sonst zu nichts. — Besser stumm geboren, als im Eselsstall des Klosters Ja schreien. — Man muß Gott außerhalb des Klosters suchen, nicht in dem¬ selben, sagt ein russisches Sprichwort. — Klosterglauben ist ein schlimm Wasser, das keinen Durst löscht. Wo das Kloster ein Stück Land hat, da hat der Teufel den Pflug darin. — Der Klöster Gottseligkeit ist ein Wald ohne Bäume. — Im Kloster ist der Mönch drei und außer dem Kloster dreißig faule Eier werth. — Wo wenig Klöster sind, da wird dem Evangelium wenig widerstritten. — Je näher dem Kloster, desto weiter von Gott — was man anch von Rom sagt. Darauf hin stellten sogar Untersnchungsgerichte ihre Vermuthungen an; denn im Salzburg'schen erschien einmal ein Steckbrief, worin es hieß: „Der verfolgte Postmeister dürfte, da er früher Aufgeber in einem Kloster war, und ein heuchlerisches Benehmen hat, nach Rom zu ge¬ flüchtet sein." — Ein Klosterinagen ist gleich dem Stiefel des heiligen Bene- dikt, beide find ohne Boden. — Je näher das Kloster, desto ärmer die Bauern. — Der Klöster Hosianna ist: Gelobet sei, der da kommt mit Säcken voll Silber und Gold. — Im Klosterschatten gehen die Weiber ans wie die Eierküchlein im Fett. — Klosterluft macht fruchtbar (also nicht enthaltsam, Herr Moufang). — Gott Lob und Dank, daß ich aus dem Kloster erlöst bin! rief der Mönch, als er in den Himmel kam, wo die Aepfel auf den Simsen braten und die Engel Schwänze haben. Denkt das Volk so über die Mönche, so hat es von den Nonnen keine bessere Meinung, wie uns das achtzehnte Kapitel unsrer Schrift zeigt. Wir begegnen da u. A. folgenden Sprüchen: Soll ich meine Tochter ins Kloster thun oder ins Freudenhaus? sagte der Vater. Ich weiß uicht, was das Bessere ist. — Ich wollte lieber eine Wanne voll Flöhe hüten als die Nonnen im Frauenthal, sagte der Abt Johannes von Wettingen. — Es geschieht nichts Neueres unter der Sonne, als wenn eine Klosterfrau freigebig wird. - Wo Nonnen in: Hause sind, sitzt der Teufel im Schornstein. — Eine Nonne unter¬ richten und einem Tauben ein Liedlein singen, sind beides eitle Werke. — Zu den sieben Sakramenten des Teufels gehört eine alte Nonne. — „Es find Nvuuenthränen," d. h. Thränen ans unbefriedigter Liebesgier, weßhalb man anch sagt: „Nonnenthränen brennen Locher in den Schleier." — Von jeher war's junger Nonnen Brauch: Geistlich um den Kopf und weltlich um den Bauch. — Ein Nonnenkloster ohne Hebmmnenstnhl ist ein Bauernhof ohne Pfuhl. — Es hat nur drei keusche Nonnen gegeben: Die eine ist aus der Welt entloffen, die andere ist im Bad ersoffen, und die dritte sucht mau noch. Nonnenkeusch und Klostertreu sind seltene Pflänzlein. — Dreizehn Nonnen, vierzehn Kinder. (Das läuft wohl nicht gerade ans Uebervölkerung hinaus, Herr Moufang, aber mit Ihrem gütigen Wvhlnehmen am Ende wohl auch

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/36>, abgerufen am 28.09.2024.