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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band.

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dadurch gemacht würde, daß die preußische Regierung einem aussichtsvvllen
Unternehmen die Zinsengarantie gewährte, die ganze Angelegenheit in Fluß
kommen und dann gewissermaßer das Eis gebrochen dauernd die Zurückl/al-
tung des Kapitals besiegt werden. Daher muß man den berechtigten Wunsch
hegen, daß endlich einmal etwas geschieht und das Zögern aufhört.




Ueger und Kegerbarone in Südcarolina.
ii.

Die Farbigen kennen auch unter sich gewisse Rangordnungen, ja ihre
Aristokratie unterscheidet sich von den Tieferstehenden womöglich noch strenger
und stolzer als die der Weißen sich von den andern Ständen abhebt. Dies
war schon vor dem Kriege der Fall. Die Art, wie man seine Vornehmheit
begründet, ist nach der Oertlichkeit verschieden, so daß eine Generalisirung der
verschiedenen Klassen unthunlich ist. Aber die Abstufungen von oben nach unter
gründen sich in der Regel ans öffentliche Stellung, Bedeutung in der Kirchen¬
gemeinschaft, Besitz von Geld und Grundeigenthum, auf den hohen oder niedern
Stand dessen, dem der Betreffende früher als Sklave gehört hat, und ans
Geburt in einer der Städte. Die, welche in Familien vornehmsten Ranges
zu Bedienten, Kutscher", Kannuermn'daher aufgewachsen sind, thun natürlich
sehr dick mit ihrer feingeschliffenen Haltung und Rede, und die, welche in
der Lage sind, für eigene Rechnung zu arbeiten, Land zu pachten und als
Farmer oder Gärtner sich ihren Unterhalt zu verdienen, den Schmied oder
den Zimmermann zu machen u. d. betrachten sich als erheblich höher stehend
als die, welche sich als Tagelöhner vermiethen müssen.

Die Weißen in Südcarolina sind, gleich allen Amerikanern, große Lieb¬
haber von militärischen Titeln. Die Neger mit ihrer bekannten Neigung, es
den Weißen gleich zu thun, sind in den letzten Jahren eifrigst bemüht gewesen,
sich Chargen in der Nationalgarde zu verschaffen, und so haben viele von
ihnen die Genugthuung, sich von Ihresgleichen Kapitän, Major oder gar Oberst
tituliren zu hören.

In seinen vier Pfählen ist der Farbige ein Tyrann der schlimmsten Art.
Seine Frau kocht gewöhnlich für ihn, und beide gehen mit den größeren
Kindern den Tag über auf Arbeit und Lohn, natürlich nur, wenn sie kein


Grenzboten Hi. 1877. 24

dadurch gemacht würde, daß die preußische Regierung einem aussichtsvvllen
Unternehmen die Zinsengarantie gewährte, die ganze Angelegenheit in Fluß
kommen und dann gewissermaßer das Eis gebrochen dauernd die Zurückl/al-
tung des Kapitals besiegt werden. Daher muß man den berechtigten Wunsch
hegen, daß endlich einmal etwas geschieht und das Zögern aufhört.




Ueger und Kegerbarone in Südcarolina.
ii.

Die Farbigen kennen auch unter sich gewisse Rangordnungen, ja ihre
Aristokratie unterscheidet sich von den Tieferstehenden womöglich noch strenger
und stolzer als die der Weißen sich von den andern Ständen abhebt. Dies
war schon vor dem Kriege der Fall. Die Art, wie man seine Vornehmheit
begründet, ist nach der Oertlichkeit verschieden, so daß eine Generalisirung der
verschiedenen Klassen unthunlich ist. Aber die Abstufungen von oben nach unter
gründen sich in der Regel ans öffentliche Stellung, Bedeutung in der Kirchen¬
gemeinschaft, Besitz von Geld und Grundeigenthum, auf den hohen oder niedern
Stand dessen, dem der Betreffende früher als Sklave gehört hat, und ans
Geburt in einer der Städte. Die, welche in Familien vornehmsten Ranges
zu Bedienten, Kutscher», Kannuermn'daher aufgewachsen sind, thun natürlich
sehr dick mit ihrer feingeschliffenen Haltung und Rede, und die, welche in
der Lage sind, für eigene Rechnung zu arbeiten, Land zu pachten und als
Farmer oder Gärtner sich ihren Unterhalt zu verdienen, den Schmied oder
den Zimmermann zu machen u. d. betrachten sich als erheblich höher stehend
als die, welche sich als Tagelöhner vermiethen müssen.

Die Weißen in Südcarolina sind, gleich allen Amerikanern, große Lieb¬
haber von militärischen Titeln. Die Neger mit ihrer bekannten Neigung, es
den Weißen gleich zu thun, sind in den letzten Jahren eifrigst bemüht gewesen,
sich Chargen in der Nationalgarde zu verschaffen, und so haben viele von
ihnen die Genugthuung, sich von Ihresgleichen Kapitän, Major oder gar Oberst
tituliren zu hören.

In seinen vier Pfählen ist der Farbige ein Tyrann der schlimmsten Art.
Seine Frau kocht gewöhnlich für ihn, und beide gehen mit den größeren
Kindern den Tag über auf Arbeit und Lohn, natürlich nur, wenn sie kein


Grenzboten Hi. 1877. 24
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[0193] dadurch gemacht würde, daß die preußische Regierung einem aussichtsvvllen Unternehmen die Zinsengarantie gewährte, die ganze Angelegenheit in Fluß kommen und dann gewissermaßer das Eis gebrochen dauernd die Zurückl/al- tung des Kapitals besiegt werden. Daher muß man den berechtigten Wunsch hegen, daß endlich einmal etwas geschieht und das Zögern aufhört. Ueger und Kegerbarone in Südcarolina. ii. Die Farbigen kennen auch unter sich gewisse Rangordnungen, ja ihre Aristokratie unterscheidet sich von den Tieferstehenden womöglich noch strenger und stolzer als die der Weißen sich von den andern Ständen abhebt. Dies war schon vor dem Kriege der Fall. Die Art, wie man seine Vornehmheit begründet, ist nach der Oertlichkeit verschieden, so daß eine Generalisirung der verschiedenen Klassen unthunlich ist. Aber die Abstufungen von oben nach unter gründen sich in der Regel ans öffentliche Stellung, Bedeutung in der Kirchen¬ gemeinschaft, Besitz von Geld und Grundeigenthum, auf den hohen oder niedern Stand dessen, dem der Betreffende früher als Sklave gehört hat, und ans Geburt in einer der Städte. Die, welche in Familien vornehmsten Ranges zu Bedienten, Kutscher», Kannuermn'daher aufgewachsen sind, thun natürlich sehr dick mit ihrer feingeschliffenen Haltung und Rede, und die, welche in der Lage sind, für eigene Rechnung zu arbeiten, Land zu pachten und als Farmer oder Gärtner sich ihren Unterhalt zu verdienen, den Schmied oder den Zimmermann zu machen u. d. betrachten sich als erheblich höher stehend als die, welche sich als Tagelöhner vermiethen müssen. Die Weißen in Südcarolina sind, gleich allen Amerikanern, große Lieb¬ haber von militärischen Titeln. Die Neger mit ihrer bekannten Neigung, es den Weißen gleich zu thun, sind in den letzten Jahren eifrigst bemüht gewesen, sich Chargen in der Nationalgarde zu verschaffen, und so haben viele von ihnen die Genugthuung, sich von Ihresgleichen Kapitän, Major oder gar Oberst tituliren zu hören. In seinen vier Pfählen ist der Farbige ein Tyrann der schlimmsten Art. Seine Frau kocht gewöhnlich für ihn, und beide gehen mit den größeren Kindern den Tag über auf Arbeit und Lohn, natürlich nur, wenn sie kein Grenzboten Hi. 1877. 24

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157647/193>, abgerufen am 28.09.2024.