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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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Karusetiy den sogenannten dritten Sandstein durchstoßen und 21 Meter tiefer
den vierten angefahren, der per Tag durchschnittlich 636 Hektoliter oder 400
Faß Oel lieferte. Die Gesammtteufe dieses Bohrlochs ist 468 Meter, und es
gehört zu den tiefsten in Pennsylvanien. In demselben Jahre wurde, und
zwar im März, auch der sogenannte Modvedistrikt erschlossen.

Die bedeutenden Erfolge der pennsylvanischen Oelsucher regten allenthalben
die Lust zu schürfen an, überall begann man zu bohren, und an verschiedenen
Stellen mit Glück, namentlich wurde festgestellt, daß sich Petroleum in ziemlich
großen Quantitäten im Grenzgebiete zwischen den Staaten Tennessee und
Kentucky, zwischen Ohio und Virginien und in Kanada zwischen dem Erie-
nnd dem Huronsee fand. Doch wurden alle diese Fundorte von den penn¬
sylvanischen weit übertrafen, da man hier fortwährend neue, überaus reiche
Lager entdeckte und ein ungewöhnlich reines Produkt gewann. So nahmen
jene Staaten nur die Stellung von Trabanten Pennsylvaniens ein, und das
Gedeihen der Petroleumindustrie in ihnen hing ganz und gar von den Oel-
preisen ab, die das Centrum am Oil Creek diktirte. Und so ist es geblieben,
Pennsylvanien erzeugt noch heute mehr als drei Viertel des gescunmten Rossis
der Vereinigten Staaten, und Kanada ist für den Export gleich Null, es kann
mit dem von ihm gewonnenen Petroleum kaum dem heimischen Verbrauch ge¬
nügen. Einige Bedeutung haben hier nur die Fundstellen im Landwinkel zwi¬
schen dem Erie- und dem Hurousee, im Bezirk Enniskillen, insbesondere die
am Bear-Creek. Schon 1857 gewann man dort Naphtha und von 1860 an
auch Petroleum in ansehnlicher Menge. Dies hatte zur Folge, daß bald Hun¬
derte von Bohrlöchern am Bear-Creek mit wechselndem Erfolge abgestoßen
wurden, die 13 bis 39 Meter tief waren und 1860 etwa 15 Millionen Liter
Petroleum lieferten. 1861 hatte ein gewisser Shaw das Glück, in einer Tiefe
von 67 Metern plötzlich eine überfließende Oelquelle zu erschließen, die sich so
reichlich ergoß, daß man Anfangs in Verlegenheit war, wie man für die
tägliche Produktion von 2178 bis 2904 Hektolitern Fässer beschaffen solle.

Ueberreiche Springquellen wurden in rascher Folge noch mehrere erschlossen.
Die wunderbarste darunter war die von Black und Matheson im Bezirk Ennis¬
killen, die einen 7 Meter hohen Oelstrahl in die Luft entsendete und in der
Minute acht Fässer Oel jedes zu vierzig Gallonen ergoß, so daß viele Tausend
verloren gingen, bevor man dieser Eruption Meister werden konnte. Das
Bohrloch war nur 86 Meter tief. Wenn auch die Ergebnisse der kanadischen
Schurfthätigkeit im ganzen weit hinter denen der pennsylvanischen zurückbleiben,
so hatten sie doch den großen Vortheil, daß Dörfer in der Wildniß entstan¬
den, unbedeutende Ansiedelungen sich schnell in Städte mit mehreren Tausend


Karusetiy den sogenannten dritten Sandstein durchstoßen und 21 Meter tiefer
den vierten angefahren, der per Tag durchschnittlich 636 Hektoliter oder 400
Faß Oel lieferte. Die Gesammtteufe dieses Bohrlochs ist 468 Meter, und es
gehört zu den tiefsten in Pennsylvanien. In demselben Jahre wurde, und
zwar im März, auch der sogenannte Modvedistrikt erschlossen.

Die bedeutenden Erfolge der pennsylvanischen Oelsucher regten allenthalben
die Lust zu schürfen an, überall begann man zu bohren, und an verschiedenen
Stellen mit Glück, namentlich wurde festgestellt, daß sich Petroleum in ziemlich
großen Quantitäten im Grenzgebiete zwischen den Staaten Tennessee und
Kentucky, zwischen Ohio und Virginien und in Kanada zwischen dem Erie-
nnd dem Huronsee fand. Doch wurden alle diese Fundorte von den penn¬
sylvanischen weit übertrafen, da man hier fortwährend neue, überaus reiche
Lager entdeckte und ein ungewöhnlich reines Produkt gewann. So nahmen
jene Staaten nur die Stellung von Trabanten Pennsylvaniens ein, und das
Gedeihen der Petroleumindustrie in ihnen hing ganz und gar von den Oel-
preisen ab, die das Centrum am Oil Creek diktirte. Und so ist es geblieben,
Pennsylvanien erzeugt noch heute mehr als drei Viertel des gescunmten Rossis
der Vereinigten Staaten, und Kanada ist für den Export gleich Null, es kann
mit dem von ihm gewonnenen Petroleum kaum dem heimischen Verbrauch ge¬
nügen. Einige Bedeutung haben hier nur die Fundstellen im Landwinkel zwi¬
schen dem Erie- und dem Hurousee, im Bezirk Enniskillen, insbesondere die
am Bear-Creek. Schon 1857 gewann man dort Naphtha und von 1860 an
auch Petroleum in ansehnlicher Menge. Dies hatte zur Folge, daß bald Hun¬
derte von Bohrlöchern am Bear-Creek mit wechselndem Erfolge abgestoßen
wurden, die 13 bis 39 Meter tief waren und 1860 etwa 15 Millionen Liter
Petroleum lieferten. 1861 hatte ein gewisser Shaw das Glück, in einer Tiefe
von 67 Metern plötzlich eine überfließende Oelquelle zu erschließen, die sich so
reichlich ergoß, daß man Anfangs in Verlegenheit war, wie man für die
tägliche Produktion von 2178 bis 2904 Hektolitern Fässer beschaffen solle.

Ueberreiche Springquellen wurden in rascher Folge noch mehrere erschlossen.
Die wunderbarste darunter war die von Black und Matheson im Bezirk Ennis¬
killen, die einen 7 Meter hohen Oelstrahl in die Luft entsendete und in der
Minute acht Fässer Oel jedes zu vierzig Gallonen ergoß, so daß viele Tausend
verloren gingen, bevor man dieser Eruption Meister werden konnte. Das
Bohrloch war nur 86 Meter tief. Wenn auch die Ergebnisse der kanadischen
Schurfthätigkeit im ganzen weit hinter denen der pennsylvanischen zurückbleiben,
so hatten sie doch den großen Vortheil, daß Dörfer in der Wildniß entstan¬
den, unbedeutende Ansiedelungen sich schnell in Städte mit mehreren Tausend


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/60>, abgerufen am 24.08.2024.