Die Grenzboten. Jg. 36, 1877, II. Semester. II. Band.von Narbon, der jetzund wider den König ein Rebell, die älteste Tochter Anna ') Raumes.
von Narbon, der jetzund wider den König ein Rebell, die älteste Tochter Anna ') Raumes.
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von Narbon, der jetzund wider den König ein Rebell, die älteste Tochter Anna
von 8 Jahren und 9 Monat, die jüngste, Eusebia genannt, 7 Jahr alt. Aus
Nantis reisete ich ans Sonntags Palmarum (?) und kam neun Meilen gen
Nozay ein Dorf, von bannen 12 Meilen bis in die Stadt Rennis,*) die fast
groß und größer denn Nantis, eines die größeste Stadt in ganz Brittauien.
alldaselbst that die Jungfrau Maria große Zeichen und Wunderwerk. Acht
Meilen zu Unser lieben Frauen, ein Dorf, allda geschehen auch große Mirakel.
Drei Meilen gen Padessvn, ein Dorf, ist des Königs von Frankreich, in Nor-
mcinien gelegen, nud vor diesem Dorf oder Märktlein ist eine Brücke, die
scheidet Britanien von Normcinien, so wir Normandien nennen. 2 Meilen gen
Se. Michael, da ist die Stadt unten am Berge, das Meer gehet rings umbher,
und wann das Meer fällt, mag man zu Roß und Fuß frei wandeln, wann
aber das Meer steiget, kann man allein mit Schiffen dahin kommen. In dero-
selbm Stadt und Se. Michaelis Kirchen hab ich einen Schild in der Größe
eines halben Bogen Papiers gesehen von altem Messing gemacht und einen
kurzen Degen, welchen doch die Mönche alldaselbst, welche Benedictinerordeus,
ein Schwerd nennen, von Kupfer gemacht und die Scheiden von Messing, un¬
gefährlichen anderthalb Spannen lang und in zweier Finger breit. Als ich
aber von denselben Brüdern mich befragete, was der Schild zuhandt dem
Stoßdegen oder Tvllich bedeutet, antworteten mir dieselben ?r^trss iZ-rlorantias,
so nicht fast gehöret waren, Se. Michael hätte den Teufel damit überwunden.
Darauf ich sprach: Es wäre meines Bednickens unmöglich, daß ein Geist, wie
denn die Engel nichts andres, den Teufel, welcher gleichfalls ein Geist mit
leiblichen Waffen, als Schwerd und Schild, überwinden möchte, deun gewiß
daß alle bösen Geister allem aus Kraft und Macht Gottes vertrieben werden
müssen. Darauf troffen sie mit Schanden von mir hinweg. Bald höret ich
eine andere Lügen oder Unwahrheit, welche ich doch mich nicht glaube, nämlich
es wäre vor dieser Stadt Se. Michaelis ein großer Trache gewesen, nun hätte
ein König aus Island dem heiligen Michaeli mit ganzer Andacht gedienet,
auch mit seinem innigen Gebete treulich gebeten, ihn und die Seinigen von
solcher Gewalt des ungeheure» Tranben zu befreien und erlösen. Darauf hätte
man nach etlichen Tagen des Königes Gebetes erwähnten Tranben tot und
obgemelten Schild und Schwerd auf ihm liegend gefunden. Auf das hätten
alle Ritter und Edelleute, so allda hinkommen wären, dem heiligen Michaeli
zu Ehren ihre Schild und Schwerd geopfert und in die Kirchen gegeben.
Allda sahe ich des Herzogen oder Grafen Heinrich vou Wirtenberg Waffen,
') Raumes.
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