Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.grüßen haben, der "in verwegner Abweichung von allen hergebrachten frommen "Die honigsüß von seinen Lippen floß, gelungen; er hat eben viel von diesem milton'schen Belial an sich, wenn das "Leg fortan das Seepter aus der Hand, oder: "Da hör' ich Lucifer und seh' ihn, der die Nacht Und als die Gilles der Empörung die Seele Satans offen ergriffen, da "Man will auf solche Art die Flügel Dir beschneiden." Aber der Feigling Miltons: "Für wackre That ist er nicht; ihm ist in der Entscheidungsschlacht der rechte Flügel anvertraut; "Seine Stirne trug er war vor den andern "ein erfahrner Rath Ihm scheint nun Vorbei's Apollyon zu entsprechen; diesem ist, weil er "zu grüßen haben, der „in verwegner Abweichung von allen hergebrachten frommen „Die honigsüß von seinen Lippen floß, gelungen; er hat eben viel von diesem milton'schen Belial an sich, wenn das „Leg fortan das Seepter aus der Hand, oder: „Da hör' ich Lucifer und seh' ihn, der die Nacht Und als die Gilles der Empörung die Seele Satans offen ergriffen, da „Man will auf solche Art die Flügel Dir beschneiden." Aber der Feigling Miltons: „Für wackre That ist er nicht; ihm ist in der Entscheidungsschlacht der rechte Flügel anvertraut; „Seine Stirne trug er war vor den andern „ein erfahrner Rath Ihm scheint nun Vorbei's Apollyon zu entsprechen; diesem ist, weil er „zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0263" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/138494"/> <p xml:id="ID_812" prev="#ID_811"> grüßen haben, der „in verwegner Abweichung von allen hergebrachten frommen<lb/> Vorstellungen" seinen Satan zu einer gemüthvollen Figur macht, die auf unsere<lb/> Theilnahme Anspruch hat. Zweifellos ist auch bei Vorbei der Satan eine<lb/> „großartige" Figur, nicht so warm und anziehend gezeichnet als im englischen<lb/> Gedichte, aber „teuflischer." Auch die übrige» bösen Engel bezeugen Vorbei's<lb/> große Meisterschaft; namentlich ist ihm Belzebub, der Repräsentant bestechender<lb/> Redekunst,</p><lb/> <quote> „Die honigsüß von seinen Lippen floß,<lb/> Mit leichtem Witze reifes Denken schlug,<lb/> Das Schlimmste als das Trefflichste empfahl,"</quote><lb/> <p xml:id="ID_813"> gelungen; er hat eben viel von diesem milton'schen Belial an sich, wenn das<lb/> Verhältniß so auszudrücken erlaubt ist: ein Hetzer, der Stimmung und Augen¬<lb/> blick zu benutzen weiß:</p><lb/> <quote> „Leg fortan das Seepter aus der Hand,<lb/> Ein niedrer ists, der dich dort oben überragt,"</quote><lb/> <p xml:id="ID_814"> oder:</p><lb/> <quote> „Da hör' ich Lucifer und seh' ihn, der die Nacht<lb/> Verjagt und sie vertreibt vom Angesicht des Himmels;<lb/> Wo er erscheint, da fängt es herrlich an zu tagen.<lb/> Sein wachsend Licht. - . > verlieret nicht an Glanz, ....<lb/> Die Gottheit betet man in ihm an-"</quote><lb/> <p xml:id="ID_815"> Und als die Gilles der Empörung die Seele Satans offen ergriffen, da<lb/> braucht er auch gerade Rede:</p><lb/> <quote> „Man will auf solche Art die Flügel Dir beschneiden."</quote><lb/> <p xml:id="ID_816"> Aber der Feigling Miltons:</p><lb/> <quote> „Für wackre That<lb/> Weibisch und träge"</quote><lb/> <p xml:id="ID_817"> ist er nicht; ihm ist in der Entscheidungsschlacht der rechte Flügel anvertraut;<lb/> „damit er uns die Flügel Stütze," sagt Uriel, und als nach Lucifer's Fall die<lb/> wilde Flucht beginnt, sucht er mit Belial, dem Führer des linken Flügels, das<lb/> Verderben — ohne Erfolg — aufzuhalten. — Bei Milton ist Belzebub der<lb/> „würdige Senator", der Rathgeber Satans,</p><lb/> <quote> „Seine Stirne trug<lb/> Der Ueberlegung tiefgcgrabne Spur,"</quote><lb/> <p xml:id="ID_818"> er war vor den andern</p><lb/> <quote> „ein erfahrner Rath<lb/> Der Sorge um das öffentliche Wohl."</quote><lb/> <p xml:id="ID_819" next="#ID_820"> Ihm scheint nun Vorbei's Apollyon zu entsprechen; diesem ist, weil er „zu<lb/> dem Dienst geschickt" erscheint, von Lucifer die Mission auf die Erde anvertraut,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0263]
grüßen haben, der „in verwegner Abweichung von allen hergebrachten frommen
Vorstellungen" seinen Satan zu einer gemüthvollen Figur macht, die auf unsere
Theilnahme Anspruch hat. Zweifellos ist auch bei Vorbei der Satan eine
„großartige" Figur, nicht so warm und anziehend gezeichnet als im englischen
Gedichte, aber „teuflischer." Auch die übrige» bösen Engel bezeugen Vorbei's
große Meisterschaft; namentlich ist ihm Belzebub, der Repräsentant bestechender
Redekunst,
„Die honigsüß von seinen Lippen floß,
Mit leichtem Witze reifes Denken schlug,
Das Schlimmste als das Trefflichste empfahl,"
gelungen; er hat eben viel von diesem milton'schen Belial an sich, wenn das
Verhältniß so auszudrücken erlaubt ist: ein Hetzer, der Stimmung und Augen¬
blick zu benutzen weiß:
„Leg fortan das Seepter aus der Hand,
Ein niedrer ists, der dich dort oben überragt,"
oder:
„Da hör' ich Lucifer und seh' ihn, der die Nacht
Verjagt und sie vertreibt vom Angesicht des Himmels;
Wo er erscheint, da fängt es herrlich an zu tagen.
Sein wachsend Licht. - . > verlieret nicht an Glanz, ....
Die Gottheit betet man in ihm an-"
Und als die Gilles der Empörung die Seele Satans offen ergriffen, da
braucht er auch gerade Rede:
„Man will auf solche Art die Flügel Dir beschneiden."
Aber der Feigling Miltons:
„Für wackre That
Weibisch und träge"
ist er nicht; ihm ist in der Entscheidungsschlacht der rechte Flügel anvertraut;
„damit er uns die Flügel Stütze," sagt Uriel, und als nach Lucifer's Fall die
wilde Flucht beginnt, sucht er mit Belial, dem Führer des linken Flügels, das
Verderben — ohne Erfolg — aufzuhalten. — Bei Milton ist Belzebub der
„würdige Senator", der Rathgeber Satans,
„Seine Stirne trug
Der Ueberlegung tiefgcgrabne Spur,"
er war vor den andern
„ein erfahrner Rath
Der Sorge um das öffentliche Wohl."
Ihm scheint nun Vorbei's Apollyon zu entsprechen; diesem ist, weil er „zu
dem Dienst geschickt" erscheint, von Lucifer die Mission auf die Erde anvertraut,
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