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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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genügenden Gewinn abwerfen. Leben und leben lassen, ist ein gutes Sprüch-
wort, und es würde enrvpüischerseits nicht gerechtfertigt sein, wenn man die
dermaligen Preise unnatürlich hohe, nur dnrch die Habgier nud Willkür des
Ringes hervorgerufene bezeichnen wollte. Wir erinnern nur an die Jahre vor
1873, wo dieser amerikanische Leuchtstoff wegen seiner allgemein anerkannten
Wohlfeilheit täglich neue Abnehmer fand. Die Jahre nach 1873 verwöhnten
uns hinsichtlich der Petrolenmpreise, dasselbe stand aber während derselben un-
natürlich niedrig, und es konnte uicht so bleiben, wenn die Ausbeutung der
Oelbruuneu mit billigem Nutzen für die Besitzer und uicht mit Schaden oder
doch ohne Ueberschuß des Erlosch über die Kosten betrieben werden sollte.

Wir können also mit dein Verfasser unserer Schrift in dein sogenannten
Petroleumringe keine erhebliche dauernde Gefahr für deu Preis unseres mo¬
dernen Leuchtstoffes erkennen. Allerdings aber wird der europäische Großhandel
dnrch die plötzliche Preissteigerung, die vor etwa zehn Monaten eintrat, unan¬
genehm überrascht und beträchtlich beuachtheiligr worden sein, indem der damals
erfolgte Umschwung nur mäßige Lagervorräthe vorfand, wozu noch der Um¬
stand kam, daß unsere Importeure Verkaufsabschlüsseu uuter deu früheren
tiefgesnnkenen Preisen nachzukommen hatte, während die Kanfabschlüsse mit
Amerika gewöhnlich nicht über dreißig Tage lausen. Dieß ist aber um so
mehr zu beklagen, als der europäische Markt kurz vorher große Verluste erlitt,
da die Kaufleute sich 1872, Preissteigerungen befürchtend, mit großartigen
Vorräthen versehen hatten, die in deu nächsten drei Jahren zu stark gedrückten
Preisen umgesetzt werden mußten. Eine ähnliche Gefahr würde drohen, falls
der Petroleumring einmal versuchen sollte, die Notirungen zu ungerechtfertigter
Höhe emporzntreiven.

Um die hohe wirthschaftliche Bedeutung der Petroleum-Industrie für die
Vereinigten Staaten und insbesondere für Pennsylvanien zu erläutern, bedarf
es uicht langer Auseinandersetzungen. Der Gesammtwerth des 1859 bis 1875
produzirten Rohöles betrug 859,162,159 Mark, so daß auf jedes der sechzehn
Jahre durchschnittlich 52,697,635 Mark entfallen. Nehmen wir in runder Zahl
den Werth des gereinigten Petroleums dreimal größer um als den des rohen
Oeles, und sodann ein siebzigprozentiges Aufbringen, so ergibt sich ein jährliche
Werthziffer von 112 Millionen Mark, wobei noch von allen bei der Reinigung
des Oeles abfallenden Nebenprodukten wie Naphtha, Theer und Paraffin ab¬
gesehen ist. Man sollte meinen, diese Zahlen sprächen deutlicher, als alle Worte
es vermöchten.

Die Petroleum-Statistik für das Jahr 1876 gibt Stowels Petroleum-
Reporter in der Nummer vom 15. Februar d. I. Das Bild, das nur hier er¬
halten, ist in vieler Hinsicht bedeutmigsvoll, und so theilen wir aus den be-


genügenden Gewinn abwerfen. Leben und leben lassen, ist ein gutes Sprüch-
wort, und es würde enrvpüischerseits nicht gerechtfertigt sein, wenn man die
dermaligen Preise unnatürlich hohe, nur dnrch die Habgier nud Willkür des
Ringes hervorgerufene bezeichnen wollte. Wir erinnern nur an die Jahre vor
1873, wo dieser amerikanische Leuchtstoff wegen seiner allgemein anerkannten
Wohlfeilheit täglich neue Abnehmer fand. Die Jahre nach 1873 verwöhnten
uns hinsichtlich der Petrolenmpreise, dasselbe stand aber während derselben un-
natürlich niedrig, und es konnte uicht so bleiben, wenn die Ausbeutung der
Oelbruuneu mit billigem Nutzen für die Besitzer und uicht mit Schaden oder
doch ohne Ueberschuß des Erlosch über die Kosten betrieben werden sollte.

Wir können also mit dein Verfasser unserer Schrift in dein sogenannten
Petroleumringe keine erhebliche dauernde Gefahr für deu Preis unseres mo¬
dernen Leuchtstoffes erkennen. Allerdings aber wird der europäische Großhandel
dnrch die plötzliche Preissteigerung, die vor etwa zehn Monaten eintrat, unan¬
genehm überrascht und beträchtlich beuachtheiligr worden sein, indem der damals
erfolgte Umschwung nur mäßige Lagervorräthe vorfand, wozu noch der Um¬
stand kam, daß unsere Importeure Verkaufsabschlüsseu uuter deu früheren
tiefgesnnkenen Preisen nachzukommen hatte, während die Kanfabschlüsse mit
Amerika gewöhnlich nicht über dreißig Tage lausen. Dieß ist aber um so
mehr zu beklagen, als der europäische Markt kurz vorher große Verluste erlitt,
da die Kaufleute sich 1872, Preissteigerungen befürchtend, mit großartigen
Vorräthen versehen hatten, die in deu nächsten drei Jahren zu stark gedrückten
Preisen umgesetzt werden mußten. Eine ähnliche Gefahr würde drohen, falls
der Petroleumring einmal versuchen sollte, die Notirungen zu ungerechtfertigter
Höhe emporzntreiven.

Um die hohe wirthschaftliche Bedeutung der Petroleum-Industrie für die
Vereinigten Staaten und insbesondere für Pennsylvanien zu erläutern, bedarf
es uicht langer Auseinandersetzungen. Der Gesammtwerth des 1859 bis 1875
produzirten Rohöles betrug 859,162,159 Mark, so daß auf jedes der sechzehn
Jahre durchschnittlich 52,697,635 Mark entfallen. Nehmen wir in runder Zahl
den Werth des gereinigten Petroleums dreimal größer um als den des rohen
Oeles, und sodann ein siebzigprozentiges Aufbringen, so ergibt sich ein jährliche
Werthziffer von 112 Millionen Mark, wobei noch von allen bei der Reinigung
des Oeles abfallenden Nebenprodukten wie Naphtha, Theer und Paraffin ab¬
gesehen ist. Man sollte meinen, diese Zahlen sprächen deutlicher, als alle Worte
es vermöchten.

Die Petroleum-Statistik für das Jahr 1876 gibt Stowels Petroleum-
Reporter in der Nummer vom 15. Februar d. I. Das Bild, das nur hier er¬
halten, ist in vieler Hinsicht bedeutmigsvoll, und so theilen wir aus den be-


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[0064] genügenden Gewinn abwerfen. Leben und leben lassen, ist ein gutes Sprüch- wort, und es würde enrvpüischerseits nicht gerechtfertigt sein, wenn man die dermaligen Preise unnatürlich hohe, nur dnrch die Habgier nud Willkür des Ringes hervorgerufene bezeichnen wollte. Wir erinnern nur an die Jahre vor 1873, wo dieser amerikanische Leuchtstoff wegen seiner allgemein anerkannten Wohlfeilheit täglich neue Abnehmer fand. Die Jahre nach 1873 verwöhnten uns hinsichtlich der Petrolenmpreise, dasselbe stand aber während derselben un- natürlich niedrig, und es konnte uicht so bleiben, wenn die Ausbeutung der Oelbruuneu mit billigem Nutzen für die Besitzer und uicht mit Schaden oder doch ohne Ueberschuß des Erlosch über die Kosten betrieben werden sollte. Wir können also mit dein Verfasser unserer Schrift in dein sogenannten Petroleumringe keine erhebliche dauernde Gefahr für deu Preis unseres mo¬ dernen Leuchtstoffes erkennen. Allerdings aber wird der europäische Großhandel dnrch die plötzliche Preissteigerung, die vor etwa zehn Monaten eintrat, unan¬ genehm überrascht und beträchtlich beuachtheiligr worden sein, indem der damals erfolgte Umschwung nur mäßige Lagervorräthe vorfand, wozu noch der Um¬ stand kam, daß unsere Importeure Verkaufsabschlüsseu uuter deu früheren tiefgesnnkenen Preisen nachzukommen hatte, während die Kanfabschlüsse mit Amerika gewöhnlich nicht über dreißig Tage lausen. Dieß ist aber um so mehr zu beklagen, als der europäische Markt kurz vorher große Verluste erlitt, da die Kaufleute sich 1872, Preissteigerungen befürchtend, mit großartigen Vorräthen versehen hatten, die in deu nächsten drei Jahren zu stark gedrückten Preisen umgesetzt werden mußten. Eine ähnliche Gefahr würde drohen, falls der Petroleumring einmal versuchen sollte, die Notirungen zu ungerechtfertigter Höhe emporzntreiven. Um die hohe wirthschaftliche Bedeutung der Petroleum-Industrie für die Vereinigten Staaten und insbesondere für Pennsylvanien zu erläutern, bedarf es uicht langer Auseinandersetzungen. Der Gesammtwerth des 1859 bis 1875 produzirten Rohöles betrug 859,162,159 Mark, so daß auf jedes der sechzehn Jahre durchschnittlich 52,697,635 Mark entfallen. Nehmen wir in runder Zahl den Werth des gereinigten Petroleums dreimal größer um als den des rohen Oeles, und sodann ein siebzigprozentiges Aufbringen, so ergibt sich ein jährliche Werthziffer von 112 Millionen Mark, wobei noch von allen bei der Reinigung des Oeles abfallenden Nebenprodukten wie Naphtha, Theer und Paraffin ab¬ gesehen ist. Man sollte meinen, diese Zahlen sprächen deutlicher, als alle Worte es vermöchten. Die Petroleum-Statistik für das Jahr 1876 gibt Stowels Petroleum- Reporter in der Nummer vom 15. Februar d. I. Das Bild, das nur hier er¬ halten, ist in vieler Hinsicht bedeutmigsvoll, und so theilen wir aus den be-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/64>, abgerufen am 22.07.2024.