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Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.

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eines Ritters Trugses ans Pommern, des Techants von Basel und eines
Edelmannes Merschbrach genannt."

"Zu Rohan*) fand ich den König aus Frankreich, ungefährlichen 15 in
16 Jahr alt. Beim Könige war dazumal seine Schwester, welche dem Fürsten
von Beanjeu vertobet war**), auch faud ich allda den Fürsten von Bourbon,
welcher älter, denn der Fürst von Beanjen, und sein des Fürsten von Bourbon
rechter Bruder. Der Jünger aber in ihrem Geschlecht hat das Regiment vor
allen andern seinen Brüdern, auch war beim Könige der Fürst von Orleans***),
bei 20 Jahren alt, ist der aeltest und würdigst unter allen Fürsten in Frank¬
reich, denn wo der König todeshalben abgebet, wird der älter aus seinem Ge¬
schlecht oder er selbsten zum Könige und ins Regiment genommen und er¬
wählet. Es war auch beim Könige der Herzog von Lothringens), der Fürst
von Oraniesff) und andre Fürsten mehr, sambt dem Könige in zwölf Per¬
sonen, auch waren allda etliche Engelländische Herren, die aus Engelland ent¬
ronnen, unter denen war auch der Graf von Rotgemundtfff), welcher vermeinet
hatte König von Engelland zu werden."

"Montag vor Georgi ffff) kam ich gen Rouen und an Se. Georgen Tage
gab mir der König Audienz und Verhör in Gegenwart vieler Fürsten. Es
gäbe mir ans mein Werben und Vortragen in's Königs Namen der Bischof
von Perigord Antwort und Bescheid, nämlich Seiner Königlichen Majestät wollte
nach meinem Begehr alles verschaffen und thun, meine Bitte aber hielte nichts
anders in sich, denn daß mir die Schreiben, welche mir zu Chiza genommen,
wiedergegeben werden möchten; konnte aber nicht sein. Der König trug zwar
daran keine Schuld, denn er der Seinigen ganz unmächtig war, die Fürsten
und Herren am Hofe aber, so wohl die Secretarien, welche den König ihres
Gefallens regirten, wußten nur sehr wohl, wie sich die Sachen verhielten und
was es vor eine Gelegenheit hatte um die Schreiben, so mir entwendet waren.
Ob nnn dies die Ursache war, daß sie dem Herzog Maximilian zu wollten,
dein ich doch nie gedienet, oder ob sie solches des Kaisers wegen, von dem ick)









Rouen.
**) Anna. Oben in der Anmerkung genannt.
***) Der Herzog von Orleans war damals grade einer Aufforderung Anna's folgend für
eine kurze Zeit bei Hofe erschienen, ohne daß dadurch eine Verständigung herbeigeführt
worden wäre.
f) Rene II., von Annas Partei.
ff) Orange.
fff) Heinrich Graf von Richmond, uoch in demselben Jahre Heinrich VII. König von
England. Er war grade damals aufs eifrigste mit den Vorbereitungen zur Landung be¬
schäftigt und hatte Rouen zum Sammelplatz seiner Getreuen gemacht,
ffff) 18. April 148S.

eines Ritters Trugses ans Pommern, des Techants von Basel und eines
Edelmannes Merschbrach genannt."

„Zu Rohan*) fand ich den König aus Frankreich, ungefährlichen 15 in
16 Jahr alt. Beim Könige war dazumal seine Schwester, welche dem Fürsten
von Beanjeu vertobet war**), auch faud ich allda den Fürsten von Bourbon,
welcher älter, denn der Fürst von Beanjen, und sein des Fürsten von Bourbon
rechter Bruder. Der Jünger aber in ihrem Geschlecht hat das Regiment vor
allen andern seinen Brüdern, auch war beim Könige der Fürst von Orleans***),
bei 20 Jahren alt, ist der aeltest und würdigst unter allen Fürsten in Frank¬
reich, denn wo der König todeshalben abgebet, wird der älter aus seinem Ge¬
schlecht oder er selbsten zum Könige und ins Regiment genommen und er¬
wählet. Es war auch beim Könige der Herzog von Lothringens), der Fürst
von Oraniesff) und andre Fürsten mehr, sambt dem Könige in zwölf Per¬
sonen, auch waren allda etliche Engelländische Herren, die aus Engelland ent¬
ronnen, unter denen war auch der Graf von Rotgemundtfff), welcher vermeinet
hatte König von Engelland zu werden."

„Montag vor Georgi ffff) kam ich gen Rouen und an Se. Georgen Tage
gab mir der König Audienz und Verhör in Gegenwart vieler Fürsten. Es
gäbe mir ans mein Werben und Vortragen in's Königs Namen der Bischof
von Perigord Antwort und Bescheid, nämlich Seiner Königlichen Majestät wollte
nach meinem Begehr alles verschaffen und thun, meine Bitte aber hielte nichts
anders in sich, denn daß mir die Schreiben, welche mir zu Chiza genommen,
wiedergegeben werden möchten; konnte aber nicht sein. Der König trug zwar
daran keine Schuld, denn er der Seinigen ganz unmächtig war, die Fürsten
und Herren am Hofe aber, so wohl die Secretarien, welche den König ihres
Gefallens regirten, wußten nur sehr wohl, wie sich die Sachen verhielten und
was es vor eine Gelegenheit hatte um die Schreiben, so mir entwendet waren.
Ob nnn dies die Ursache war, daß sie dem Herzog Maximilian zu wollten,
dein ich doch nie gedienet, oder ob sie solches des Kaisers wegen, von dem ick)









Rouen.
**) Anna. Oben in der Anmerkung genannt.
***) Der Herzog von Orleans war damals grade einer Aufforderung Anna's folgend für
eine kurze Zeit bei Hofe erschienen, ohne daß dadurch eine Verständigung herbeigeführt
worden wäre.
f) Rene II., von Annas Partei.
ff) Orange.
fff) Heinrich Graf von Richmond, uoch in demselben Jahre Heinrich VII. König von
England. Er war grade damals aufs eifrigste mit den Vorbereitungen zur Landung be¬
schäftigt und hatte Rouen zum Sammelplatz seiner Getreuen gemacht,
ffff) 18. April 148S.
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[0512] eines Ritters Trugses ans Pommern, des Techants von Basel und eines Edelmannes Merschbrach genannt." „Zu Rohan*) fand ich den König aus Frankreich, ungefährlichen 15 in 16 Jahr alt. Beim Könige war dazumal seine Schwester, welche dem Fürsten von Beanjeu vertobet war**), auch faud ich allda den Fürsten von Bourbon, welcher älter, denn der Fürst von Beanjen, und sein des Fürsten von Bourbon rechter Bruder. Der Jünger aber in ihrem Geschlecht hat das Regiment vor allen andern seinen Brüdern, auch war beim Könige der Fürst von Orleans***), bei 20 Jahren alt, ist der aeltest und würdigst unter allen Fürsten in Frank¬ reich, denn wo der König todeshalben abgebet, wird der älter aus seinem Ge¬ schlecht oder er selbsten zum Könige und ins Regiment genommen und er¬ wählet. Es war auch beim Könige der Herzog von Lothringens), der Fürst von Oraniesff) und andre Fürsten mehr, sambt dem Könige in zwölf Per¬ sonen, auch waren allda etliche Engelländische Herren, die aus Engelland ent¬ ronnen, unter denen war auch der Graf von Rotgemundtfff), welcher vermeinet hatte König von Engelland zu werden." „Montag vor Georgi ffff) kam ich gen Rouen und an Se. Georgen Tage gab mir der König Audienz und Verhör in Gegenwart vieler Fürsten. Es gäbe mir ans mein Werben und Vortragen in's Königs Namen der Bischof von Perigord Antwort und Bescheid, nämlich Seiner Königlichen Majestät wollte nach meinem Begehr alles verschaffen und thun, meine Bitte aber hielte nichts anders in sich, denn daß mir die Schreiben, welche mir zu Chiza genommen, wiedergegeben werden möchten; konnte aber nicht sein. Der König trug zwar daran keine Schuld, denn er der Seinigen ganz unmächtig war, die Fürsten und Herren am Hofe aber, so wohl die Secretarien, welche den König ihres Gefallens regirten, wußten nur sehr wohl, wie sich die Sachen verhielten und was es vor eine Gelegenheit hatte um die Schreiben, so mir entwendet waren. Ob nnn dies die Ursache war, daß sie dem Herzog Maximilian zu wollten, dein ich doch nie gedienet, oder ob sie solches des Kaisers wegen, von dem ick) Rouen. **) Anna. Oben in der Anmerkung genannt. ***) Der Herzog von Orleans war damals grade einer Aufforderung Anna's folgend für eine kurze Zeit bei Hofe erschienen, ohne daß dadurch eine Verständigung herbeigeführt worden wäre. f) Rene II., von Annas Partei. ff) Orange. fff) Heinrich Graf von Richmond, uoch in demselben Jahre Heinrich VII. König von England. Er war grade damals aufs eifrigste mit den Vorbereitungen zur Landung be¬ schäftigt und hatte Rouen zum Sammelplatz seiner Getreuen gemacht, ffff) 18. April 148S.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341825_157645/512>, abgerufen am 25.08.2024.