Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.und edeln Steinen beladen. Sieben Jahre, verkündete er ihnen, habe Gott "Ganz merkwürdig ist," so schließt Peschel diesen Abschnitt, "wie das Wenn Herodot schou die größten Reichthümer am Saume der damals und edeln Steinen beladen. Sieben Jahre, verkündete er ihnen, habe Gott „Ganz merkwürdig ist," so schließt Peschel diesen Abschnitt, „wie das Wenn Herodot schou die größten Reichthümer am Saume der damals <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0283" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138514"/> <p xml:id="ID_903" prev="#ID_902"> und edeln Steinen beladen. Sieben Jahre, verkündete er ihnen, habe Gott<lb/> den frommen Brandau nach dem glückseligen Lande suchen lassen, auf daß<lb/> ihm alle Geheimnisse des großen Oceans enthüllt würden. „Nach langer Zeit<lb/> aber", fügte der Bote des Herrn hinzu, „wird dieses Land euren Nachkommen<lb/> offenbar werden, wenn wir der Bedrängniß der Christenheit zu Hülfe kommen."<lb/> Und als Brandau noch weiteren Aufschluß in Betreff dieser Weissagung be¬<lb/> gehrte, erwiderte jener: „Wenn der allmächtige Schöpfer alle Geschlechter der<lb/> Menschen um sich versammelt, dann wird allen seinen Auserwählten dieses<lb/> Land gezeigt werden."</p><lb/> <p xml:id="ID_904"> „Ganz merkwürdig ist," so schließt Peschel diesen Abschnitt, „wie das<lb/> Mittelalter diese Sage zu lokalisiren verstand. Da dieselbe jedenfalls älter ist<lb/> als die Wiederauffindung der atlantischen Archipel jenseits der Briareischen<lb/> Straße, und da von jenen Inseln nur der Name der „Glückseligen" übrig ge¬<lb/> blieben war, so mußte man dort die Herrlichkeiten des Oeeans vermuthen;<lb/> denn seit Herodot Zeiten hat immer die Menschheit das irdische Eden an den<lb/> Enden der Welt, im äußersten Westen oder im äußersten Osten gesucht."</p><lb/> <p xml:id="ID_905" next="#ID_906"> Wenn Herodot schou die größten Reichthümer am Saume der damals<lb/> nur geahnten Welt suchte, so verlegte das spätere Alterthum die Ursprungs¬<lb/> länder der edeln Metalle — nicht ohne Berechtigung — in den fernen Osten.<lb/> Wo das viele Gold gewonnen wurde, welches die Perser zur Zeit des Dareios<lb/> besaßen, ist bis heute noch nicht völlig ermittelt. Die Alten halfen sich An¬<lb/> fangs damit, daß sie eine Goldinsel (Chryse) und eine Silberinsel (Argyre)<lb/> annahmen, die von Plinius und Solinus beide an die Jndusmündung ver¬<lb/> legt wird, während Mela die erstere vor das Vorgebirge Tcnnos, die andere aber<lb/> vor den Ausfluß des Ganges setzt. Ptolomäus kennt außer der Goldinsel,<lb/> die er weiter südwestlich im Meere sucht, noch eine goldene Chersones, die der<lb/> Halbinsel Malakka unsrer Karten entspricht, und wo sehr wahrscheinlich damals<lb/> ein starker Goldhandel betrieben wurde. Ein anderer Stapelplatz dieses Metalls<lb/> befand sich in Ophir, dem Sopora des Columbus, dem Sofala, wo die Araber<lb/> im Mittelalter ihre Kontanten für die indischen Märkte holten. Die Sage<lb/> aber wußte mehr. Die Kartenzeichner des früheren Mittelalters kannten Inseln<lb/> aus purem Gold oder Silber. Eine Karte aus dem zehnten Jahrhundert<lb/> verzeichnet im äußersten Osten Indiens einen „goldnen Berg". Auf einer<lb/> anderen älteren Karte schwimmen im Ocean, welcher die Welt umkreist, zwei<lb/> viereckige Inseln, Crise und Argisse, die uns auch auf einer in Turin befind¬<lb/> lichen Karte des zwölften Jahrhunderts begegnen. Der englische Geograph<lb/> Richard von Haldingham, der im vierzehnten Jahrhundert lebte, kennt in der<lb/> Mündung des persischen Meerbusens eine Crise sowohl wie eine Argire, sie<lb/> sind aber von einer dritten Insel begleitet, die Ophir heißt. Die Karte aus</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0283]
und edeln Steinen beladen. Sieben Jahre, verkündete er ihnen, habe Gott
den frommen Brandau nach dem glückseligen Lande suchen lassen, auf daß
ihm alle Geheimnisse des großen Oceans enthüllt würden. „Nach langer Zeit
aber", fügte der Bote des Herrn hinzu, „wird dieses Land euren Nachkommen
offenbar werden, wenn wir der Bedrängniß der Christenheit zu Hülfe kommen."
Und als Brandau noch weiteren Aufschluß in Betreff dieser Weissagung be¬
gehrte, erwiderte jener: „Wenn der allmächtige Schöpfer alle Geschlechter der
Menschen um sich versammelt, dann wird allen seinen Auserwählten dieses
Land gezeigt werden."
„Ganz merkwürdig ist," so schließt Peschel diesen Abschnitt, „wie das
Mittelalter diese Sage zu lokalisiren verstand. Da dieselbe jedenfalls älter ist
als die Wiederauffindung der atlantischen Archipel jenseits der Briareischen
Straße, und da von jenen Inseln nur der Name der „Glückseligen" übrig ge¬
blieben war, so mußte man dort die Herrlichkeiten des Oeeans vermuthen;
denn seit Herodot Zeiten hat immer die Menschheit das irdische Eden an den
Enden der Welt, im äußersten Westen oder im äußersten Osten gesucht."
Wenn Herodot schou die größten Reichthümer am Saume der damals
nur geahnten Welt suchte, so verlegte das spätere Alterthum die Ursprungs¬
länder der edeln Metalle — nicht ohne Berechtigung — in den fernen Osten.
Wo das viele Gold gewonnen wurde, welches die Perser zur Zeit des Dareios
besaßen, ist bis heute noch nicht völlig ermittelt. Die Alten halfen sich An¬
fangs damit, daß sie eine Goldinsel (Chryse) und eine Silberinsel (Argyre)
annahmen, die von Plinius und Solinus beide an die Jndusmündung ver¬
legt wird, während Mela die erstere vor das Vorgebirge Tcnnos, die andere aber
vor den Ausfluß des Ganges setzt. Ptolomäus kennt außer der Goldinsel,
die er weiter südwestlich im Meere sucht, noch eine goldene Chersones, die der
Halbinsel Malakka unsrer Karten entspricht, und wo sehr wahrscheinlich damals
ein starker Goldhandel betrieben wurde. Ein anderer Stapelplatz dieses Metalls
befand sich in Ophir, dem Sopora des Columbus, dem Sofala, wo die Araber
im Mittelalter ihre Kontanten für die indischen Märkte holten. Die Sage
aber wußte mehr. Die Kartenzeichner des früheren Mittelalters kannten Inseln
aus purem Gold oder Silber. Eine Karte aus dem zehnten Jahrhundert
verzeichnet im äußersten Osten Indiens einen „goldnen Berg". Auf einer
anderen älteren Karte schwimmen im Ocean, welcher die Welt umkreist, zwei
viereckige Inseln, Crise und Argisse, die uns auch auf einer in Turin befind¬
lichen Karte des zwölften Jahrhunderts begegnen. Der englische Geograph
Richard von Haldingham, der im vierzehnten Jahrhundert lebte, kennt in der
Mündung des persischen Meerbusens eine Crise sowohl wie eine Argire, sie
sind aber von einer dritten Insel begleitet, die Ophir heißt. Die Karte aus
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